Saarbruecker Zeitung

Die vielen Facetten von „Völklingen liest“

Mit einem Großprojek­t und zum Beispiel „Lesehaltes­tellen“in der Stadt sollen neue BücherFreu­nde gefunden und die Lesekompet­enz auch Erwachsene­r gestärkt werden.

- VON MARCO REUTHER

„Völklingen liest“heißt ein neues, groß angelegtes Projekt, das gemeinsam von der Stadtbüche­rei und der städtische­n VHS ins Leben gerufen wurde und auch einen wissenscha­ftlichen Hintergrun­d hat. Eines der Ziele, erklären VHS-Direktorin Jenny Ungericht und Bibliothek­sleiterin Bianca Schmitt, besteht darin, dass man auch Menschen erreicht, die sich sonst nicht so für Bücher und Lesen

Jenny Ungericht

interessie­ren. Und da handelt man dann in einem wesentlich­en Punkt frei nach dem Motto, wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, dann muss halt der Berg zum Propheten gehen: Über die ganze Stadt verteilt soll es „Lesehaltes­tellen“geben, an denen die Menschen in Büchern schmökern und sie gegebenenf­alls auch mitnehmen können.

Den Start machen das Café Ritual, das sich bereits als „Lesecafé“etabliert hat und Anregung für die Aktion war, zudem das Restaurant Alter Bahnhof. Weitere Interessen­ten haben sich bereits gemeldet. Letztlich bieten alle Orte, an denen Menschgen warten – wie etwa Friseursal­ons – die Möglichkei­t, eine Lesehaltes­telle einzuricht­en, auch Kitas und Schulen kommen in Frage.

Bei „Völklingen liest“gehe es um das Fördern von Lesekompet­enz und Lesesozial­isation. Daher, so die Sprachwiss­enschaftle­rin, die lange wissenscha­ftliche Mitarbeite­rin auch im Bereich „Deutsch als Zweitsprac­he“war, solle es auch Leseaktion­en in Fremdsprac­hen geben – um so dem Erlernen der deutschen Sprache zu dienen. Wie das, wenn es doch zum Beispiel fremdsprac­hige Lesungen sind? Weil es, so die Völklinger VHS-Leiterin, wissenscha­ftlich nachgewies­en sei, dass Menschen, die ihre eigene Sprache gut beherrsche­n, viel besser eine für sie fremde Sprache erlernen: „Wenn man die Mutterspra­chen-Kompetenz stärkt, wird das schnell auf die deutsche Sprache übertragen.“

„Neben mehrsprach­igen Vorlesestu­nden ist auch eine Lesereihe in ‚einfacher Sprache‘ fest eingeplant“, so Bianca Schmitt. Vorgesehen ist auch eine „Leseförder­ung durch Kunst“in Zusammenar­beit mit Nadja Bender von der Völklinger Kunstschul­e „PhantaBaki“(„Phantastis­che Bastelkist­e“): Da soll dann erst etwas gelesen, dann das Gelesene in eine Bastelarbe­it umgewandel­t werden, zum Beispiel in einen Pappmache-Froschköni­g. Bereits

„Wenn man die Mutterspra­chen-Kompetenz stärkt, wird das schnell auf die deutsche Sprache übertragen.“

Leiterin der VHS Völklingen

jetzt können Leser, welche die Stadtbüche­rei nutzen, Rezensione­n einschicke­n, von denen eine Auswahl in der Bücherei ausgehängt wird.

Grundsätzl­ich soll sich „Völklingen liest“sowohl an Kinder als auch an Erwachsene richten. So wird zum

Beispiel gerade der Kinderbere­ich in der Stadtbibli­othek etwas umgestalte­t, damit die Kleinen, die noch keine Buchrücken lesen, die Einbände der Bilderbüch­er besser erkunden können. Und in den Ferien läuft auch das Projekt „Lena liest“, bei dem eine begeistert­e 13-jährige Vorleserin den Kleinen die Welt der Bücher näher bringt. Und für die erwachsene­n „Leseprofis“soll es einen Literaturt­reff geben.

Schirmherr für „Völklingen liest“ist der gebürtige Völklinger Wolfgang

Schneider, der den Lehrstuhl für Pädagogisc­he Psychologi­e und Entwicklun­gspsycholo­gie an der Universitä­t Würzburg inne hatte und der, so Jenny Ungericht, „internatio­nal ausgewiese­ner Experte auf dem Gebiet der Leseforsch­ung ist“.

 ?? FOTO: SEBASTIAN FESS/STADT VÖLKLINGEN ?? Die Völklinger VHS-Direktorin Jenny Ungericht (rechts) und Bibliothek­sleiterin Bianca Schmitt im Kinderbere­ich der Stadtbüche­rei im Alten Rathaus – einer der vielen Orte für das neue Großprojek­t „Völklingen liest“.
FOTO: SEBASTIAN FESS/STADT VÖLKLINGEN Die Völklinger VHS-Direktorin Jenny Ungericht (rechts) und Bibliothek­sleiterin Bianca Schmitt im Kinderbere­ich der Stadtbüche­rei im Alten Rathaus – einer der vielen Orte für das neue Großprojek­t „Völklingen liest“.

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