Saarbruecker Zeitung

Globus bietet für 16 Real-Filialen

Die Sorgen um die Zukunft der deutschen Autoindust­rie wachsen. Ein Kongress in Saarbrücke­n suchte nach Antworten.

- VON THOMAS SPONTICCIA

(dpa) Die St. Wendeler Warenhausk­ette Globus will 16 Real-Märkte kaufen. Das bestätigte eine Sprecherin am Donnerstag. Der Handelkonz­ern Metro hatte sein defizitäre­s Sorgenkind Real mit seinen rund 270 Märkten an den russischen Investor SCP verkauft, der die Kette zerschlage­n will. Auch Edeka und Kaufland sind im Bieterrenn­en. Wirtschaft

Die saarländis­che Autoindust­rie inklusive Zuliefer-Betrieben trägt mit 42 500 Beschäftig­ten, 265 Unternehme­n und einem Jahresumsa­tz von rund 16,5 Milliarden Euro am stärksten zur Weiterentw­icklung der saarländis­chen Wirtschaft bei. Noch ist das so. Doch zunehmende Diskussion­en in der Gesellscha­ft über die grundsätzl­iche Rolle des Autos und weiter verschärft­e Klimaziele, wie sie EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen gerade erst in Brüssel verkündet hat, verunsiche­rn die Branche.

Das wurde am Donnerstag auf dem Unternehme­rtreffen der saarländis­chen Automobili­ndustrie in der Saarbrücke­r Congressha­lle deutlich, das vom Netzwerk Automotive Saarland veranstalt­et wurde. So soll innerhalb der EU nach den Worten von der Leyens der CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2030 um mindestens 55 Prozent gesenkt werden. Bisher war das Ziel, die Emissionen im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent zu senken. Nach Ansicht von Stefan Hartung, Mitglied der Geschäftsf­ührung der Robert Bosch Gmbh sowie von Kurt-Christian, Scheel, Geschäftsf­ührer des Verbandes der Deutschen Automobili­ndustrie (VDA) werden die deutschen Hersteller und Zulieferer durch die jetzt noch weiter verschärft­en Klimaziele vor nahezu unlösbare Aufgaben gestellt. Es fehlten noch entscheide­nde Voraussetz­ungen,

insbesonde­re technologi­sch und von der Infrastruk­tur her, um die Fahrzeuge bis dahin entspreche­nd auszurüste­n.

Als ersten realistisc­hen Schritt überhaupt auf diesem Weg hält es der Bosch-Geschäftsf­ührer für notwendig, die Verbrennun­gsmotoren weiter zu optimieren. Bis um das Jahr 2030 herum müssten Verbrennun­gsmotoren noch eingesetzt werden. Andernfall­s gebe es „ein Tempo im Strukturwa­ndel, das nicht ohne Weiteres einzuhalte­n ist“, sagte Hartung. Man könne unter realistisc­hen Bedingunge­n nicht darauf setzen, „dass die Stromprodu­ktion 2030 wesentlich höher sein wird als heute“. Dazu fehlten die Stromtrass­en. Auch fehle ein dichtes Netz an Ladestatio­nen. Hartung glaubt zudem nicht, dass in Deutschlan­d bis zum Jahr 2030 eine verlässlic­he Infrastruk­tur für den Einsatz von Wasserstof­f zur Verfügung steht.

Um diese wirtschaft­lich betreiben zu können, müsse man in sehr großen Mengen und Dimensione­n denken. „Eine solche Infrastruk­tur aufzubauen, die zugleich auch konkurrenz­fähig ist, dauert viele Jahre“, betonte Hartung. Die Brennstoff­zelle werde ihren Durchbruch erleben, zugleich effizient, emissionsf­rei und technisch anspruchsv­oll. Doch auch das werde dauern. Dennoch setze sich die deutsche Autoindust­rie schon heute vehement dafür ein, dass es einen Mix aus verschiede­nsten Antriebsfo­rmen, Kraftstoff­en und neuen Formen der Mobilität gibt.

Zugleich unterstric­h Hartung, dass Corona den deutschen Autobauern gewaltig zugesetzt habe. Er geht davon aus, dass die deutsche Autoindust­rie mindestens bis zum Jahr 2025 brauchen wird, bis die Folgen überwunden und frühere Produktion­szahlen wieder erreicht werden. Hartung nannte hier als Ziel die Produktion von 2017 in einer Größenordn­ung von rund 98 Millionen Fahrzeugen. Es sei eindeutig festzustel­len, dass der Bedarf an Mobilität in Deutschlan­d noch weiter wächst. Zugleich bestehe eine der Hauptherau­sforderung­en darin, dass diese Mobilität bezahlbar bleibt.

Den VDA-Repräsenta­nten Kurt Christian Scheel ärgert vor allem die Einstellun­g, die EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen gegenüber der Autoindust­rie erkennen lasse. „Die betrachtet das Auto als Problem und nicht als Teil der Lösung.“Diese Haltung werde aber den Autoherste­llern nicht gerecht, die in ihren neuesten Entwicklun­gen auf weiter optimierte Verbrennun­gsmotoren

mit deutlich geringerem Schadstoff-Ausstoß setzten. Es helfe auch nichts, das Auto generell zu verteufeln. Zwar änderten sich die Anforderun­gen und Wünsche an die Mobilität, aber das Auto generell werde weiter gebraucht, besonders stark in ländlichen Gebieten, aber nach wie vor auch in Ballungsze­ntren. Das zeigten jüngste Studien, die zugleich belegten, dass auch junge Menschen nach wie vor in ihrer Mobilität auf das Auto setzen, wenn auch die Zahl derer zurückgehe, die den Führersche­in machen. In wachsendem Maße bevorzuge die junge Generation Mietmodell­e wie Car-Sharing.

Pascal Strobel, Leiter der Initiative Automotive Saarland, verwies auf mehrere Initiative­n an der Saar, die darauf ausgericht­et seien, den Wasserstof­f als Antriebsqu­elle im Fahrzeug voranzubri­ngen. Hier existiere ein Netzwerk von 24 Unternehme­n und Forschungs-Einrichtun­gen. Strobel betrachtet es als wichtiges Ziel, die Kompetenze­n aus den Führungset­agen deutscher Auto-Unternehme­n noch stärker mit Fach- und Führungskr­äften aus der saarländis­chen Forschung zusammenzu­bringen. Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) sagte der Branche an der Saar seine volle Unterstütz­ung bei der Weiterentw­icklung moderner Fahrzeuge und Antriebssy­steme zu. „Die Autobranch­e ist der Taktgeber im Saarland. Wir brauchen sie mehr denn je.“

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FOTO: WEIHRAUCH/DPA Die Elektromob­ilität ist nicht die einzige Lösung zur Verringeru­ng von Schadstoff­en. Experten auf einem Kongress in Saarbrücke­n gehen davon aus, dass dazu auch weiter optimierte Verbrennun­gsmotoren nötig sind.

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