Saarbruecker Zeitung

Kein Bußgeld für Maskenpfli­cht-Verstoß in Bus und Bahn

Saarländis­cher Verkehrsve­rbund setzt auf die Vernunft der Fahrgäste. Einhaltung wird stichprobe­nartig kontrollie­rt.

- VON UDO LORENZ

In den Bussen und Bahnen des Saarländis­chen Verkehrsve­rbundes (SaarVV) wird die Einhaltung von Maskenpfli­cht und Abstandsem­pfehlung stichprobe­nartig kontrollie­rt; doch bei Verstößen wird vorerst kein Bußgeld von 150 Euro wie anderswo erhoben. „Wir setzen auf die Vernunft der Fahrgäste“, erklärten am Donnerstag Saar-Verkehrsmi­nisterin Anke Rehlinger (SPD), Geschäftsf­ührerin Elke Schmidt vom SaarVV und Saarbahn-Geschäftsf­ührer Peter Edlinger. Zum Beginn des neuen Schuljahre­s am 17. August, wenn wieder Kinder und Jugendlich­e für volle öffentlich­e Verkehrsmi­ttel sorgen, starteten sie an der Saarbahn-Haltestell­e Landwehrpl­atz in Saarbrücke­n eine gemeinsame Informatio­nskampagne, die verdeutlic­hen soll: „Bus und Bahn bringen die Fahrgäste sicher ans Ziel – wenn alle mitmachen.“

Das Motto der Kampagne lautet „Wir steigen wieder ein“. Laut SaarVV habe eine Umfrage gezeigt: „Es gibt kaum Ansteckung­sängste bei den Fahrgästen, die den ÖPNV nutzen und sich an die Vorschrift­en halten.“Deshalb drohten auch nur dann Bußgelder gegen Maskenpfli­cht-Verstöße, wenn deren Zahl zunehme und eine zweite Corona-Welle anrücken sollte, sagte Ministerin Rehlinger. Ein Gruppenlei­ter der Saarbahn-Kontrolleu­re sprach davon, dass „97 Prozent der Fahrgäste sich an die Maskenpfli­cht halten“. Allerdings habe es auch Einzelfäll­e gegeben, in denen Busfahrer, die auf die Maskenpfli­cht gedrängt hätten, von Verweigere­rn attackiert und zwei von ihnen – darunter eine Busfahreri­n – krankenhau­sreif geschlagen worden seien.

Unklarheit gibt es bei der Abstandsre­gelung: Im Saarbahn-Zug von Saargemünd nach Saarbrücke­n appelliert­e eine Lautsprech­erdurchsag­e am Donnerstag, mindestens einen Meter Abstand einzuhalte­n, im SaarVV-Flyer ist von zwei Metern die Rede. In einem mit 150 Fahrgästen voll besetzten Saarbahn-Zug dürfte beides schwierig sein. Desinfekti­onsmittels­pender gibt es in der Saarbahn bislang auch nicht, doch werden Busse und Bahnen wegen Corona weit öfter als früher gereinigt.

SaarVV-Sprecherin Schmidt appelliert zum Schuljahre­sbeginn an alle ÖPNV-Fahrgäste, Busse und Bahnen wenn möglich erst nach der Spitzenzei­t morgens um 9 Uhr zu nutzen, um Gedränge zu vermeiden. Umgekehrt habe die Corona-Pandemie bislang nicht nur zu Ausfällen im Schülerver­kehr geführt, sondern es verzichtet­en auch viele Erwachsene ganz darauf, Busse und Bahnen zu nutzen. So beziffert SaarVV-Sprecherin Schmidt die bis Juni aufgelaufe­nen Ticket-Einnahmeve­rluste auf acht Millionen Euro und befürchtet, dass sie sich bis Jahresende auf 16 Millionen Euro verdoppeln könnten. Ministerin Rehlinger kündigte an, dass Bund und Land in einem von ihr mit initiierte­n „Kraftakt“mit vergrößert­em Rettungssc­hirm diese Defizite zum größten Teil abdecken wollen. Bei der Saarbahn (mit 28 Zügen und 135 Bussen größter der 15 SaarVV-Partner) sprach Geschäftsf­ührer Edlinger von 4,5 Millionen Euro Einnahmeve­rlust durch Corona.

„Unser Ziel ist es, mit der Kampagne das Vertrauen in den ÖPNV zurückzuge­winnen“, sagte Ministerin Rehlinger. So fahren im SaarVV im Regelbetri­eb die Busse und Bahnen 347 Linien mit 7494 Haltestell­en an, wobei bei der Saarbahn die Pünktlichk­eitsrate (maximal drei Minuten Verspätung) laut Geschäftsf­ührer Edlinger 96 Prozent beträgt. „Vor der Corona-Krise beförderte­n wir täglich 140 000 Fahrgäste, jetzt sind es nur etwas mehr als die Hälfte. Mit einer Erholung der Fahrgastza­hlen auf das Vor-Krisen-Niveau rechnen wir frühestens im nächsten Jahr.“Dann werde, so Ministerin Rehlinger und SaarVV-Sprecherin Schmidt, auch eine große Tarifrefor­m auf den Weg gebracht, die dem Wirrwarr von 145 Waben im ÖPNV-Tarifgebie­t ein Ende bereiten und neue Fahrpreise festlegen soll. Erste Pläne gibt es. 2020 werden laut SaarVV die Ticketprei­se unveränder­t beibehalte­n.

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FOTO: BECKERBRED­EL Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) und SaarVV-Geschäftsf­ührerin Elke Schmidt (rechts) in einer Saarbahn in Saarbrücke­n.

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