Schweinekopf soll Saarbrücker Vermieter einschüchtern
Weil er gezielt an ausländische Studenten vermietet, sieht sich Saarbrücker von Rechtsextremisten bedroht. Die Polizei ermittelt.
Für einige Augenblicke, sagt Andreas Giebel, sei er sich vorgekommen wie in einem Mafiafilm. Vor seiner Haustür lag am Mittwochmorgen ein abgetrennter Schweinekopf. „Ich bin da sehr erschrocken“, erzählt er. Der Schweinekopf war nämlich keine Filmrequisite, sondern etwas, das der Hausbesitzer als Drohung versteht. Und Andreas Giebel hat auch eine Vermutung, aus welcher Ecke die Drohung kommt.
Giebel ist Eigentümer von zwei Doppelhaushälften im St. Johanner Wohngebiet Am Homburg. Eine Hälfte bewohnt er selbst. Die andere vermietet er, seit die Kinder aus dem Haus sind als Wohngemeinschaft (WG) für Studenten. Drei unmöblierte Zimmer stehen dabei deutschen Studenten zur Verfügung, ein möbliertes Zimmer ist für einen ausländischen Studenten vorgesehen. Zuletzt wurde es von einem Thailänder bewohnt, erzählt Giebel.
Am Sonntag hat er auf einer WG-Internetplattform das freigewordene Zimmer beworben. Wegen der Mischung aus Männern und Frauen hat er es gezielt nur für eine ausländische Studentin angeboten. Zu der Anzeige hat er auch ein Foto vom Haus und die Adresse gesetzt.
Dass drei Tage später ein Schweinekopf vor der Tür liegt, führt Andreas Giebel auf diese Annonce zurück. „So etwas kommt nicht aus der Umgebung“, sagt er. Das Wohngebiet sei eine friedliche, ruhige Gegend mit guter Nachbarschaft.
Es habe hier nie Probleme gegeben. Ein Schweinekopf vor der Tür, das sei „die Sprache von Menschen mit rechtsextremen Gedanken“, sagt Andreas Giebel. Vor gut einem Jahr wurde zum Beispiel ein Schweinekopf vor eine Moschee in Mönchengladbach gelegt.
Und vor wenigen Tagen haben bisher unbekannte Täter den abgetrennten Kopf eines Schweins vor einer Lackiererei im rheinland-pfälzischen Wittlich abgelegt. Außerdem befand sich neben dem Schweinekopf der in weißer Farbe aufgesprühte Schriftzug „NSU“, wie die dortige Polizei mitteilte. „NSU“steht für die Terrorgruppe NSU („Nationalsozialistischer Untergrund“), die zwischen 2000 und 2007 in Deutschland zehn Menschen ermordete. Es handelte sich um acht türkischstämmige und einen griechischstämmigen Kleinunternehmer sowie eine Polizistin. Zudem verübte die Neonazi-Gruppe 43 Mordversuche, drei Sprengstoffanschläge und 15 Raubüberfälle.
„NSU“wurde an sein Haus zwar nicht gesprüht, aber Andreas Giebel geht davon aus, dass der Schweinskopf eine ähnliche Botschaft sein soll. Er hat die Polizei Informiert, die den Schweinekopf „sichergestellt“habe, sagt Giebel.
Die Polizei habe den Kopf abgeholt und vom städtischen Reinigungsbetrieb ZKE entsorgen lassen, teilt die Polizeiinspektion Karcherstraße auf Anfrage mit. Man „ermittle in alle Richtungen“. Außerdem werde man sich „mit dem Staatsschutz abstimmen“. In den kommenden Tagen werde man mit den Betroffenen noch mal reden und eine „Umfeldbefragung machen“. Bis dahin könne die Polizei nichts sagen. Man müsse „die Vernehmungen abwarten“.
„Ich bin da sehr erschrocken. Sowas
erinnert mich an Mafia-Geschichten.“
Andreas Giebel
Hauseigentümer