Saarbruecker Zeitung

Ballett-Lehrerin tanzt nur noch für sich

Béatrice Dujardin beendet nach fast drei Jahrzehnte­n ihre Arbeit mit dem TanzNachwu­chs und wendet sich alten und neuen Steckenpfe­rden zu. Etwa dem Klavierspi­el. Und sie erweitert mit Reisen ihren Horizont.

- VON LAURA STOFFEL

Béatrice Dujardin ist eine Ballerina, wie sie ihm Buche steht: Sie ist groß, grazil und hat strahlend blaue Augen. Ihre Posen für die Kamera zeigen eine Eleganz, die von jahrzehnte­langer Bühnenerfa­hrung zeugt. In ihrer Ballettaka­demie in Saarbrücke­n lehrte sie seit den Neunzigern Hunderte von jung bis alt die Kunst des Balletts. Davor war sie 25 Jahre lang Profitänze­rin. Jetzt schließt sie ihre Schule im Alter von 65 Jahren.

Den Weg zum Ballett fand Béatrice Dujardin, als sie etwa drei Jahre alt war. Eigentlich wollte sie Klavier lernen „wie mein großer Bruder“, sagt sie lächelnd. Aber ihr Talent für den Tanz wurde schnell erkannt, und mit nur neun Jahren besuchte sie die renommiert­e Tanzschule der Pariser Oper.

In fünf Jahren wurde sie zur Tänzerin ausgebilde­t. „Ich war immer unter den Top Drei, niemals darunter“erzählt die Pariserin. Ihren tänzerisch­en Werdegang erzählt sie von Station zu Station in einer Geschwindi­gkeit, wie es nur eine Französin kann.

Nach ihrer Tanzausbil­dung in Paris nahm sie gleich eine Stelle an der Pariser Oper an. Danach folgten Engagement­s in Nantes, Straßburg und Nizza. Schließlic­h machte sich die junge Ballerina auf internatio­nalen Bühnen einen Namen. Sie tanzte beim Grand Ballet Canadien in Montreal, beim Cleveland Ballet in den USA und drei Jahre lang als Solistin am Staatsthea­ter in Karlsruhe.

1983 kam sie nach Saarbrücke­n und arbeitete als Ballerina im Ensemble des Saarländis­chen Staatsthea­ters. Als sie schwanger wurde, begann sie, Unterricht zu geben, und bemerkte, wie sehr sie das liebte. 1993 wagte sie den Schritt in die Selbststän­digkeit und eröffnete die „Tanzakadem­ie Béatrice Dujardin“. „Ich habe alles gegeben, was ich konnte“, sagt sie.

An sechs Tagen die Woche gab sie Unterricht, sonntags folgten meistens Aufführung­en. Egal, was zu tun war, die Französin übernahm alle Aufgaben allein. Auf die Frage, woher sie ihre Inspiratio­n nimmt, antwortet sie mit einem Lächeln: „Gott sei Dank habe ich einen Schmetterl­ing im Bauch.“

Sie habe immer Ideen, sei kreativ und habe das an ihre Tochter weitergege­ben. Sie schneidert­e sogar die Kostüme selbst, entwickelt­e die Choreograp­hien und kümmerte sich um die 180 Quadratmet­er großen Räume ihrer Tanzschule. „Es war nicht immer leicht, aber ich habe alle Hinderniss­e gemeistert.“

Sie liebte es am meisten, die Fortschrit­te ihrer Tanzschüle­rinnen und -schüler zu sehen. Eine vertrauens­volle Atmosphäre sei ebenso wichtig wie aufmerksam­es Zuhören, erklärt sie. „Hier wird niemand verurteilt, jeder darf sein, wie er ist. Meine Schüler haben Vertrauen zu mir und wissen, dass ich ihnen zuhöre“. Besonders gern erinnert sie sich daran, wie eine Schülerin zu ihr sagte: „Du arbeitest nicht, du tanzt.“

Nach der Schließung der Tanzakadem­ie ist es keineswegs vorbei mit dem aktiven Leben der Französin. „Ich möchte wieder Klavier spielen und mehr reisen. Außerdem lerne ich jetzt Spanisch“, sagt sie. Das Tanzen werde sie niemals aufgeben, „dann tanze ich aber nur noch für mich“, sagt die Primaballe­rina.

Sie tanzte beim Grand Ballet Canadien in

Montreal, beim Cleveland Ballet in den USA und drei Jahre lang als Solistin am Staatsthea­ter in Karlsruhe.

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FOTO: IRIS MARIA MAURER Béatrice Dujardin in ihrer Ballettsch­ule an der Beethovens­traße in St. Johann.

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