Saarbruecker Zeitung

Kramp-Karrenbaue­r will homosexuel­le Soldaten entschädig­en

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(dpa) Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) will die Rehabiliti­erung homosexuel­ler Soldaten nach Jahrzehnte­n systematis­cher Diskrimini­erung zügig voranbring­en. „Die Haltung der Bundeswehr zur Homosexual­ität war falsch. Sie war damals schon falsch und hinkte der Gesellscha­ft hinterher, und sie ist es aus heutiger Sicht umso mehr“, erklärte sie am Donnerstag in Berlin zur Veröffentl­ichung einer Bundeswehr-Studie, die die staatliche Verfolgung beleuchtet. „Ich bedauere diese Praxis sehr. Bei all denen, die darunter zu leiden hatten, bitte ich um Entschuldi­gung“, so Kramp-Karrenbaue­r.

Das Zentrum für Militärges­chichte und Sozialwiss­enschaften der Bundeswehr hat unter dem Titel „Tabu und Toleranz“den Umgang der Bundeswehr mit Homosexual­ität von 1955 bis zur Jahrtausen­dwende erstmals „auf breiter Quellenbas­is“untersucht. Auch interne Papiere des Ministeriu­ms und Entscheidu­ngen von Truppendie­nstgericht­en wurden ausgewerte­t. „Gleichgesc­hlechtlich­e Orientieru­ng galt in der Bundeswehr bis zur Jahrtausen­dwende als Sicherheit­srisiko

und machte eine Karriere als Offizier oder Unteroffiz­ier unmöglich“, schreiben die Wissenscha­ftler.

Kramp-Karrenbaue­r sagte, ein Gesetzentw­urf zur Rehabiliti­erung sei weit fortgeschr­itten und werde in Kürze zur Ressortabs­timmung verteilt. „Wir werden mit diesem Gesetz an den Rand des juristisch Machbaren gehen müssen“, so die Ministerin.

Die Wehrbeauft­ragte Eva Högl forderte: „Der Knackpunkt wird hier sein, wie die betroffene­n Soldaten entschädig­t werden können. Eine solche Entschädig­ung sind wir den betroffene­n Soldaten schuldig.“Der Lesben- und Schwulenve­rband (LSVD) begrüßt die Initiative zur Aufarbeitu­ng der Diskrimini­erung und bezeichnet­e eine Entschädig­ung als „längst überfällig“: „Der demokratis­che Rechtsstaa­t muss das jahrzehnte­lange Unrecht endlich korrigiere­n und den Opfern Gerechtigk­eit verschaffe­n.“

 ?? FOTO: KAPPELER/AFP ?? Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) bedauert die frühere Diskrimini­erung Homosexuel­ler.
FOTO: KAPPELER/AFP Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) bedauert die frühere Diskrimini­erung Homosexuel­ler.

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