„Das Drumherum ist das, was zählt“
Musik ist für Peter Hinschberger weit mehr als ein Hobby: Den Ensheimer Musikverein sieht er als seine zweite Familie.
Eigentlich soll Peter Hinschberger auf dem Ensheimer Feld nur Stillhalten und nett in die Kamera gucken, doch bei strahlendem Sonnenschein und wunderbarem Panorama gehen mit dem Ensheimer die Musik-Gäule durch. Spontan trällert der 55-Jährige auf seinem Tenorhorn ein paar Lieder an. „Das ist doch herrlich hier. Musik und Landwirtschaft sind große Hobbys von mir, da muss ich einfach einen spielen“, sagt Hinschberger. Seine gesamte Familie ist musikverrückt und spielt im Musikverein Arion in Ensheim. Sein Vater Arnold war 30 Jahre lang Notenwart im Verein und fädelte die Tenorhorn-Karriere seines Sohnes geschickt ein.
„Das war 1978, ich war zwölf Jahre alt und wollte eigentlich Trompete lernen. Mein Vater machte mir das Tenorhorn so schmackhaft, dass ich damit anfing und auch dabei blieb. Später erfuhr ich, dass im Verein Tenorhörner knapp waren und Nachwuchs her musste“, erzählt Hinschberger eine von vielen lustigen Geschichten, die er in Zusammenhang mit Musik und seinem Verein schon erlebt hat. „Wenn man es genau nimmt, geht es gar nicht um die Musik. Das Drumherum ist das, was zählt. Wir waren in all den Jahren in ganz Deutschland und darüber hinaus unterwegs. Wir hatten unzählige Auftritte, haben sehr viel erlebt und viele Freunde kennengelernt. Wir haben aber auch schon zusammen getrauert und Musikkameraden zu Grabe getragen. Es ist dieses Gefühl von Familie und Zusammengehörigkeit, das unser Vereinsleben mit allem Drum und Dran ausmacht“, weißt der Ur-Ensheimer mit schweizer Wurzeln.
Neben Musik, Landwirtschaft und Skifahren ist auch die Ahnenforschung ein Hobby von Peter Hinschberger. „Im 17. Jahrhundert sind die Hinschbergers aus der Schweiz in die ganze Welt ausgewandert. Es gibt Sie überall. Mein Ur-Ur-Ur-Opa kam nach Deutschland. Auch in Lothringen in Frankreich haben sich viele niedergelassen. Die heißen dort aber Hinsberger ohne das ,ch’, da die Franzosen kein ,ch’ aussprechen können. Gehen Sie mal über Friedhöfe in Lothringen. Die sind teilweise dreiviertel in unserer Hand“, sagt er – und lacht.
Von 1994 bis zum 26. Juni dieses Jahres war Peter Hinschberger der Vorsitzende des Musikvereins Arion. 26 Jahre, in denen sich der Verein zu einem Vorzeige-Musikverein an der Oberen Saar gemausert hat. „Wir hatten und wir haben ein tolles Team, das den Verein führt. Das ist sehr wichtig. Als Einzelner verhext man in einem Verein gar nichts. Es geht immer nur zusammen.“Mit 55 Jahren ist er bei weitem noch nicht zu alt für einen Vorstandsposten, doch
er möchte den Nachwuchs ran lassen. Die Jugend soll wieder frischen Wind und eigene Ideen in den Verein bringen, genau so, wie es die Mannschaft um Peter Hinschberger damals machte. Tanja Berresheim als erste Vorsitzende und Julian Heib als zweiter Vorsitzender führen den Verein nun an. „Ich halte mich aus allem raus und öffne nicht einmal mehr die Post, die sich zu mir noch verirrt. Wenn die Jungen Rat brauchen, bin ich da, ansonsten bin ich nur noch Musiker“, sagt der Maschinenbau-Techniker. An ein Karriereende als Musiker dachte er noch nie. „Oh Jesses! Ich glaube, da gibt es kein Ende. Ich spiele so lange, bis es nicht mehr geht.“
Wegen Corona fielen allerdings lange Zeit die Proben und auch die Auftritte des Musikvereins Arion aus. Ob es in diesem Jahr noch größere Auftritte geben wird, ist fraglich. Aber dafür hat sich der Verein für Samstag, 22. September, um 17.30 Uhr im Kreuzgarten in Ensheim etwas einfallen lassen. „An diesem Abend machen wir eine öffentliche Probe und geben ein musikalisches Lebenszeichen für den Ort“, sagt Hinschberger und gibt mit einem paar Tenorhorn-Rhythmen noch einmal sein ganz persönliches Lebenszeichen auf dem Ensheimer Feld.
„Dieses Gefühl von Freundschaft und Zusammengehörigkeit macht das Vereinsleben aus.“Peter Hinschberger