Tote und Verletzte bei Explosion in Beirut
Der Libanon steckt in einer schweren Krise. Inmitten politischer Turbulenzen kommt es am Hafen von Beirut zu einer Explosion, die kilometerweit spürbar ist. Helfer berichten von dramatischen Szenen.
Bei einer verheerenden Explosion am Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut hat es am Dienstagabend mindestens 50 Tote und 2750 Verletzte gegeben. Sicherheitsbehörden vermuteten veraltetes explosives Material als Auslöser.
(dpa) In der libanesischen Hauptstadt Beirut hat sich am Dienstag eine gewaltige Explosion mit mindestens Dutzenden Toten und rund 2750 Verletzten ereignet. Über der Stadt stieg am frühen Abend eine riesige Rauchwolke auf. Eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur berichtete von einer starken Erschütterung im Zentrum und von großen Schäden. Die Explosion war noch im 200 Kilometer entfernten Zypern zu hören und zu spüren. Weite Teile des Hafens wurden dem Erdboden gleich gemacht.
Gesundheitsminister Hassan Hamad sagte Reportern am Abend vor einem Krankenhaus, nach vorläufigen Zahlen seien mindestens 50 Menschen getötet und 2750 verletzt worden. Der Generalsekretär des libanesischen Roten Kreuzes, Georges Kettaneh, berichtete der dpa ebenfalls von mehr als 2000 Verletzten. Augenzeugen sprachen von Leichen auf den Straßen und Menschen, die unter Trümmern verborgen seien. Die Armee half, Verletzte in Krankenhäuser zu bringen. Bürger wurden aufgerufen, Blut zu spenden.
Im Internet kursierten Fotos von zerstörten Fenstern an Wohnhäusern und Trümmern auf den Straßen. Dutzende Autos wurden beschädigt. Ein Polizist sagte, die Schäden erstreckten sich kilometerweit. Kurz nach der Explosion fielen Telefon und Internet in der Stadt aus. „Wir saßen in unserem Wohnzimmer, und plötzlich fielen uns die Wand und Glas auf den Kopf“, sagte ein Anwohner namens Rumi. Der Hafen liegt nur wenige Kilometer von der Innenstadt Beiruts entfernt.
Die Hintergründe blieben zunächst unklar. Die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete zunächst, am Hafen sei in einem Lagerhaus in der Nähe mehrerer Getreidespeicher Feuer ausgebrochen. Innenminister Mohammed Fahmi sagte, nach vorläufigen Informationen sei ein hochexplosives Material detoniert, das seit Jahren am Hafen gelagert wurde. Anderen Berichten zufolge ereignete sich die Explosion in einem Lager für Feuerwerkskörper. Hinweise auf einen Anschlag oder einen politischen Hintergrund hatte es am Abend zunächst nicht gegeben. Wenige Kilometer vom Ort der Explosion entfernt waren 2005 der damalige libanesische Ministerpräsident Rafik Hariri und 21 weitere Menschen bei einem Sprengstoffanschlag getötet worden. Die Residenz seines Sohnes, der frühere Ministerpräsident Saad Hariri, wurde bei der
„Wir saßen im Wohnzimmer, und plötzlich fielen uns die Wand und Glas auf den Kopf.“Rumi Ein Anwohner
Explosion am Dienstag ebenfalls beschädigt.
An diesem Freitag will das UN-Libanon-Sondertribunal in Den Haag sein Urteil gegen vier Angeklagte in dem Fall von 2005 verkünden. Viele Libanon machen die Führung des Nachbarlandes Syrien für den Anschlag auf Hariri verantwortlich. Er hatte vor seinem Tod den Abzug der damals im Libanon stationierten syrischen Truppen verlangt. „Wir haben keine Informationen darüber, was genau passiert ist und was der Auslöser war, ob es ein Unfall oder ein herbeigeführter Akt war“, sagte ein UN-Sprecher kurz nach der Tat am Dienstag in New York. „Zu diesem Zeitpunkt sind unsere Gedanken bei den Menschen im Libanon.
Was auch immer passiert ist: Wir hoffen, dass der Schaden begrenzt ist und dass die Sicherheit des libanesischen Volkes garantiert ist.“
Regierungschef Hassan Diab erklärte den Mittwoch zum Tag landesweiter Trauer in Gedenken an die Opfer. Präsident Michel Aoun berief eine Dringlichkeitssitzung des Nationalen Verteidigungsrats ein.