Ex-Häftling baut Hochsicherheitsgefängnis um
Mehrere Jahre saß er in dieser Haftanstalt seine Strafe ab. Jetzt ist M. als „Betriebsleiter“zurück und baut für 1,2 Millionen Euro die neue Außenpforte des Gefängnises.
Rund 600 Gefangene sitzen in diesen heißen Tagen im Saarbrücker Hochsicherheitsgefängnis „Lerchesflur“ein. Zur Belegschaft der Vollzugsanstalt gehörte bis vor einigen Jahren auch M. (44), einst Chef eines Bauunternehmens. Die Insolvenz dieser Firma, die unter anderem mit dem Millionenprojekt „Stadtmitte am Fluss“und dem Neubau der Inneren Medizin am Homburger Uniklinikum in die Schlagzeilen geriet, ist angeblich bis heute noch nicht abgeschlossen. Die Wirtschaftsstrafkammer des Saarbrücker Landgerichts verurteilte den früheren Geschäftsführer 2014 wegen Betrugs, Brandstiftung, Diebstahl und Korruption zu viereinhalb Jahren Haft. Die Strafe verbüßte er zumindest teilweise auf der Saarbrücker „Lerchesflur“.
In diesen Tagen ist der Ex-Gefangene an seine alte Wirkungsstätte zurück gekehrt, allerdings vor die Tore und die Außenmauer. Häftlinge, deren Zellenfenster einen Blick auf den Lerchesflurweg ermöglicht können möglicherweise beobachten, wie M. die Baustelle „Außenpforte“unmittelbar an der Knastmauer managt. Er führt Regie beim Um- und Erweiterungsbau des Hochsicherheitsgefängnisses. Acht bis zehn Arbeiter stehen unter seinem Kommando. Ein großer Baukran ist im Einsatz. Vollzugsbeamte der Anstalt staunten und wunderten sich, als sie kürzlich den ehemaligen Gefangenen auf der Knastbaustelle erblickten.
„Mein Mandant ist das Paradebeispiel einer erfolgreichen Resozialisierung“, sagt Professor Guido Britz, Anwalt von M., dem Mann, der bereits beim Um- und Neubau der Völklinger Polizeiinspektion für die Firma seiner Frau wirkte. MBG heißt das Unternehmen. Das Firmenschild hängt am Zaun vor der hohen Gefängnismauer. Offiziell ist M. selbst nicht im Management. Im Handelsregister war er einmal kurzzeitig als Prokurist eingetragen. Dieser Vermerk sei aber gelöscht, heißt es. Seine Frau ist Geschäftsführerin und Gesellschafterin der GmbH.
Gegenüber dem Innen- und Bauministerium, so Pressesprecherin Katrin Thomas, teilte das Unternehmen mit, dass M. als „Betriebsleiter“fungiert und er auf der Gefängnisbaustelle „firmenintern mit Aufgaben der Bauleitung und Bauüberwachung betraut“sei. Das Ministerium vertritt den Standpunkt dies sei keine
„leitende Funktion“. Als „Vorarbeiter, Maurer und Baggerfahrer“hat Anwalt Britz früher bereits das Aufgabenspektrum seines Mandanten beschrieben. M. mischt offenbar in der Baubranche im Land wieder kräftig mit. Beobachter glauben zu wissen, dass der Vorbestrafte, dessen Bewährungszeit abgelaufen ist, wieder die Fäden zieht und sie teilweise auch in der Hand hat. Sein Anwalt sieht das nicht so.
Der Sicherheitsbereich der Haftanstalt ist, das ist festgeschrieben, für Betriebsleiter M. als Ex-Häftling absolut tabu. Er wirkt draußen vor der Mauer. Sein Auftrag umfasst, für den stolzen Betrag von 1,28 Millionen Euro, den Rohbau des neuen Pfortengebäudes zu erstellen. Das Projekt soll bis Mitte 2021 abgeschlossen werden.
Ist der Millionenauftrag am Knast ein öffentlicher Beitrag zur besonderen Resozialisierung des Ex-Gefangenen? Keineswegs, argumentiert das Bauministerium. Der Auftrag musste europaweit ausgeschrieben werden. Sechs Firmen gaben Angebote ab. Die Firma MBG war günstigster Bieter. 255 000 Euro billiger als die Konkurrenz. Das neue Gebäude wird, so das Ministerium, „erst gegen Ende der Maßnahme mit der Umfassungsmauer verbunden uns so in den Bereich der JVA einbezogen“. Insofern sei der Sicherheitsbereich der Anstalt erst nach dem Abschluss der Rohbauarbeiten betroffen.