Blau-schwarze Liebe auf den dritten Blick
Marius Köhl ist beim 1. FC Saarbrücken im Probetraining zwei Mal durchgefallen. Erst im dritten Anlauf hat es geklappt. Und wie: Der Offensivspieler ist in dieser Saison der einzige aus der U 19, der beim Drittliga-Aufsteiger einen Profi-Vertrag bekommen
„Hallo, ich bin Marius“, sagt der junge Mann zur Begrüßung. Freundlich, nett und offen wirkt Marius Köhl. Der Stürmer des 1. FC Saarbrücken hat vor wenigen Wochen seinen ersten Profi-Vertrag unterschrieben. Es ist sein erstes Interview. Der 19-Jährige ist in dieser Saison der einzige Spieler, der den Sprung aus der U 19 der Blau-Schwarzen in den Profi-Kader des Drittliga-Aufsteigers geschafft hat.
„Im letzten Herbst durfte ich zum ersten Mal oben mittrainieren, hatte auch einen Einsatz im Saarlandpokal, obwohl der Trainer kaum mit mir geredet hatte“, erinnert sich Köhl. Er berichtet: „Dann kam der
Trainerwechsel – und der damalige Sportdirektor Markus Mann meinte, ich müsse jetzt erstmal abwarten, wie der neue Cheftrainer die Sache beurteilt.“
Lukas Kwasniok zögerte nicht lange. Der Nachfolger von Dirk Lottner nahm den gebürtigen Völklinger gleich mit ins Wintertrainingslager des damaligen Regionalligisten nach Belek in der Türkeri. „Er kam gleich zu mir, hat sich persönlich vorgestellt. Auch heute redet er jeden Tag mit mir. Er ist wie ein Lehrer, der mir jeden Tag etwas Neues beibringt.“
Das Fachabitur im Bereich Wirtschaft hat Köhl in der Tasche. „Früher wollte ich immer, dass die Schule ausfällt. Als es jetzt dann wegen Corona passiert ist, hatte ich noch nie solche Langeweile in meinem Leben. Man kann zwar eine Zeit lang zuhause arbeiten, aber dann wird es schwierig“, erzählt der 19-Jährige über die Auswirkungen der Pandemie, die ihn auch ein sportliches Ziel mit der U 19 gekostet hat: „Ich habe drei Mal im Saarlandpokal-Finale gestanden und immer verloren. Das hätte ich diesmal gerne gewonnen - und wir waren halt schon die beste Mannschaft in dieser Saison.“
Der Saarlandpokal der A-Jugend wird zwar zu Ende gespielt, aber mit dem neuen Kader.
Die fußballerische Ausbildung begann bei seinem Vater Markus Köhl in der G-Jugend in Bous. Über Schwalbach führte der Weg zur SV Elversberg. „Ich habe in Saarbrücken ein Probetraining gemacht. Aber die wollten mich nicht“, erzählt Marius Köhl. Nach drei Jahren bei der SVE war er „zu klein und zu langsam“und wurde „aussortiert“, wie er sagt.
Wieder machte Köhl ein Probetraining beim 1. FC Saarbrücken – wieder keine positive Rückmeldung. Deshalb ging es zu JFG Saarlouis, wo der Offensivspieler bei Trainer Daniel Kiefer die Freude am Fußball wiederfand – und auch endlich das Interesse der Verantwortlichen des FCS weckte. Der mittlerweile zum
1. FC Kaiserslautern gewechselte Oliver Schäfer holte ihn 2018 zur U 19 des FCS.
„Eigentlich habe ich immer als Zehner gespielt, war der, der die Tore vorlegt. Ich mochte es, weil ich das Spiel vor mir hatte, bestimmen konnte, was passiert. Aber weil wir keinen zweiten Stürmer hatten, hat mich Herr Schäfer irgendwann nach vorne beordert“, sagt Köhl, der mit seinen 18 Toren in 14 Spielen entscheidenden Anteil am Aufstieg des
1. FC Saarbrücken in die A-Junioren-Bundesliga hatte.
„Der Traum, Profi zu werden, war immer da. Aber zwischendurch schien es dann auch mal alles irgendwie vorbei zu sein“, blickt der 1,85 Meter große Offensivmann zurück - und dann nach vorne: „Das Trainingslager im Winter war der erste Schritt, aber es geht jetzt erst richtig los. Mit dem Beginn der Sommervorbereitung bin ich ein richtiger Teil der Profi-Mannschaft. Das ist schon ein cooles Gefühl.“
Am Übergang von der Jugend zu den Aktiven scheitern viele gute Nachwuchskicker. Auch Köhl merkt, „dass das jetzt was ganz anderes ist. Kianz (Mitspieler Kianz Froese, Anmerkung der Redaktion) hat zu mir gesagt, dass mein Körper bestimmt ein halbes Jahr braucht, um sich an die höhere Intensität zu gewöhnen. Ich muss halt jeden Tag an mir arbeiten“, erklärt der 19-Jährige.
Hätte es beim 1. FC Saarbrücken nicht geklappt, hatte Köhl schon einen beruflichen Plan B. „Ich hatte mich bereits bei der Polizei beworben, weil ich mir nicht vorstellen kann, bis zum Ende meiner Tage im Büro zu sitzen“, sagt der Jung-Profi, der nun richtig Gas geben will: „Die nächsten zwei Jahre konzentriere mich jetzt voll auf Fußball.“Am Samstag beim 5:2-Sieg im FC-Sportfeld im Testspiel gegen Regionalligist FSV Frankfurt wurde Köhl zur Pause eingewechselt. Gleich nach seiner Einwechslung hätte er nach einer Flanke von der rechten Seite per Kopf fast das 5:1 erzielt, setzte den Ball aber knapp neben das Tor.
18 Treffer in 14 Einsätzen hat Marius Köhl in der vergangenen Saison für die U 19 des 1. FC Saarbrücken erzielt.