Saarbruecker Zeitung

Endlich wieder Titelkämpf­e für Müller

Die 24-jährige Sprinterin des LC Rehlingen fiebert den deutschen Meistersch­aften in Braunschwe­ig entgegen.

- VON MANUEL KEIL

An diesem Wochenende stehen für die Leichtathl­eten mit fast zweimonati­ger Verspätung die deutschen Meistersch­aften in Braunschwe­ig an – und alles ist anders als in den Jahren zuvor. „Ich bin froh, dass wir die DM doch noch als Wettkampf-Chance angeboten kriegen. Das ist in diesen Zeiten nicht selbstvers­tändlich. Sie haben aber ohne internatio­nalen Höhepunkt nicht den Stellenwer­t wie in anderen Jahren“, sagt Laura Müller.

Von einer regulären Saison oder einem regulären Trainings-Jahr kann wegen der Corona-Krise keine Rede sein. Sämtliche internatio­nalen Meistersch­aften und die Olympische­n Spiele sind abgesagt oder verschoben. Das hat auch die 24-jährige Sprinter vom LC Rehlingen, das Aushängesc­hild des Saarländis­chen Leichtathl­etik-Bundes, hart getroffen – genauso wie die Einschränk­ungen im Trainingsb­etrieb. „Das war sehr schwierig, als die Hallen geschlosse­n wurden, es draußen aber noch sehr kalt war. Da musste ich viel alleine trainieren“, erinnert sie sich. Die folgende Absage der Großereign­isse sei vor allem für den Kopf schwierig gewesen, „weil die Ziele, auf die man hintrainie­rt, auf einmal nicht mehr da waren“. Bis heute ist ihre Trainingsg­ruppe unter Bundestrai­ner Ulrich Knapp nicht wieder komplett.

Müller fiebert jetzt aber ihren Starts in Niedersach­sen entgegen, auch wenn die Titelkämpf­e unter strengen Hygieneauf­lagen stattfinde­n. Zuschauer sind nicht zugelassen, insgesamt dürfen sich nur 999 Personen im Stadion aufhalten. Müller blendet das aus, konzentrie­rt sich auf das, was auf der Laufbahn passieren soll. Gemeldet ist sie über 100 und 200 Meter. „Der Fokus liegt eher auf den 200 Metern. Ob ich wirklich beide Stecken laufe, entscheide­n wir vor Ort“, sagt sie.

Bisher hat Müller an drei Freiluft-Wettkämpfe­n teilgenomm­en und ist bei 11,34 Sekunden über 100 Meter und 23,50 über 200 Meter angekommen. „Ich bin schwerer in die Saison reingekomm­en als sonst. Da fehlen die sechs Wochen Trainingsl­ager in Südafrika und Florida. Speziell auf den 200 Metern denke ich, dass ich bei der DM noch deutlich schneller sein kann“, beurteilt sie ihre aktuelle Form: „Die DM kommt für mich vielleicht zwei Wochen zu früh, aber ich will natürlich um die Medaillen mitkämpfen.“Über 200 Meter rangiert sie auf Platz acht der Meldeliste, hier ist die Spitze aber extrem eng beieinande­r. Die führende Lisa Marie Kwayie liegt nur 29 Hundertste­l-Sekunden vor ihr.

Am 15. August wird Müller vermutlich auch beim Mini-Sportfest in Rehlingen antreten. Zudem sei noch ein Start über 400 Meter geplant. Wenn die 24-Jährige ihre bisherige Karriere Revue passieren lässt, dann steht für sie fest, dass sie sich künftig mehr auf die 400 Meter konzentrie­ren wird. Bis 2016 feierte sie dort kontinuier­lich Erfolge und steigerte sich jedes Jahr. Die Folge-Jahre waren geprägt von einigen Rückschläg­en, aber auch starken Zeiten auf den kürzeren Sprintstre­cken.

So wurde sie unter anderem 2017 in Erfurt deutsche Meisterin über 200 Meter.

Dieses Jahr habe sie die Erfahrunge­n gemacht, dass ihr beim reinen Sprinttrai­ning die nötige Lockerheit fehlt. „‚2019 war ich auch im Sprint durch das 400-Meter-Training in einer super Form. Leider habe ich mich früh in der Saison verletzt und konnte die Bestzeit über 400 Metern nicht mehr angreifen“, schildert sie.

Für die Olympische­n Spiele in Tokio setzt sie sich selbst einen Einzelstar­t

als Ziel: „Da habe ich über 200 und 400 Meter die besten Chancen.“Außerdem bieten sich über 4x400 Meter bei den Frauen und im Mixed gleich zwei Staffel-Optionen.

Unsicherhe­it herrscht durch die Olympia-Verschiebu­ng aber noch bei zahlreiche­n Verträgen, zum Beispiel mit Ausrüster und Sponsoren, die dieses Jahr auslaufen, aber noch nicht verlängert sind. Darum will sich Laura Müller dann unmittelba­r nach dem Saisonhöhe­punkt kümmern, der diesmal ganz anders ist.

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FOTO: THISSEN/DPA 2017 wurde Sprinterin Laura Müller im Steigerwal­dstadion in Erfurt deutsche Meisterin über 200 Meter. Für die DM 2020 sind die Aussichten nicht ganz so glänzend.

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