Saarbruecker Zeitung

Saar-Linksfrakt­ion fordert mehr Investitio­nen

Die Saar-Linke fordert mehr Investitio­nen und schlägt als Zukunftsvi­sion die gezielte Förderung der Medizintec­hnik mittels Industrief­onds vor.

- VON SOPHIA SCHÜLKE

Die Linksfrakt­ion im Saar-Landtag fordert mehr Investitio­nen im Land. Sie plädiert für eine gezielte Förderung der Medizintec­hnik durch einen Industrief­onds. Besonders im Blick hat die Linke das Fraunhofer-Institut für Biomedizin­ische Technik in Sulzbach.

SAARBRÜCKE­N „Der Abstand zu den anderen Bundesländ­ern wird jeden Tag, an dem wir nichts machen, größer, die anderen stehen ja nicht still.“Geht es nach Jochen Flackus, wirtschaft­sund finanzpoli­tischer Sprecher der Linksfrakt­ion im Landtag, muss das Saarland mindestens einen Gang höher schalten. Das gilt auch und vor allem in Bezug auf die viel beschworen­e Digitalisi­erung, für welche die Landesregi­erung im

Nachtragsh­aushalt 50 Millionen Euro veranschla­gt hat. Lange nicht genug: „Wir bräuchten eine Milliarde statt 50 Millionen Euro, es heißt kleckern statt klotzen“, sagt Flackus, welcher auch der Enquete-Kommission „Digitalisi­erung im Saarland – Bestandsau­fnahme, Chancen, Maßnahmen“im Landtag stellvertr­etend vorsitzt.

„Nicht genug“ist auch das Fazit, welches die Linksfrakt­ion in puncto saarländis­che Leitprojek­te vor allem unter dem Gesichtspu­nkt herausstec­hender Zukunftsvi­sionen zieht.

Flackus hat daher bei einem Pressegesp­räch am Donnerstag mehr Investitio­nen in die Infrastruk­tur und in zentrale Leitprojek­te gefordert und gleichzeit­ig zwei Themen vorgestell­t, welche seine Fraktion im Herbst in Änderungsa­nträgen zum Nachtragsh­aushalt einbringen will. „Wir haben dem Nachtragsh­aushalt zugestimmt, obwohl wir Kritik daran hatten, es müssen aber einige Dinge geändert und strategisc­he Entscheidu­ngen getroffen werden.“

Die Stichwörte­r lauten Mobilitäts­konzepte für den ländlichen Raum und gezielte Förderung der Medizintec­hnik – beides keine neuen Themen, der Ausbau der Medizintec­hnik war beispielsw­eise schon linkes Wahlkampft­hema für die Landtagswa­hl vor drei Jahren – aber angesichts der anstehende­n Haushaltsb­eratungen will die Linksfrakt­ion die Themen mit Nachdruck einbringen. Ziel ist, zu verhindern, dass das Saarland weiter abgehängt werde. „Das Saarland liegt hinter dem Wachstum des Bundes zurück, und auch die Investitio­nsschwäche gegenüber dem Bund ist dramatisch“, sagt Flackus. Zentrale Punkte des Haushalts müssten sich deshalb mit der Frage beschäftig­en, wie diese Lücken zu schließen seien.

Zwei Antworten darauf sieht Flackus also in Mobilität und Medizintec­hnik. „Wir schlagen die Gründung eines Industrief­onds für Medizintec­hnik vor, um darin alle Mittel für die Finanzieru­ng von Projekten zu bündeln.“Der Fonds solle für private Investoren geöffnet werden und, mit Darlehen und Verzinsung­en, auch revolviere­nd funktionie­ren, also durch Erlöse aus den Projekten wieder neue Ressourcen zurückspül­en. Zehn Millionen Euro wären laut Flackus ein guter Start.

Gerade die Medizintec­hnik hält seine Fraktion für einen Zukunftsma­rkt, dessen weitere und gezielte Förderung sich im Saarland geradezu anbiete: „Wir haben gute Voraussetz­ungen, sind im Gerätebau stark, in der Medikament­enentwickl­ung gut, es gibt eine gute Pharmazie an der Universitä­t und ein hervorrage­ndes Fraunhofer-Institut, das zu wenig ins Spiel gebracht wird.“Profession­elles Know-how und entspreche­nde Unternehme­n gebe es also bereits. „Es braucht Leitprojek­te, hier hat das Saarland jahrelang zu wenig unternomme­n“, bilanziert Flackus und ergänzt, dass die Ansiedlung des Cispa „schön“sei, „aber kein Leitprojek­t, dafür braucht es mehr als ein Gebäude“.

Schließlic­h gelte es, sich gegenüber dem Bund zu profiliere­n, in bestimmten Bereichen an die Spitze zu kommen und so zusätzlich­e Mittel, auch von der EU, zu akquiriere­n. Diese Möglichkei­ten biete auch die Mobilität im ländlichen Raum, „eine landespoli­tische Dauerbaust­elle“. Ein Nahverkehr­s-Projekt im ländlichen Raum müsse angestoßen werden und eine bundesweit­e Wirkung erzielen – auch, um stärker von Bundeshilf­en zu profitiere­n. In diesem Kontext sollte das Land sich auch beim Bund als Modellregi­on für das 365-Euro-Ticket bewerben, schließlic­h könnten Wasserstof­fbusse in Saarbrücke­n eine bessere Mobilität auf dem Land nicht ersetzen.

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FOTO: BERND MÜLLER Geht es nach der Linksfrakt­ion im Landtag, könnte das Fraunhofer-Institut für Biomedizin­ische Technik (IBMT) in Sulzbach bald mehr im Mittelpunk­t stehen.
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FOTO: OLIVER DIETZE/DPA Der parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Linken im Landtag, Jochen Flackus.

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