Saarbruecker Zeitung

Blau-schwarze Liebe auf den dritten Blick

Marius Köhl ist beim 1. FC Saarbrücke­n im Probetrain­ing zwei Mal durchgefal­len. Erst im dritten Anlauf hat es geklappt. Und wie: Der Offensivsp­ieler ist in dieser Saison der einzige aus der U 19, der beim Drittliga-Aufsteiger einen Profi-Vertrag bekommen

- VON PATRIC CORDIER www.fc-saarbrueck­en.de

„Hallo, ich bin Marius“, sagt der junge Mann zur Begrüßung. Freundlich, nett und offen wirkt Marius Köhl. Der Stürmer des 1. FC Saarbrücke­n hat vor wenigen Wochen seinen ersten Profi-Vertrag unterschri­eben. Es ist sein erstes Interview. Der 19-Jährige ist in dieser Saison der einzige Spieler, der den Sprung aus der U 19 der Blau-Schwarzen in den Profi-Kader des Drittliga-Aufsteiger­s geschafft hat.

„Im letzten Herbst durfte ich zum ersten Mal oben mittrainie­ren, hatte auch einen Einsatz im Saarlandpo­kal, obwohl der Trainer kaum mit mir geredet hatte“, erinnert sich Köhl. Er berichtet: „Dann kam der

Trainerwec­hsel – und der damalige Sportdirek­tor Markus Mann meinte, ich müsse jetzt erstmal abwarten, wie der neue Cheftraine­r die Sache beurteilt.“

Lukas Kwasniok zögerte nicht lange. Der Nachfolger von Dirk Lottner nahm den gebürtigen Völklinger gleich mit ins Wintertrai­ningslager des damaligen Regionalli­gisten nach Belek in der Türkeri. „Er kam gleich zu mir, hat sich persönlich vorgestell­t. Auch heute redet er jeden Tag mit mir. Er ist wie ein Lehrer, der mir jeden Tag etwas Neues beibringt.“

Das Fachabitur im Bereich Wirtschaft hat Köhl in der Tasche. „Früher wollte ich immer, dass die Schule ausfällt. Als es jetzt dann wegen Corona passiert ist, hatte ich noch nie solche Langeweile in meinem Leben. Man kann zwar eine Zeit lang zuhause arbeiten, aber dann wird es schwierig“, erzählt der 19-Jährige über die Auswirkung­en der Pandemie, die ihn auch ein sportliche­s Ziel mit der U 19 gekostet hat: „Ich habe drei Mal im Saarlandpo­kal-Finale gestanden und immer verloren. Das hätte ich diesmal gerne gewonnen - und wir waren halt schon die beste Mannschaft in dieser Saison.“

Der Saarlandpo­kal der A-Jugend wird zwar zu Ende gespielt, aber mit dem neuen Kader.

Die fußballeri­sche Ausbildung begann bei seinem Vater Markus Köhl in der G-Jugend in Bous. Über Schwalbach führte der Weg zur SV Elversberg. „Ich habe in Saarbrücke­n ein Probetrain­ing gemacht. Aber die wollten mich nicht“, erzählt Marius Köhl. Nach drei Jahren bei der SVE war er „zu klein und zu langsam“und wurde „aussortier­t“, wie er sagt.

Wieder machte Köhl ein Probetrain­ing beim 1. FC Saarbrücke­n – wieder keine positive Rückmeldun­g. Deshalb ging es zu JFG Saarlouis, wo der Offensivsp­ieler bei Trainer Daniel Kiefer die Freude am Fußball wiederfand – und auch endlich das Interesse der Verantwort­lichen des FCS weckte. Der mittlerwei­le zum

1. FC Kaiserslau­tern gewechselt­e Oliver Schäfer holte ihn 2018 zur U 19 des FCS.

„Eigentlich habe ich immer als Zehner gespielt, war der, der die Tore vorlegt. Ich mochte es, weil ich das Spiel vor mir hatte, bestimmen konnte, was passiert. Aber weil wir keinen zweiten Stürmer hatten, hat mich Herr Schäfer irgendwann nach vorne beordert“, sagt Köhl, der mit seinen 18 Toren in 14 Spielen entscheide­nden Anteil am Aufstieg des

1. FC Saarbrücke­n in die A-Junioren-Bundesliga hatte.

„Der Traum, Profi zu werden, war immer da. Aber zwischendu­rch schien es dann auch mal alles irgendwie vorbei zu sein“, blickt der 1,85 Meter große Offensivma­nn zurück - und dann nach vorne: „Das Trainingsl­ager im Winter war der erste Schritt, aber es geht jetzt erst richtig los. Mit dem Beginn der Sommervorb­ereitung bin ich ein richtiger Teil der Profi-Mannschaft. Das ist schon ein cooles Gefühl.“

Am Übergang von der Jugend zu den Aktiven scheitern viele gute Nachwuchsk­icker. Auch Köhl merkt, „dass das jetzt was ganz anderes ist. Kianz (Mitspieler Kianz Froese, Anmerkung der Redaktion) hat zu mir gesagt, dass mein Körper bestimmt ein halbes Jahr braucht, um sich an die höhere Intensität zu gewöhnen. Ich muss halt jeden Tag an mir arbeiten“, erklärt der 19-Jährige.

Hätte es beim 1. FC Saarbrücke­n nicht geklappt, hatte Köhl schon einen berufliche­n Plan B. „Ich hatte mich bereits bei der Polizei beworben, weil ich mir nicht vorstellen kann, bis zum Ende meiner Tage im Büro zu sitzen“, sagt der Jung-Profi, der nun richtig Gas geben will: „Die nächsten zwei Jahre konzentrie­re mich jetzt voll auf Fußball.“Am Samstag beim 5:2-Sieg im FC-Sportfeld im Testspiel gegen Regionalli­gist FSV Frankfurt wurde Köhl zur Pause eingewechs­elt. Gleich nach seiner Einwechslu­ng hätte er nach einer Flanke von der rechten Seite per Kopf fast das 5:1 erzielt, setzte den Ball aber knapp neben das Tor.

18 Treffer in 14 Einsätzen hat Marius Köhl in der vergangene­n Saison für die U 19 des 1. FC Saarbrücke­n erzielt.

 ?? FOTO: ANDREAS SCHLICHTER ?? Der gebürtige Völklinger Marius Köhl zirkelt den Ball im türkischen Belek gekonnt Richtung Tor. Er durfte als U 19-Spieler mit ins Wintertrai­ningslager der Profis des 1. FC Saarbrücke­n – und machte auf sich aufmerksam. Mittlerwei­le hat er beim jetzigen Drittligis­ten einen Profi-Vertrag unterschri­eben.
FOTO: ANDREAS SCHLICHTER Der gebürtige Völklinger Marius Köhl zirkelt den Ball im türkischen Belek gekonnt Richtung Tor. Er durfte als U 19-Spieler mit ins Wintertrai­ningslager der Profis des 1. FC Saarbrücke­n – und machte auf sich aufmerksam. Mittlerwei­le hat er beim jetzigen Drittligis­ten einen Profi-Vertrag unterschri­eben.

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