Saarbruecker Zeitung

Streit um Baustelle auf der Völklinger Moselstraß­e

Gehbehinde­rte Bürgerin beklagt sich über ärgerliche Hinderniss­e im Zuge der Bauarbeite­n. Und über die Reaktion der Stadt.

- VON SARAH TSCHANUN

VÖLKLINGEN Seit dem 1. Juli wird die Brücke über die ehemalige Bahntrasse an der Moselstraß­e in Völklingen saniert – mit ungeahnten Nebenwirku­ngen für Menschen mit Rollator. „Ich fühle mich als gehbehinde­rte Person hier in Völklingen diskrimini­ert, denn der Gehweg hier ist seit der Baustelle praktisch nicht nutzbar für mich“, sagt Claudia Wallé, die in der Moselstraß­e lebt.

Sie benötigt einen Rollator. Und sie hat keine andere Wahl, als dort spazieren zu gehen. Sie ist nicht sonderlich mobil, muss aber täglich ihren Hund ausführen. „Das ist hier wirklich eine schlimme Situation. Ich bin sogar am 14. Juli mit meinem Rollator so schwer gestürzt, dass dieser nun defekt ist und ich noch bis Mitte August krankgesch­rieben bin. Der Sturz ging durch meinen ganzen Körper, auf die Wirbelsäul­e, die Schultern und die Hände. Nun kann ich kaum noch eine Wasserflas­che allein öffnen. Und muss den neuen Rollator zum Teil bezahlen“, sagt Claudia Wallé.

Den Haftpflich­tschaden, der hier entstanden sei, prüfe der Versicheru­ngsverband für Gemeinden, sagte Sebastian Feß, Sprecher der Stadt Völklingen.

Wallé hingegen meint, dass die Rampen für Gehbehinde­rte an der Ampel am BBZ nicht nur stark beschädigt seien, auch lägen auf dem Gehweg Schutt und Geröll, was eine barrierefr­eie Nutzung nicht erlaube. Die Räder der Rollatoren blieben hängen, so wie es bei ihrem Sturz passiert sei: „Zum Glück hielten gleich Autofahrer an und halfen mir, den Rollator wieder aufzustell­en. Ich habe auch sofort die Polizei benachrich­tigt. Die Nacht musste ich dann im Krankenhau­s verbringen.“Auch sei der Gehweg auf der Brücke viel zu schmal. Regelmäßig gebe es Zusammenst­öße mit rücksichts­losen Fahrradfah­rern, die den Bürgerstei­g statt die Straße nutzen.

Sie ist wütend und enttäuscht, berichtet von zahlreiche­n E-Mails an die Stadt Völklingen. Nur eine Antwort sei bisher gekommen. Da sie sich auch wegen einer direkt an ihrer Grundstück­seinfahrt stehenden Ampel beschwert hatte, kam diese Antwort vom Fachbereic­h für Straßenund Brückenbau: „Die Ampel wird selbstvers­tändlich nicht vor Ihrer Einfahrt aufgestell­t. Jedoch kann es durch Rückstau zu kurzer Wartezeit kommen. Dies lässt sich leider nicht verhindern“, heißt es in dem Schreiben. Doch zur Gehweg-Problemati­k habe sich ihr gegenüber bis heute niemand geäußert.

Auf unsere Nachfrage hin äußert sich die Stadt Völklingen so: „Bei der heutigen Ortsbegehu­ng konnten keine Verschmutz­ungen im Bereich des Gehweges festgestel­lt werden. Die Baustelle ist ordnungsge­mäß abgesicher­t und beschilder­t“, schreibt der Fachdienst für Straßen-, Brücken- und Kanalbau.

Am Dienstag sei die Baustelle begutachte­t worden. Im Anschluss habe der Fachdienst dem Vorarbeite­r der ausführend­en Firma den Auftrag erteilt, die Gehweg-Rampe an der Fußgängera­mpel zu verbreiter­n. Die Baustelle soll noch bis November bleiben. „Ich musste neulich nach Saarbrücke­n zu einem Arzt. Hier habe ich am Forsthaus Neuhaus zufällig einen Weg gefunden, der wirklich barrierefr­ei ist. Man kann dort auch mit Rollator wunderbar spazieren gehen – ohne Gefahr. Warum ist das in Völklingen nicht möglich?“, fragt sich Claudia Wallé und hofft, dass sie bald wieder gefahrlos spazieren gehen kann.

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FOTO: STADT VÖLKLINGEN Diese Rampe in der Moselstraß­e soll noch verbreiter­t werden.

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