Eine Abrechnung mit Folgen
Matthias Brandt spielt in „Wir wären andere Menschen“einen unscheinbaren Racheengel.
SAARBRÜCKEN (ry) Ähnlich wie der „Tatort“ist auch der „Polizeiruf 110“im deutschen Fernsehen eine Institution, die am Sonntagabend regelmäßig starke Quoten einfährt. Als DDR-Äquivalent zum „Tatort“1971 im DFF erstmals ausgestrahlt, kommt es einer Art Ritterschlag gleich, wenn man eine Hauptrolle in diesem Format ergattert. Von 2011 bis 2018 zählte auch Schauspieler Matthias Brandt, der in 15 Fällen Kommissar Hanns von Meuffels spielte, zu diesem illustren Kreis. In seiner Karriere als Film- und Theaterdarsteller zeigte er seine Wandelbarkeit, indem er die unterschiedlichsten Rollen übernahm. So spielt er im heute im ZDF ausgestrahlten Drama „Wir wären andere Menschen“einen Mann, der seit Jahren ein Trauma mit sich herumschleppt, auf einem Rachefeldzug. Schließlich musste Fahrlehrer Rupert Seidlein (Brandt) als Kind mit ansehen, wie seine Eltern und sein bester Freund von den Streifenpolizisten Horn (Manfred Zapatka) und Bäumler (Paul Faßnacht) erschossen wurden. Als Erwachsener kehrt Rupert mit seiner Frau Anja (Silke Bodenbender) in das Dorf und Haus seiner Kindheit zurück. Er ist ausgebrannt, angespannt und schwer traumatisiert durch die Tragödie in seiner Kindheit.
Im brütend heißen Sommer reifen in Ruperts verzweifeltem Kopf und Herz Rachepläne heran. Als Erstes wird der inzwischen pensionierte Christoph Horn ertrunken im Rhein gefunden. Die Leute im Dorf sagen, er konnte nicht schwimmen, aber die Gerüchteküche brodelt. Kommissar Wackwitz (Andreas Döhler) findet keine Beweise für einen Mord. Als kurz darauf auch Josef Bäumler und seine Frau in ihrem Haus erschossen werden, gerät Rupert ins Visier des Kommissars. Aber der kann wieder nichts beweisen.
Regie bei dem Werk nach der Erzählung „Rupert“von Friedrich Ani führte Jan Bonny, der mit Matthias Brandt schon in mehreren Werken zusammengearbeitet hat, unter anderem in zwei „Polizeiruf 110“-Folgen sowie dem Drama „Gegenüber“. An dieses Werk erinnert sich Brandt noch gut, wie er im Interview mit der „Goldenen Kamera“ausführt. Das Werk sei Bonnys Abschlussfilm an der an der Filmhochschule gewesen. Ihn habe es von Anfang an unheimlich überzeugt, wie klar Bonny in seiner Vorstellung dessen sei und was er erzählen wollte. Seine Arbeiten würden sehr unterschiedliche Reaktionen auslösen. Einigen Leuten gefiele dies nicht, doch Brandt zähle nicht dazu. „Ich erkenne einen Film von ihm nach ein paar Sekunden. Das muss man als Regisseur erst mal schaffen, zu so einem klaren Ausdruck zu kommen.“
Wir wären andere Menschen, 23.15 Uhr, ZDF