FCK-Aktivitäten sorgen für Diskussionen
Die 3. Liga startet heute mit dem Spitzenspiel der beiden Aufstiegskandidaten Kaiserslautern und Dynamo Dresden in die neue Saison.
(dpa) Die tristen Jahre mit der Pleite als Tiefpunkt sollen endgültig abgehakt sein, beim 1. FC Kaiserslautern träumt man wieder von größeren Fußball-Bühnen. „Ich glaube schon, dass es auch der Anspruch ist, wenn wir sagen, wir wollen oben spielen, dass wir auch aufsteigen wollen“, sagte FCK-Sportdirektor Boris Notzon vor dem Eröffnungsspiel der 3. Liga an diesem Freitag (18.45 Uhr/ARD) gegen Dynamo Dresden. Es ist gleich das Duell zweier Aufstiegsfavoriten.
„Da muss man sich schon fragen, wie das funktioniert. Etwas unverständlich
ist das schon.“
FCS-Sportdirektor Jürgen Luginger
In der jüngsten Umfrage des Portals „liga3-online“unter den 20 Drittliga-Trainern zu den Favoriten für den Aufstieg erhielt Dresden trotz des großen personellen Umbruchs im Kader 14 von 17 abgegebenen Stimmen. Zu Beginn der Woche hatte Dynamo seine Form mit dem Sieg im DFB-Pokal gegen den Hamburger SV eindrucksvoll gezeigt. Relegations-Verlierer FC Ingolstadt (8), der MSV Duisburg sowie Viktoria Köln (jeweils 7) folgen. Kaiserslautern erhielt drei Stimmen.
Angesichts der Aufregung, die der FCK verursachte, muss man allerdings von „nur“drei Stimmen sprechen. Denn nachdem der Club in der vergangenen Saison aufgrund eines Schuldenbergs von rund 20 Millionen Euro Insolvenz angemeldet hatte, legte man im Sommer auf dem Transfermarkt richtig los. Neuzugänge wie Tim Rieder (FC Augsburg), Marvin Pourié (Karlsruher SC), Nicolas Sessa (Erzgebirge
über die Investitionsfreude des FCK
Aue) oder Marlon Ritter (SC Paderborn) waren zwar größtenteils ablösefrei, doch die Gehälter solcher Spieler kann sich nun mal nicht jeder Drittligist leisten.
„Das ist ja eine ganz spezielle Geschichte in Corona-Zeiten“, sagte Dresdens Sportchef Ralf Becker: „Sie sind unter diesen besonderen Vorzeichen auch überraschend aktiv auf dem Markt, da kann ich schon mal die Frage nach der sportlichen Fairness stellen.“Die stellte auch der neue Sportdirektor des 1. FC Saarbrücken, Jürgen Luginger: „Da muss man sich schon fragen, wie das funktioniert. Etwas unverständlich ist das schon.“Und Michael Köllner, Trainer von 1860 München, meinte: „Ich habe immer gelernt, wenn man kein Geld hat, kriegt man auch keins.“
Eine Corona-Sonderregelung des DFB ermöglichte dem FCK eine quasi straffreie Planinsolvenz. Statt neun Punkten Abzug und einer Geldstrafe kam der FCK mit der öffentlichen Scham einer Pleite davon. Und nahm im Zuge dessen über acht Millionen Euro von neuen Investoren sowie für seine Spieler
Florian Pick, Christian Kühlwetter (beide 1. FC Heidenheim), Lennart Grill (Bayer Leverkusen) und Timmy Thiele (Viktoria Köln) eine weitere beachtliche Summe ein.
Finanzstarke Clubs wie Lautern, Dresden, Ingolstadt, Köln und Wiesbaden werden die Liga wohl in dieser Saison dominieren. Zumal noch immer Geld in Hygiene-Maßnahmen investiert werden muss, das nur begrenzt durch Zuschauereinnahmen ausgeglichen werden kann. Auch die nun vorerst mögliche Teil-Zulassung von Fans lindert die Not kaum. Für die Clubs ist es ein Teufelskreis. Sie haben weniger Einnahmen, können dadurch weniger investieren. Andererseits ist die Belastung enorm, so dass am Ende die Clubs um den Aufstieg spielen werden, die den breitesten Kader haben. Die 3. Liga startet und endet zwar parallel zur Bundesliga, muss aber in denselben Zeitraum vier Spieltage mehr quetschen.
Müssten dann auch noch Spiele wegen möglicher Corona-Fälle verlegt werden, droht ein ähnliches Szenario wie in der vergangenen Saison.
Dort verdonnerte der DFB die Clubs dazu, die Spielzeit am Ende in fünf englischen Wochen durchzuziehen. So stürzte der fast sichere Aufsteiger MSV Duisburg aufgrund seines Mini-Kaders noch auf Platz fünf ab. An dem verpassten Aufstieg hat der einstige Bundesligist hart zu knabbern. So sagte Präsident Ingo Wald kürzlich der „WAZ“, dass eine Insolvenz nicht auszuschließen sei. Völlig folgenlos wie beim Konkurrenten Kaiserslautern wäre das nun nicht mehr. Dem MSV würden dann drei Punkte abgezogen werden.