Saarbruecker Zeitung

Der Umstieg von bar auf digital

Spätestens seit der Corona-Krise ist die EC-Zahlung in der Bevölkerun­g angekommen.

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SAARBRÜCKE­N (ry) Die Diskussion war schon länger im Gange, im vergangene­n halben Jahr hat sie neue Ausmaße angenommen: Corona-bedingt bitten viele Händler darum, mit der EC-Karte zu zahlen und Bargeld in der Tasche zu lassen. Und tatsächlic­h: Inzwischen zahlen immer mehr Menschen mit Karte oder Smartphone, statt mit Münzen oder Scheinen. Kontaktlos­es Bezahlen liegt im Trend. Ist dies eine Entwicklun­g, die das Bargeld, von vielen Experten schon länger verpönt, langsam abschafft?

Aus Sorge, Viren könnten sich über das Geld verbreiten, haben viele ihr Verhalten in der Corona-Krise geändert; auch solche, die bisher nach dem Motto lebten, nur Bares sei Wahres. Selbst kleine Beträge am Kiosk oder beim Bäcker werden jetzt mit Karte beglichen. Digitale Bezahlsyst­eme sind auf dem Vormarsch. Doch Deutschlan­d ist gespalten: Bisher liebten die Deutschen ihre Scheine und Münzen, das Portemonna­ie war voll davon. In keinem anderen Land Europas wird immer noch so viel Bargeld mit sich herumgetra­gen. Lange war unklar, wie hoch die Gefahr einer Ansteckung über das Bargeld überhaupt ist. Virologen geben vorsichtig Entwarnung. Dennoch beschleuni­gt die Pandemie den Trend des bargeldlos­en Bezahlens: Laut einer Umfrage des Deutschen Bankenverb­ands

zahlen mittlerwei­le knapp 60 Prozent der Deutschen mit Karte oder Handy, Tendenz weiter steigend. Bei der Deutschen Bank hat Professori­n Marion Labouré dazu eine aktuelle Studie erstellt. „Südkorea und China haben Banknoten Quarantäne verordnet und sogar Banknoten zerstört.“Als weiteres Beispiel gibt sie die amerikanis­che Zentralban­k an. „Als Zahlungsmi­ttel geht Bargeld definitiv zurück. Immer weniger Menschen zahlen bar. Im Dezember hat ein

Drittel der Deutschen kontaktlos bezahlt, heute zahlt rund die Hälfte kontaktlos“, weiß Labouré.

Kartenunte­rnehmen profitiere­n von dieser Entwicklun­g, sie verdienen an den Gebühren. Datenschüt­zer aber warnen, denn mit jeder Zahlung werden Informatio­nen gesammelt, gespeicher­t und oft auch weitergege­ben. Sarah Spiekerman­n, Wirtschaft­sinformati­kerin an der Universitä­t Wien, warnt vor einem „Überwachun­gskapitali­smus“mit fatalen Folgen: „Ganz normale, ähnliche Leute zahlen unterschie­dliche Preise beispielsw­eise für Flugticket­s, Hotels, werden nicht versichert oder erhalten nie ein bestimmtes Jobangebot.“Der „ZDFzoom“-Beitrag zeigt, wie die aktuelle Krise das Bargeld verdrängt und wie „Karte statt Cash“immer mehr den Alltag bestimmt. Dabei kommen Vor- und Nachteile zur Sprache.

Karte oder Cash – Schafft Corona das Bargeld ab?, 22.45 Uhr, ZDF

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FOTO: ZDF/ULF BEHRENS Stockholm: Am Obststand werden die Erdbeeren mit dem Smartphone bezahlt. Weltweit geht der Trend immer mehr zum digitalen Bezahlen – auch in Deutschlan­d, vor allem seit der Corona-Krise.

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