Das Echo des Vergangenen geht von Bild zu Bild
Eva Walker ist frisch zurück in Saarbrücken und hat ein Atelier im KuB-Kulturzentrum am Eurobahnhof bezogen. Dort arbeitet sie an einem vom Kultusministerium geförderten Projekt.
Vom kreativen Chaos, das früher oder später wohl in jedem Atelier Einzug hält, fehlt in Eva Walkers Arbeitsräumen noch jegliche Spur. Karg wirkt es dort fast. Vereinzelt hängt da ein Print an der Wand, auch eine angefangene Zeichnung aus geraden Linien und organischen Mustern. Einige wenige Zeichenstifte auf einem Hocker.
Aber schließlich hat die Druckund Graphikkünstlerin ihr neues Atelier im Kuba-Kulturzentrum am Eurobahnhof auch gerade erst bezogen. Einiges ruht noch in Umzugskisten,
das meiste ist noch gar nicht in Saarbrücken angekommen.
Das Bett und die Küche der für gewöhnlich als Residenzatelier genutzten Räumlichkeiten werden allerdings ungenutzt bleiben. Schließlich lebt Walker bereits seit drei Jahren wieder in Saarbrücken, dort, wo sie zwar nicht geboren, so doch aufgewachsen ist.
Als Künstlerin kommt sie aber erst jetzt so richtig in der Landeshautstadt an, denn bis zuletzt lag ihre künstlerische Heimat noch in Leipzig. Dort, wo sie nach dem Studium der Kulturwissenschaften in Hildesheim und einem Aufbaustudium in Malerei und Grafik an der Burg Giebichenstein ihr Diplom in Malerei und Grafik ablegte.
Es seien vor allem „logistische Gründe gewesen“, die sie an ihrem Atelier in Leipzig festhalten ließen: Dort habe sie ein „Netzwerk“, die sie vertretenden Galerien Wichtendahl in Berlin und Thaler Originalgrafik in Leipzig in unmittelbarer Nähe. In Saarbrücken habe sie sich als Künstlerin zwar immer willkommen gefühlt, an der Hochschule der Bildenden Künste Saar etwa habe sie sogar als Gast drucken dürfen, dennoch brauche man „einen Ort, um seine Zelte aufschlagen zu können“. Im Gastatelier des KuBas wird ihr das nun möglich.
Hier, wo in kulturell umtriebigeren Zeiten Gastkünstler residieren, wird sie sich bis Ende des Jahres einem Projekt widmen, das vom Ministerium für Bildung und Kultur Saarland mit einem Projektstipendium dotiert wurde. „Ich werde vier meiner Druckgraphiken, die ich für eine Ausstellung angefertigt habe, in Zeichnungen übertragen“, erklärt Walker. Ganz profan: mit Bleistift und Buntstift. „Ich liebe es, mit einfachen Mitteln umzugehen, das interessiert mich“, ergänzt sie.
Wer über die Reihenfolge von Zeichnung nach Druck stolpert, der irrt nicht. Für gewöhnlich steht die Zeichnung am Anfang, bisweilen lastet ihr ein Skizzen-Charakter an. „Ich arbeite hier mit einem Gegensatz im Entstehungsprozess“, erklärt Walker. Für sie als studierte Kulturwissenschaftlerin wirken stets auch bildtheoretische Fragestellungen in ihre Arbeiten hinein.
„Meine Arbeiten sind immer auch ein Spiel mit dem Medium“, erklärt sie. Sie hinterfrage den Umgang damit, die Tradition, „ich frage mich zum Beispiel, was kann eben Druckgraphik heute sein“. Immer gebe es etwas Neues, einen Twist, bisweilen verschwimmen auch die Grenzen zwischen den Techniken – wie eben bei ihrer Umwandlung von Drucken in Zeichnungen.
Auch die für den Druck so typische Produktion in Serie sucht man bei ihr vergeblich. All ihre Arbeiten sind Unikate. Bei ihren Radierungen fertigt sie niemals mehrere Abzüge ihrer abstrakt eingeritzten
Zink-Platten an. Sie kombiniert verschiedene Platten vielmehr für jede Arbeit neu, fügt Linien hinzu. Einzelne Aspekte der Radierungen wiederholen sich so zwar immer in ihren Arbeiten, aber nie gleicht ein Druck dem anderen.
„Ich fertige auch aus dem Papier, das ich als Zeichenunterlage verwende, neue Zeichnungen“, erklärt sie. So übertragen sich Linien, Elemente, von einer Arbeit in die nächste. Das sei ihre „Methode des Weitertragens, das Echo der Vergangenheit wiederzugeben, Bild für Bild zu verbinden“, erklärt Walker.
Eva Walkers für den Sommer geplante Einzelausstellung im Saarländischen Künstlerhaus anlässlich ihrer Aufnahme in den Saarländischen Künstlerbund musste aufgrund der aktuellen Situation verschoben werden. „Es wäre schön gewesen, sich vorzustellen“, sagt sie. Dies im nächsten Jahr nachzuholen, darauf freut sie sich umso mehr.
Wer nicht bis zum nächsten Jahr warten will, kann Eva Walker und ihre Arbeit schon ganz bald kennenlernen: Zu den Tagen der bildenden Kunst am 26. und 27. September öffnet nämlich auch sie die Pforten ihres Ateliers.
„Ich liebe es, mit einfachen Mitteln umzugehen, das interessiert mich.“
Eva Walker
über ihre Art zu arbeiten