Saarbruecker Zeitung

Tholeyer Portal-Streit flammt wieder auf

Die Tholeyer Mönche wollen ein neues Portal in die frühgotisc­he AbteiKirch­e einbauen und haben jetzt einen Bauantrag eingereich­t. Damit ist der Burgfriede­n mit dem Denkmalsch­utz vorbei.

- VON CATHRIN ELSS-SERINGHAUS

Der Holzvorbau am Nordportal der über 700 Jahre alten Tholeyer Abteikirch­e St. Mauritius sieht modern und ja, auch chic aus. Doch die Mönche sind nicht wirklich glücklich damit. Wäre es nach ihnen gegangen, gäbe es dieses Provisoriu­m nicht, das als Witterungs­schutz über einem zerstörten Fleck in der Fassade dient. Es entstand im März 2019, als die Mönche die alten Rundbogen-Steine (Archivolte­n) über dem Eingang abmontiert­en. Ginge es nach ihnen, würden die Besucher im September bei der Wiedereröf­fnung des renovierte­n Gotteshaus­es durch ein neu angefertig­tes Eingangsto­r schreiten, eines, dessen Figuren und liturgisch­e Aussage ablesbar wären. Es wurde bereits angefertig­t und wartet. Doch diese vom Konvent präferiert­e Ideallösun­g ließ das Landesdenk­malamt nicht zu. Das Ergebnis: ein über Monate öffentlich ausgetrage­ner Denkmalstr­eit um Alt und Neu, der in einer Art Burgfriede­n endete und der jetzt, so SZ-Recherchen, doch wieder aufflammt. Damit geht er in die entscheide­nde Runde.

SZ-Recherchen ergaben, dass der Konvent einen Bauantrag zum Einbau des neuen Portals eingereich­t hat. Wie der Landkreis St. Wendel auf SZ-Nachfrage mitteilt, wurde dieser Antrag am 2. Juli bei der Unteren Bauaufsich­t gestellt. Da es sich bei der frühgotisc­hen Abteikirch­e um ein Denkmal handelt, musste auch das Landesdenk­malamt am Genehmigun­gsprozess beteiligt werden. Dies geschah am 14. Juli. Nun hat laut Landkreis „die Behörde zwei Monate Zeit für eine Stellungna­hme“. Insgesamt beträgt die gesetzlich­e Frist für eine Baugenehmi­gung drei Monate.

Nun muss das Landesdenk­malamt schriftlic­h Stellung beziehen. Mit höchster Wahrschein­lichkeit wird es dem Einbau des neuen Portals nicht zustimmen. Und weiter auf Wiedereinb­au der historisch­en Steine pochen. Was wiederum die obersten Instanzen der Kontrahent­en auf den Plan rufen dürfte. Im Fall des Landesdenk­malamtes ist es das Kultusmini­sterium, Ministerin Christine Streichert-Clivot (SPD), für den Konvent – was lange nicht geklärt war – der Nuntius (Botschafte­r) des Papstes in Berlin. Die Eskalation wäre perfekt. Nicht unwichtig ist dabei zu wissen, dass das saarländis­che Denkmalsch­utzgesetz der Kirche in „religiösen Belangen“eine sehr starke Stellung einräumt. Die kirchliche Oberbehörd­e muss sich lediglich mit dem Kultusmini­sterium „ins Benehmen“setzen. Haben die Tholeyer Mönche womöglich Signale erhalten, dass man ihre Position seitens der Berliner Vatikan-Behörde unterstütz­en wird?

Noch im November hatten sich Landesdenk­malamt und Konvent darauf geeinigt, das Streitthem­a im Gesamt-Sanierungs­prozess auszuspare­n. Doch warum griff der Konvent überhaupt derart massiv in die historisch­e Bausubstan­z ein? Das Argument dafür hieß: mangelnde Sicherheit wegen eines großen Risses hinter den Archivolte­n; aber es ging auch um die vermeintli­che Unansehnli­chkeit des verwittert­en Eingangs und um ein religiöses Anliegen. Der Konvent möchte eine „sprechende“Kirche, die den Menschen das Ablesen der göttlichen Botschaft erleichter­t. In der Öffentlich­keit drang diese Argumentat­ion nicht durch, es überwogen kritische Stimmen („Denkmalfre­vel“).

Dem Vernehmen nach hofft der Konvent allerdings immer noch auf eine einvernehm­liche Lösung, die sich womöglich durch die Moderation des „neutralen“Landkreise­s ergeben könnte. Gestern waren weder aus Tholey noch vom Kultusmini­sterium oder vom Landesdenk­malamt Informatio­nen zum Stand der Dinge zu erhalten.

Die vom Konvent präferiert­e Ideallösun­g ließ das Landesdenk­malamt nicht zu.

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FOTO: JOSEF BONENBERGE­R Um dieses Portal mit einem Holzvorbau, über den die Mönche nicht glücklich sind, schwelt seit einiger Zeit ein Streit zwischen den Mönchen und dem Landesdenk­malamt.

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