Viele Deutsche unterschätzen Wetter- und Klimarisiken
(np) Wie gut kennen sich die Deutschen mit den Themen Wetter und Klima aus? Dieser Frage sind Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung nachgegangen. Sie stellten gut 1000 Testpersonen im Alter zwischen 14 und 93 Jahren über 60 Fragen zu einfachen physikalischen Zusammenhängen rund ums Thema Wetter – und zeigen sich nun besorgt über die Antworten.
Die Teilnehmer der Umfrage hätten teilweise Schwierigkeiten gehabt, Wetterrisiken richtig einzuschätzen. Rund 44 Prozent gingen zum Beispiel davon aus, dass im Herbst und Winter auf Straßen und Gehwegen erst bei Lufttemperaturen unter dem Gefrierpunkt Glatteis drohe – eine Fehleinschätzung,
die im Straßenverkehr gefährlich werden könne.
Der Deutsche Wetterdienst erklärt in seinem Wetterlexikon, dass die in den standardisierten Wetterhütten in zwei Metern Höhe gemessenen Lufttemperaturen um bis zu fünf Grad Celsius von den knapp über dem Boden gemessenen Werten abweichen können. Kalte Luft sinkt nach unten. Bei Bodenfrost kühlt die unmittelbar über dem Erdboden liegende Luftschicht bis unter den Gefrierpunkt ab.
Im Sommer, so die Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts, sei ein weiterer Trugschluss weit verbreitet. Zwei Drittel der Teilnehmer der Umfrage schätzten die Belastung durch ultraviolette Strahlung falsch ein. Das hänge damit zusammen, dass viele Menschen die UV-Strahlung als unmittelbar an die Temperatur gekoppelt sehen. Richtig sei, dass die Strahlung am höchsten sei, wenn die Sonne am höchsten stehe, also um die Mittagszeit. Das Temperaturmaximum werde dagegen oft deutlich später erreicht.
Bei einem drohenden Gewitter würden sich viele Menschen womöglich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen, weil sie nicht wüssten, wie die Entfernung zum Unwetter über die Differenz zwischen Blitz und Donner berechnet wird. Da sich der Schall mit einer Geschwindigkeit von ungefähr 330 Metern pro Sekunde ausbreitet, ist ein Gewitter wenn zwischen Blitz und Donner 30 Sekunden liegen, rund zehn Kilometer entfernt. Das habe aber lediglich ein Fünftel der Befragten zu sagen gewusst. „Mehr als ein Viertel der Befragten dachte, es sei etwa 30 Kilometer entfernt.“
Auch bei den Angaben zur Regenwahrscheinlichkeit herrsche Unklarheit. Nur ein Fünftel der Befragten habe zu sagen gewusst, dass eine Regenwahrscheinlichkeit von 30 Prozent bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit für Regen an diesem Tag 30 Prozent beträgt. Viele seien davon ausgegangen, dass es in 30 Prozent des Vorhersagegebiets oder während 30 Prozent des Tages regnen werde. Aus diesem Grund müsse die Kommunikation zum Thema Wetter verbessert werden.