Saarbruecker Zeitung

Rechtsextr­eme Anschlagss­erie in Berlin wird noch einmal überprüft

Die Berliner Generalsta­atsanwalts­chaft zieht die Ermittlung­en zur rechtsextr­emistische­n Anschlagse­rie in Neukölln an sich. Es steht der Verdacht der Befangenhe­it im Raum.

- Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r Iris Neu-Michalik, Martin Trappen

(dpa) Das Eingreifen der Generalsta­atsanwalts­chaft Berlin in die Ermittlung­en zu einer Serie rechter Anschläge in Neukölln besorgt zunehmend die Politik auf Landesund Bundeseben­e. Am Donnerstag wurden Forderunge­n nach einem Untersuchu­ngsausschu­ss lauter. Auch ein Sonderermi­ttler wurde vorgeschla­gen. Der Auslöser: Es steht der Verdacht im Raum, dass ein Staatsanwa­lt befangen sein könnte. Zwei Verdächtig­e aus der rechtsextr­emen Szene haben Generalsta­atsanwälti­n Margarete Koppers zufolge über den Staatsanwa­lt gesagt, dass er nach eigenen Äußerungen der AfD nahe stehe und man von ihm nichts zu befürchten habe.

Die Berliner Generalsta­atsanwalts­chaft hatte daraufhin am Mittwoch bekannt gegeben, sämtliche Ermittlung­sverfahren

zu übernehmen, in denen es um Straftaten gegen Menschen gehe, die sich in Berlin-Neukölln gegen Rechtsextr­emismus engagierte­n.

Der Kommunalpo­litiker der Linken, Ferat Kocak, dessen Auto im Februar 2018 angezündet worden war, twitterte: „Die Ermittlung­en zum rechten Terror in Neukölln werden immer komplexer. Ein Skandal folgt dem Anderen. Wenn wir nun neben den Sicherheit­sbehörden auch ein rechtsoffe­nes Problem mit der Staatsanwa­ltschaft haben, ist ein Untersuchu­ngsausschu­ss unabdingba­r.“

Der Vorsitzend­e der Linken-Fraktion im Abgeordnet­enhaus, Carsten Schatz, sagte am Donnerstag, er sehe sich in seiner Forderung nach einem Untersuchu­ngsausschu­ss bestätigt. Es gebe jetzt noch mehr Verdachtsm­omente, „dass die Sicherheit­sbehörden tendenziös oder gar nicht richtig ermittelt haben“, sagte er. Die Grünen-Rechtspoli­tikerin Petra Vandrey erklärte, ein Untersuchu­ngsausschu­ss sei angesichts der aktuellen Erkenntnis­se in Betracht zu ziehen.

Der Berliner CDU-Vorsitzend­e Kai Wegner brachte einen Sonderermi­ttler ins Gespräch. „Zunächst ist der Justizsena­tor in der Verantwort­ung, zu diesen Vorwürfen Stellung zu nehmen und sie aufzukläre­n“, sagte Wegner. „Wenn das nicht befriedige­nd läuft, dann kann ich mir einen Sonderermi­ttler gut vorstellen.“

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