Strafen ersetzen keine Überzeugungsarbeit
Die Maske gegen Corona muss sein. Wer sich weigert, sie zu tragen, nur weil er sich vom Staat gegängelt fühlt oder das Virus für ein Hirngespinst hält, gefährdet andere und verhält sich absolut unsolidarisch. Niemand fährt ja auch bei Rot über die Ampel, um damit gegen eine angebliche, staatliche Bevormundung zu protestieren.
Die Debatte über Bußgelder für Maskenmuffel nimmt nun allerdings einen unschönen Verlauf. Es ist unverhältnismäßig Fahrgästen, die keinen Mund-Nase-Schutz im öffentlichen Nahverkehr tragen, rigoros mit der 150-Euro-Keule eins überzubraten, ohne vorher noch einmal auf die Regeln hinzuweisen. Das ist sogar kontraproduktiv, weil dadurch eher Widerstand und Ärger denn Einsicht produziert wird.
Die große Mehrheit der Bürger verhält sich nach wie vor vernünftig und will dem Virus keine Chance geben. Nachlässigkeit ist aber nur menschlich, sie ist gerade in Corona-Zeiten nachvollziehbar, wo sich doch alle nach Normalität sehnen. Angesichts vieler Lockerungen umso mehr. Jeder prüfe sich diesbezüglich selbst. Mit einem Hinweis auf die fehlende Maske, mit einer kurzen Ermahnung oder Belehrung lässt sich das Problem ja auch meist schnell aus der Welt räumen. Sollte sich jemand dann immer noch weigern, die Bedeckung zu tragen, muss er allerdings auch tatsächlich zur Kasse gebeten werden.
Eine Bußgeldverordnung macht ohnehin nur Sinn, wenn es Kontrollen gibt. Die fehlen. Vor allem aber ersetzen Strafen keine Überzeugungsund Aufklärungsarbeit. Beides muss in der Corona-Krise permanent geleistet werden, damit die Zahl der Ignoranten möglichst gering bleibt. Auch sollte man bei der Höhe der Gelder Augenmaß wahren. Wenn ein Verstoß gegen die Maskenpflicht in einigen Bundesländern bald teurer sein soll als das Rasen mit dem Auto, erhöht das die Akzeptanz nicht gerade.