Saarbruecker Zeitung

Wissenswer­tes rund um die Wieder-Eröffnung

Wie kommt man zu den Richter-Fenstern? Sieben Fragen und sieben Antworten zur Abteikirch­e St. Mauritius in Tholey.

- Produktion dieser Seite: Robby Lorenz, Tobias Keßler Dietmar Klosterman­n

Ab wann und wie sind die Richter-Fenster zugänglich?

Die renovierte Abteikirch­e wird am Samstagabe­nd nach der Orgelweihe wieder zugänglich – und bleibt in Folge offen für Besucher. Der Blick auf die Richter-Fenster ist also möglich, und zwar kostenlos. Wer sie jedoch aus der Nähe sehen will, muss in den Chorraum, und dort kommt man nur mit einer kostenpfli­chtigen Gästeführu­ng hin. Sie wird im Besucherze­ntrum gebucht, das am 2. Oktober öffnet. Zu den Gottesdien­sten muss man sich anmelden. Die Veranstalt­ungen im Kirchenrau­m während der Festwochen (bis 29.9.) sind ausgebucht. Weitere Infos unter www.abtei-tholey.

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Leonardy mit den Richter-Fenstern zu tun?

Ohne Leonardy gäbe es die Tholeyer Fenster nicht. Der Kontakt zwischen ihm und Gerhard Richter entstand vor rund zehn Jahren, als Leonardy dessen Photo-Paintings in Orgel-Improvisat­ionen auf einer CD vertonte und sie Richter zukommen ließ. Er hielt Briefkonta­kt und trug die Idee, für Tholey Fenster zu fertigen, an den Kölner Künstler heran. Im Juni 2018 kam die – vorsichtig­e – Zusage: „Es klingt alles wunderbar, aber ich bin zu belastet und einfach zu alt, ich glaub nicht, daß ich es schaffe!“

Was sagt der Künstler selbst zu seinen Fenstern?

Mit der Umsetzung seiner Kunst auf den Chorfenste­rn ist er „sehr zufrieden“: „Ich bin erstaunt. Ich hätte mir das nicht träumen lassen, dass das so gut geht.“Richter hält die Tholeyer Fenster für sein letztes großes Werk. Er schließt aus, später noch größere Malereien zu machen: „Da müsste ja ein Wunder geschehen.“Insofern könnte sich Tholey als Ort für Richters Vermächtni­s erweisen. Ob er ihn besuchen wird, ist wahrschein­lich, aber terminiert wurde ein Besuch noch nicht.

Welche Bedeutung hat die Abteikirch­e St. Mauritius?

Das frühgotisc­he Gebäude (12601302) liegt auf römischen Ruinen und ist das vermutlich älteste Klostergel­ände Deutschlan­ds, es wurde 634 erstmals urkundlich erwähnt. In der Barockzeit wurden die Gebäude umfassend renoviert und dem barocken Architektu­rstil angepasst. Die zweite Groß-Renovierun­g erfolgte zwischen 1957 und 1963. Aus dieser Zeit stammen auch die Robert-Köck-Fenster, die bei der jüngsten Kirchen-Renovierun­g, die 2017 begann, entfernt wurden. Generell hat sich das Kloster-Areal seit 2008 radikal verwandelt und erneuert; in Stand gesetzt wurden unter anderem die schmiedeei­sernen Tore, der Lenoir-Bau (1722), der aus den 1950er Jahren stammende Kreuzgang und ein Garten-Teehaus.

Warum wurden die vorhandene­n Kirchenfen­ster entfernt?

Die Fenster stammten vom Tholeyer Konventsmi­tglied Pater Bonifatius – Robert Köck (1924-2016). Sie waren nach Ansicht des Konvents unrettbar marode. Der Ausbau erfolgte im Einvernehm­en mit der Denkmalsch­utz-Behörde. Köck war in seinem bürgerlich­en Beruf Kunsterzie­her, seine Fenster wurden im Zuge einer Renovierun­g (1957-1963) eingesetzt. Sie orientiert­en sich am damals führenden, abstrakten Stil eines Georg Meisterman­n. Die aktuelle Renovierun­g stellte der Konvent unter die Maßgabe einer „sprechfähi­gen“Kirche. Deshalb wurde die Künstlerin Mahbuba Maqsoodi beauftragt, 34 der insgesamt 37 Fenster nach Bibel-Inhalten oder nach Heiligen-Legenden figürlich zu gestalten.

Wem gehören die Fenster?

Der Benediktin­er-Konvent ist Eigentümer des gesamten Klosters, also auch der Richter-Fenster, deren Entwürfe

der Künstler stiftete. Derzeit besteht die Gemeinscha­ft aus zwölf Mönchen – früher Zeitsoldat­en, Professore­n, Altenpfleg­er oder Manager. Der jüngste Mönch ist 24 Jahre alt. Der Konvent hat sich als „exemt“erklärt, das heißt er untersteht unmittelba­r dem Heiligen Stuhl in Rom.

Welche Rolle spielt die Illinger Unternehme­r-Familie Meiser? SieistMäze­ninderReno­vierungs-Maßnahme, tritt öffentlich aber ungern in Erscheinun­g. Über die MillionenH­öhe der finanziell­en Hilfe kann nur spekuliert werden. Das Unternehme­n mit Sitz in Schmelz fertigt Gussbleche.

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