Globus bietet für 16 Real-Filialen
Die Sorgen um die Zukunft der deutschen Autoindustrie wachsen. Ein Kongress in Saarbrücken suchte nach Antworten.
(dpa) Die St. Wendeler Warenhauskette Globus will 16 Real-Märkte kaufen. Das bestätigte eine Sprecherin am Donnerstag. Der Handelkonzern Metro hatte sein defizitäres Sorgenkind Real mit seinen rund 270 Märkten an den russischen Investor SCP verkauft, der die Kette zerschlagen will. Auch Edeka und Kaufland sind im Bieterrennen. Wirtschaft
Die saarländische Autoindustrie inklusive Zuliefer-Betrieben trägt mit 42 500 Beschäftigten, 265 Unternehmen und einem Jahresumsatz von rund 16,5 Milliarden Euro am stärksten zur Weiterentwicklung der saarländischen Wirtschaft bei. Noch ist das so. Doch zunehmende Diskussionen in der Gesellschaft über die grundsätzliche Rolle des Autos und weiter verschärfte Klimaziele, wie sie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gerade erst in Brüssel verkündet hat, verunsichern die Branche.
Das wurde am Donnerstag auf dem Unternehmertreffen der saarländischen Automobilindustrie in der Saarbrücker Congresshalle deutlich, das vom Netzwerk Automotive Saarland veranstaltet wurde. So soll innerhalb der EU nach den Worten von der Leyens der CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2030 um mindestens 55 Prozent gesenkt werden. Bisher war das Ziel, die Emissionen im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent zu senken. Nach Ansicht von Stefan Hartung, Mitglied der Geschäftsführung der Robert Bosch Gmbh sowie von Kurt-Christian, Scheel, Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Automobilindustrie (VDA) werden die deutschen Hersteller und Zulieferer durch die jetzt noch weiter verschärften Klimaziele vor nahezu unlösbare Aufgaben gestellt. Es fehlten noch entscheidende Voraussetzungen,
insbesondere technologisch und von der Infrastruktur her, um die Fahrzeuge bis dahin entsprechend auszurüsten.
Als ersten realistischen Schritt überhaupt auf diesem Weg hält es der Bosch-Geschäftsführer für notwendig, die Verbrennungsmotoren weiter zu optimieren. Bis um das Jahr 2030 herum müssten Verbrennungsmotoren noch eingesetzt werden. Andernfalls gebe es „ein Tempo im Strukturwandel, das nicht ohne Weiteres einzuhalten ist“, sagte Hartung. Man könne unter realistischen Bedingungen nicht darauf setzen, „dass die Stromproduktion 2030 wesentlich höher sein wird als heute“. Dazu fehlten die Stromtrassen. Auch fehle ein dichtes Netz an Ladestationen. Hartung glaubt zudem nicht, dass in Deutschland bis zum Jahr 2030 eine verlässliche Infrastruktur für den Einsatz von Wasserstoff zur Verfügung steht.
Um diese wirtschaftlich betreiben zu können, müsse man in sehr großen Mengen und Dimensionen denken. „Eine solche Infrastruktur aufzubauen, die zugleich auch konkurrenzfähig ist, dauert viele Jahre“, betonte Hartung. Die Brennstoffzelle werde ihren Durchbruch erleben, zugleich effizient, emissionsfrei und technisch anspruchsvoll. Doch auch das werde dauern. Dennoch setze sich die deutsche Autoindustrie schon heute vehement dafür ein, dass es einen Mix aus verschiedensten Antriebsformen, Kraftstoffen und neuen Formen der Mobilität gibt.
Zugleich unterstrich Hartung, dass Corona den deutschen Autobauern gewaltig zugesetzt habe. Er geht davon aus, dass die deutsche Autoindustrie mindestens bis zum Jahr 2025 brauchen wird, bis die Folgen überwunden und frühere Produktionszahlen wieder erreicht werden. Hartung nannte hier als Ziel die Produktion von 2017 in einer Größenordnung von rund 98 Millionen Fahrzeugen. Es sei eindeutig festzustellen, dass der Bedarf an Mobilität in Deutschland noch weiter wächst. Zugleich bestehe eine der Hauptherausforderungen darin, dass diese Mobilität bezahlbar bleibt.
Den VDA-Repräsentanten Kurt Christian Scheel ärgert vor allem die Einstellung, die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gegenüber der Autoindustrie erkennen lasse. „Die betrachtet das Auto als Problem und nicht als Teil der Lösung.“Diese Haltung werde aber den Autoherstellern nicht gerecht, die in ihren neuesten Entwicklungen auf weiter optimierte Verbrennungsmotoren
mit deutlich geringerem Schadstoff-Ausstoß setzten. Es helfe auch nichts, das Auto generell zu verteufeln. Zwar änderten sich die Anforderungen und Wünsche an die Mobilität, aber das Auto generell werde weiter gebraucht, besonders stark in ländlichen Gebieten, aber nach wie vor auch in Ballungszentren. Das zeigten jüngste Studien, die zugleich belegten, dass auch junge Menschen nach wie vor in ihrer Mobilität auf das Auto setzen, wenn auch die Zahl derer zurückgehe, die den Führerschein machen. In wachsendem Maße bevorzuge die junge Generation Mietmodelle wie Car-Sharing.
Pascal Strobel, Leiter der Initiative Automotive Saarland, verwies auf mehrere Initiativen an der Saar, die darauf ausgerichtet seien, den Wasserstoff als Antriebsquelle im Fahrzeug voranzubringen. Hier existiere ein Netzwerk von 24 Unternehmen und Forschungs-Einrichtungen. Strobel betrachtet es als wichtiges Ziel, die Kompetenzen aus den Führungsetagen deutscher Auto-Unternehmen noch stärker mit Fach- und Führungskräften aus der saarländischen Forschung zusammenzubringen. Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) sagte der Branche an der Saar seine volle Unterstützung bei der Weiterentwicklung moderner Fahrzeuge und Antriebssysteme zu. „Die Autobranche ist der Taktgeber im Saarland. Wir brauchen sie mehr denn je.“