Trabbi, Wartburg, Lada und Co.
Die Doku „Autos im Sozialismus“erinnert an Pkw, die im ehemaligen Ostblock beliebt waren.
SAARBRÜCKEN (ry) Ein eigenes Auto ist heute der Traum vieler junger Leute. Es überrascht daher nicht sonderlich, dass dies ein beliebtes und sehr kostspieliges Geschenk zum 18. Geburtstag ist. Sobald man den Führerschein in der Tasche hat, kann man schließlich mit einem Auto ein großes Stück Freiheit und Unabhängigkeit von den Eltern erlangen. Fahrten zur Schule, zu Freunden und zum Sport rücken dadurch ebenso in greifbare Nähe wie spontane Kurztrips, ohne dafür ein Auto der Eltern zu benötigen oder sich auf die öffentlichen Verkehrsmittel verlassen zu müssen. Insbesondere in ländlichen Regionen ist ein Fortbewegungsmittel, das einem längeren Ausgang und die Erreichbarkeit größerer Städte ermöglicht, für die jüngere Generation etwas sehr Kostbares. Aber nicht nur die Jugend schätzt es heutzutage, unabhängig von anderen unterwegs sein zu können. Gerade in Zeiten von Corona sind Reisen mit dem eigenen Fahrzeug auch generell wieder beliebter geworden. Die Flexibilität und die Möglichkeit, Abstand zu anderen Reisenden zu halten, reizen die Urlauber. Ein Symbol für Freiheit ist der eigene Pkw aber nicht erst seit Kurzem: Schon im Sozialismus war das Auto nicht nur ein Besitztum und praktisches Fortbewegungsmittel, sondern immer auch ein Zeichen für Selbstbestimmung.
Dies zeigt der Beitrag „Autos im Sozialismus“von Georgi Bogdanov und Boris Missirkov. Die beiden Filmemacher bewegen sich auf den Spuren der Fahrzeuge, die im sogenannten Ostblock heiß begehrt waren.
Die Automarken, die in den sozialistischen Ländern produziert wurden, waren damals im Westen eher unbekannt. Es handelte sich um Trabant und Wartburg aus der DDR, den ZAZ, Moskwitsch und Lada aus der UdSSR oder den
Skoda aus der CSSR. Weder Leistung noch das Design konnten mit den Wagen aus dem Westen mithalten, doch im Osten waren diese Pkw so beliebt, dass sie von ihren Besitzern gehegt und gepflegt wurden. Dies lag nicht zuletzt daran, dass sich Interessierte lange gedulden mussten, um eines der Autos zu bekommen. Die sozialistische Planwirtschaft sorgte dafür, dass es Wartezeiten von bis zu 15 Jahren gab. Wenn der Wagen dann endlich da war, wurde er poliert, gewienert und geschätzt, was man durch das Fahrzeug an Selbstbestimmung dazugewonnen hatte. Es bedeutete Freiheit auf vier Rädern in einem gesellschaftlichen Umfeld, in dem ansonsten so wenig Platz für Individuelles zu finden war. Der Beitrag lässt die Liebe zu den teils merkwürdig aussehenden und klobigen Blechkisten anhand von Archivmaterial und persönliche Geschichten auferstehen.
Autos im Sozialismus, 23.20 Uhr, Arte