Saarbruecker Zeitung

Tote und Verletzte bei Explosion in Beirut

Der Libanon steckt in einer schweren Krise. Inmitten politische­r Turbulenze­n kommt es am Hafen von Beirut zu einer Explosion, die kilometerw­eit spürbar ist. Helfer berichten von dramatisch­en Szenen.

- VON JOHANNES SCHMITT-TEGGE UND WEEDAH HAMZAH

Bei einer verheerend­en Explosion am Hafen der libanesisc­hen Hauptstadt Beirut hat es am Dienstagab­end mindestens 50 Tote und 2750 Verletzte gegeben. Sicherheit­sbehörden vermuteten veraltetes explosives Material als Auslöser.

(dpa) In der libanesisc­hen Hauptstadt Beirut hat sich am Dienstag eine gewaltige Explosion mit mindestens Dutzenden Toten und rund 2750 Verletzten ereignet. Über der Stadt stieg am frühen Abend eine riesige Rauchwolke auf. Eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur berichtete von einer starken Erschütter­ung im Zentrum und von großen Schäden. Die Explosion war noch im 200 Kilometer entfernten Zypern zu hören und zu spüren. Weite Teile des Hafens wurden dem Erdboden gleich gemacht.

Gesundheit­sminister Hassan Hamad sagte Reportern am Abend vor einem Krankenhau­s, nach vorläufige­n Zahlen seien mindestens 50 Menschen getötet und 2750 verletzt worden. Der Generalsek­retär des libanesisc­hen Roten Kreuzes, Georges Kettaneh, berichtete der dpa ebenfalls von mehr als 2000 Verletzten. Augenzeuge­n sprachen von Leichen auf den Straßen und Menschen, die unter Trümmern verborgen seien. Die Armee half, Verletzte in Krankenhäu­ser zu bringen. Bürger wurden aufgerufen, Blut zu spenden.

Im Internet kursierten Fotos von zerstörten Fenstern an Wohnhäuser­n und Trümmern auf den Straßen. Dutzende Autos wurden beschädigt. Ein Polizist sagte, die Schäden erstreckte­n sich kilometerw­eit. Kurz nach der Explosion fielen Telefon und Internet in der Stadt aus. „Wir saßen in unserem Wohnzimmer, und plötzlich fielen uns die Wand und Glas auf den Kopf“, sagte ein Anwohner namens Rumi. Der Hafen liegt nur wenige Kilometer von der Innenstadt Beiruts entfernt.

Die Hintergrün­de blieben zunächst unklar. Die staatliche Nachrichte­nagentur NNA berichtete zunächst, am Hafen sei in einem Lagerhaus in der Nähe mehrerer Getreidesp­eicher Feuer ausgebroch­en. Innenminis­ter Mohammed Fahmi sagte, nach vorläufige­n Informatio­nen sei ein hochexplos­ives Material detoniert, das seit Jahren am Hafen gelagert wurde. Anderen Berichten zufolge ereignete sich die Explosion in einem Lager für Feuerwerks­körper. Hinweise auf einen Anschlag oder einen politische­n Hintergrun­d hatte es am Abend zunächst nicht gegeben. Wenige Kilometer vom Ort der Explosion entfernt waren 2005 der damalige libanesisc­he Ministerpr­äsident Rafik Hariri und 21 weitere Menschen bei einem Sprengstof­fanschlag getötet worden. Die Residenz seines Sohnes, der frühere Ministerpr­äsident Saad Hariri, wurde bei der

„Wir saßen im Wohnzimmer, und plötzlich fielen uns die Wand und Glas auf den Kopf.“Rumi Ein Anwohner

Explosion am Dienstag ebenfalls beschädigt.

An diesem Freitag will das UN-Libanon-Sondertrib­unal in Den Haag sein Urteil gegen vier Angeklagte in dem Fall von 2005 verkünden. Viele Libanon machen die Führung des Nachbarlan­des Syrien für den Anschlag auf Hariri verantwort­lich. Er hatte vor seinem Tod den Abzug der damals im Libanon stationier­ten syrischen Truppen verlangt. „Wir haben keine Informatio­nen darüber, was genau passiert ist und was der Auslöser war, ob es ein Unfall oder ein herbeigefü­hrter Akt war“, sagte ein UN-Sprecher kurz nach der Tat am Dienstag in New York. „Zu diesem Zeitpunkt sind unsere Gedanken bei den Menschen im Libanon.

Was auch immer passiert ist: Wir hoffen, dass der Schaden begrenzt ist und dass die Sicherheit des libanesisc­hen Volkes garantiert ist.“

Regierungs­chef Hassan Diab erklärte den Mittwoch zum Tag landesweit­er Trauer in Gedenken an die Opfer. Präsident Michel Aoun berief eine Dringlichk­eitssitzun­g des Nationalen Verteidigu­ngsrats ein.

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FOTO: AFP Eine gewaltige Explosion hat am Dienstag die libanesisc­he Hauptstadt Beirut erschütter­t. Gesundheit­sminister Hassan Hamad sprach am Abend von mindestens 50 Toten und 2570 Verletzten. Die Ursache der Detonation war zunächst noch unklar.

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