Wie Kalorien die Lebensdauer beeinflussen
Die Forschung zeigt, dass zeitweises Fasten die Gesundheit und Lebensdauer in jedem Lebensalter verbessern kann.
(ml) Noch wissen wir nicht, ob sich das biologische Alter der Menschen durch wiederkehrendes Fasten dauerhaft verlangsamen lässt. Denn bisher gibt es nur kurzfristige Studien mit Menschen. Doch Experimente mit Rhesusaffen an der Universität von Wisconsin, USA, weisen darauf hin, dass eine Kalorienreduktion, die nicht zu Untergewicht führt, einen langfristigen gesundheitlichen Nutzen bringt.
Rhesusaffen, deren Erbgut zu 93 Prozent mit dem des Menschen übereinstimmt, leben in behüteter Gefangenschaft im Durchschnitt 26 Jahre. In der seit 1987 laufenden Langzeitstudie in Wisconsin bekam eine Gruppe von 20 Affen ein Futter, das gegenüber der üblichen Ernährung für Versuchstiere 30 Prozent weniger Kalorien enthielt. Die Kalorienreduktion führte dazu, dass sechs der 20 Rhesusaffen das hohe Alter von 40 Jahren erreichten. Es entspricht einem Menschenalter von 120 Jahren.
Die Forscher konnten zudem zeigen, dass die Tiere nicht von Kindheit an kalorienreduziert fressen mussten, um sehr alt zu werden und dabei gesund zu bleiben. Auch Affen, die erst im mittleren Alter weniger Kalorien bekamen, blieben gesünder und lebten länger, wenn auch in geringerem Maße als die sehr früh mit kalorienreduzierter Nahrung gefütterten Artgenossen.
Denn nur die Tiere, die ein ganzes Leben lang weniger Kalorien zu sich nahmen, erreichten das maximale Alter von 40 Jahren.
Die Forscher der Universität von
Wisconsin schreiben: „Zusammengenommen legen unsere Ergebnisse nahe, dass die gesundheitlichen Vorteile einer Kalorienreduktion wahrscheinlich auf die menschliche Gesundheit übertragbar sind.“
Versuche mit Mäusen an der medizinischen Universität vom Texas in San Antonio, USA, hatten 2014 gezeigt, dass auch Tiere, die erst im mittleren Alter von 19 Monaten – was bei Menschen einem Alter von etwa 60 Jahren entspricht – kalorienreduziert gefüttert wurden, gesünder blieben als normal ernährte Mäuse und länger lebten. Auch die Lebensdauer von Mäusen verlängert sich umso stärker, je früher sie mit der kalorienarmen Ernährung beginnen.
Schon 1946 ließen Wissenschaftler der Universität Chicago ihre Laborratten immer wieder fasten. Wenn die Tiere jeden dritten Tag Hunger ertragen mussten, lebten sie 15 bis 20 Prozent länger als ihre Artgenossen. Heute ist diese Methode als Intervallfasten bekannt und wird auch für Menschen empfohlen. Man lässt beispielsweise das Frühstück oder Abendessen ausfallen und nimmt innerhalb von acht Stunden zwei Mahlzeiten ein. Die übrigen 16 Stunden des Tages wird nichts mehr gegessen (16:8-Diät). Oder man vermindert die Kalorienzufuhr an zwei Tagen in der Woche um 75 Prozent (5:2-Diät).
„Aktuelle Studien mit Menschen bestätigen, dass eine immer wiederkehrende, gelegentliche Kalorienreduktion großen gesundheitlichen Nutzen haben kann, auch wenn es sich nur um vorübergehende Fastenperioden handelt“, sagt der Alternsforscher David Sinclair.
Menschen, die in Intervallen fasten, bauen Körperfett ab, normalisieren ihren Blutdruck und senken den Spiegel eines Hormons im Blut, das IGF-1 heißt (Insulinähnlicher Wachstumsfaktor 1). Es wird überwiegend in der Leber gebildet. Forscher der medizinischen Universität Albert Einstein in New York City haben nachgewiesen, dass weniger IGF-1 im Blut das Krankheits- und Sterblichkeitsrisiko deutlich senkt. Ein hoher IGF-1-Spiegel hingegen beschleunigt das Zellwachstum im Körper, was auch das Krebsrisiko erhöht. Offenbar kann nahezu jede Form des Intervallfastens, die nicht zur Mangelernährung führt, ein gesünders und längeres Leben begünstigen.