Seit 35 Jahren tagtäglich in der Kälte
Einzelhandelskaufmann Thomas Kuhn arbeitet im Kühlhaus. Er sagt, das sei im Winter angenehmer als im Sommer.
15 Grad sind im Kühlhaus der Firma Cegro in St. Johann. Im Winter sei es kälter, sagt Einzelhandelskaufmann Thomas Kuhn, doch durch die Vermischung mit Warmluft von außen steige das Thermometer im Sommer ein wenig an. Im Winter arbeite er nämlich bei 10 Grad.
Seit 35 Jahren arbeitet Kuhn in der Kälte. Im Hochsommer würden ihn die Kollegen und Kunden beneiden: „Doch die gehen nur kurz durch und finden es dann erfrischend. Wenn man den ganzen Arbeitstag hier ist, ist das was anderes. Man trägt eine Thermojacke und wenn man mal kurz raus geht, trifft es einen wie mit dem Hammer vor die Brust“,
sagt der Obst- und Gemüseprofi.
Man könne sich gar nicht richtig darauf einstellen. Jacke aus und Jacke an, das sei die einzige Hilfe. Trotzdem sei es im Hochsommer viel unangenehmer, im Kühlhaus zu arbeiten, als im Winter. Die Temperaturunterschiede seien das Unangenehme. Und ja, es greife auch die Fitness an. Die ständige Kälte plage ihn mit rheumatischen Beschwerden.
Trotzdem liebe er seinen Job, den er im väterlichen Tante-Emma-Laden gelernt habe. Danach habe er mit 19 Jahren Papas Firma verlassen und sei seitdem bei Cegro, einem Großmarkt mit Ausrichtung auf Gastronomie und Großküchen. Seine Kunden sind Profis, die Ware muss hohe Ansprüche erfüllen. Viele Köche kaufen selbst ein, schauen ganz genau hin. Bei Kuhn sind sie an der richtigen Adresse, er kennt seine Ware, seine Lieferanten, seine Kunden und bestellt täglich frischen Nachschub: „Mann muss so ordern, dass die Ware maximal zwei Tage bei uns ist. Dann muss sie verkauft sein“, sagt er trotz der Kühlanlage, die in einem separaten Lager die Luft sogar auf 5 Grad herunterkühlt.
Für die Verbraucher hat er den gleichen Tipp: „Im Hochsommer sollten sie öfter einkaufen gehen und Obst und Gemüse auch zuhause nach zwei Tagen verbrauchen. Viele Obstsorten sind gewachst. Da sehen selbst wir Profis nicht mehr ganz genau, wie lange die Ware schon gelegen haben muss. Frische Ware haben sie da nur, wenn sie öfter in kleinen Mengen nachkaufen“, sagt der Fachmann.
Empfindliches Obst wie Pfirsiche und Nektarinen könne man in den Kühlschrank legen, ansonsten gehörten Obst und Gemüse besser in das nicht so kalte Frischefach. Tomaten, Gurken und Bananen gehörten gar nicht in die Kälte. Hier sei eine Obstschale ideal. „Bananen darf man nicht unter 14 Grad lagern. Auch Tomaten verlieren in Kälte an Aroma“, weiß der Profi. Und noch etwas sei wichtig: Äpfel solle man nicht mit anderem Obst zusammenlegen. Äpfel würden eine Substanz
„Wenn man mal kurz rausgeht, trifft es einen wiemit dem Hammer vor die Brust.“Thomas Kuhn
ausströmen, die anderes Obst deutlich schneller reifen lasse. Auch hier empfiehlt er die Obstschale.
In seinem Kühlhaus liegen alle Sorten Obst und Gemüse im gleichen Raum. „Man sucht als Händler immer den goldenen Mittelweg. Andererseits liegen die Artikel nie lange bei uns“, sagt er und schon schnappt sich ein Kunde gleich mehrere Kisten kirschrote Fleischtomaten.
Im Großverbrauchermarkt werden selten einzelne Tomaten gekauft. „Achten sollte man auch auf die Herkunft. Wir bestellen Ware bevorzugt in Deutschland und der Großregion. Wenn Himbeeren aus Spanien kommen, haben sie eine lange Reise hinter sich. Das kann der Frische nicht dienlich sein. Erst wenn es bei uns keine Beeren mehr gibt, bestellen wir die Ware aus Südeuropa“, sagt Kuhn und empfiehlt
Verbrauchern, ebenfalls auf Herkunft und die damit verbundenen Transportwege zu achten.
Nach einem Arbeitstag im Kühlhaus geht Kuhn übrigens auch im Sommer erst mal warm duschen. Dann widmet er seine Zeit seiner Frau und liebt Wanderungen im Hunsrück, dem Nordsaarland oder dem Pfälzer Wald – in kühlen Wäldern, in denen er sich aufwärmen kann.