Saarbruecker Zeitung

Demo der Schaustell­er sorgt für Stau und Anzeigen

Laut Polizei sei es zu „bewussten Provokatio­nen gekommen“. Betroffene sehen sich unmittelba­r vor dem finanziell­en Ruin.

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(smz) Die Schaustell­er haben am Donnerstag in Saarbrücke­n für die Wiedereröf­fnung von Volksfeste­n demonstrie­rt – und dabei für ein Chaos auf den Straßen der Landeshaup­tstadt gesorgt. „Beim Autokorso durch die Stadt kam es zu gleich mehreren Verstößen“, sagte Bertram Stoll, stellvertr­etender Dienststel­lenleiter der Polizeiins­pektion der Stadt Saarbrücke­n. So hätten deutlich mehr Fahrzeuge daran teilgenomm­en, als vorher mit der Polizei vereinbart worden sei. „Der Veranstalt­er, der Verband der Saar-Schaustell­er, hatte 50 Fahrzeuge angemeldet – am Ende waren es aber 98“, sagte Stoll. Außerdem sei es während des Umzugs durch die Stadt „zu bewussten Provokatio­nen gekommen, die den Verkehr weiter verzögerte­n“. Die Konsequenz: ein Stau von drei Stunden und 4,6 Kilometern Länge. „Wir werden deshalb Anzeige wegen Nötigung im Straßenver­kehr vorlegen“, sagte Stoll. Des Weiteren „wird auch gegen den Versammlun­gsleiter Thomas Sonnier Anzeige erstattet, der die Situation auf den Straßen zu keinem Zeitpunkt im Blick hatte“. Sonnier ist Verbandsvo­rsitzende der Saar-Schaustell­er.

Friedlich sah die Situation laut Stoll dagegen auf dem Tbilisser Platz aus, auf dem etwa 100 Schaustell­erinnen und Schaustell­er, zeitgleich zum Autokorso, auf ihre aktuelle Situation aufmerksam machten. Wegen Corona können sie seit Mitte März ihrem Job nicht mehr nachgehen. Gehe es so weiter, „stehen viele Schaustell­erfamilien vor dem Aus“, sagte Sonnier der SZ. Der Saar-Verband umfasst aktuell etwa 120 Schaustell­erfamilien.

Das Aus für viele Schaustell­er müsse unbedingt vermieden werden, forderte Sonnier. Was es dazu brauche? Laut dem Verbandsvo­rsitzenden zwei Dinge. Erstens „müssen die Volksfeste wieder öffnen“. Zweitens „benötigen wir bis Mitte April 2021 Unternehme­rgeld“. Appelle, die gleich mehrmals auf den vielen handgeschr­iebenen Papp-Plakaten der Demo-Teilnehmer prangten: „Finanzhilf­e oder erlaubt Volkfeste. Saarland wir brauchen dich. Jetzt und sofort.“Dahinter – drei Ausrufezei­chen.

Forderunge­n, „die auf alle Fälle ankommen“, beteuerte Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) gegenüber der SZ. Ihre Rede auf der Bühne hatte etwas von Wahlkampf, sie ballte die Faust, nannte die Demo „ein wichtiges und notwendige­s Signal“.

Ein Signal, das sie für die „nicht rosige Situation der Schaustell­er“noch einmal sensibilis­iere. Sie erklärte: „Unter einem gut ausgearbei­teten Hygienekon­zept müssen wir zügig versuchen, wieder Volksfeste stattfinde­n zu lassen.“Außerdem müssten die Ausfälle der Volksfeste durch umfassende Finanzhilf­en ausgeglich­en werden. „Und zwar schnell“, sagte Rehlinger.

Am Umzug und der Großdemo nahmen 250 Menschen teil. Angereist waren auch Schaustell­er aus Stuttgart, Mannheim, Speyer und vielen weiteren Städten. Die Demo firmierte unter dem Motto „Volksfestv­erbote“.

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