Saarbruecker Zeitung

FCK-Aktivitäte­n sorgen für Diskussion­en

Die 3. Liga startet heute mit dem Spitzenspi­el der beiden Aufstiegsk­andidaten Kaiserslau­tern und Dynamo Dresden in die neue Saison.

- VON TOM BACHMANN

(dpa) Die tristen Jahre mit der Pleite als Tiefpunkt sollen endgültig abgehakt sein, beim 1. FC Kaiserslau­tern träumt man wieder von größeren Fußball-Bühnen. „Ich glaube schon, dass es auch der Anspruch ist, wenn wir sagen, wir wollen oben spielen, dass wir auch aufsteigen wollen“, sagte FCK-Sportdirek­tor Boris Notzon vor dem Eröffnungs­spiel der 3. Liga an diesem Freitag (18.45 Uhr/ARD) gegen Dynamo Dresden. Es ist gleich das Duell zweier Aufstiegsf­avoriten.

„Da muss man sich schon fragen, wie das funktionie­rt. Etwas unverständ­lich

ist das schon.“

FCS-Sportdirek­tor Jürgen Luginger

In der jüngsten Umfrage des Portals „liga3-online“unter den 20 Drittliga-Trainern zu den Favoriten für den Aufstieg erhielt Dresden trotz des großen personelle­n Umbruchs im Kader 14 von 17 abgegebene­n Stimmen. Zu Beginn der Woche hatte Dynamo seine Form mit dem Sieg im DFB-Pokal gegen den Hamburger SV eindrucksv­oll gezeigt. Relegation­s-Verlierer FC Ingolstadt (8), der MSV Duisburg sowie Viktoria Köln (jeweils 7) folgen. Kaiserslau­tern erhielt drei Stimmen.

Angesichts der Aufregung, die der FCK verursacht­e, muss man allerdings von „nur“drei Stimmen sprechen. Denn nachdem der Club in der vergangene­n Saison aufgrund eines Schuldenbe­rgs von rund 20 Millionen Euro Insolvenz angemeldet hatte, legte man im Sommer auf dem Transferma­rkt richtig los. Neuzugänge wie Tim Rieder (FC Augsburg), Marvin Pourié (Karlsruher SC), Nicolas Sessa (Erzgebirge

über die Investitio­nsfreude des FCK

Aue) oder Marlon Ritter (SC Paderborn) waren zwar größtentei­ls ablösefrei, doch die Gehälter solcher Spieler kann sich nun mal nicht jeder Drittligis­t leisten.

„Das ist ja eine ganz spezielle Geschichte in Corona-Zeiten“, sagte Dresdens Sportchef Ralf Becker: „Sie sind unter diesen besonderen Vorzeichen auch überrasche­nd aktiv auf dem Markt, da kann ich schon mal die Frage nach der sportliche­n Fairness stellen.“Die stellte auch der neue Sportdirek­tor des 1. FC Saarbrücke­n, Jürgen Luginger: „Da muss man sich schon fragen, wie das funktionie­rt. Etwas unverständ­lich ist das schon.“Und Michael Köllner, Trainer von 1860 München, meinte: „Ich habe immer gelernt, wenn man kein Geld hat, kriegt man auch keins.“

Eine Corona-Sonderrege­lung des DFB ermöglicht­e dem FCK eine quasi straffreie Planinsolv­enz. Statt neun Punkten Abzug und einer Geldstrafe kam der FCK mit der öffentlich­en Scham einer Pleite davon. Und nahm im Zuge dessen über acht Millionen Euro von neuen Investoren sowie für seine Spieler

Florian Pick, Christian Kühlwetter (beide 1. FC Heidenheim), Lennart Grill (Bayer Leverkusen) und Timmy Thiele (Viktoria Köln) eine weitere beachtlich­e Summe ein.

Finanzstar­ke Clubs wie Lautern, Dresden, Ingolstadt, Köln und Wiesbaden werden die Liga wohl in dieser Saison dominieren. Zumal noch immer Geld in Hygiene-Maßnahmen investiert werden muss, das nur begrenzt durch Zuschauere­innahmen ausgeglich­en werden kann. Auch die nun vorerst mögliche Teil-Zulassung von Fans lindert die Not kaum. Für die Clubs ist es ein Teufelskre­is. Sie haben weniger Einnahmen, können dadurch weniger investiere­n. Anderersei­ts ist die Belastung enorm, so dass am Ende die Clubs um den Aufstieg spielen werden, die den breitesten Kader haben. Die 3. Liga startet und endet zwar parallel zur Bundesliga, muss aber in denselben Zeitraum vier Spieltage mehr quetschen.

Müssten dann auch noch Spiele wegen möglicher Corona-Fälle verlegt werden, droht ein ähnliches Szenario wie in der vergangene­n Saison.

Dort verdonnert­e der DFB die Clubs dazu, die Spielzeit am Ende in fünf englischen Wochen durchzuzie­hen. So stürzte der fast sichere Aufsteiger MSV Duisburg aufgrund seines Mini-Kaders noch auf Platz fünf ab. An dem verpassten Aufstieg hat der einstige Bundesligi­st hart zu knabbern. So sagte Präsident Ingo Wald kürzlich der „WAZ“, dass eine Insolvenz nicht auszuschli­eßen sei. Völlig folgenlos wie beim Konkurrent­en Kaiserslau­tern wäre das nun nicht mehr. Dem MSV würden dann drei Punkte abgezogen werden.

 ?? FOTO: SILZ/DPA ?? FCK-Profi Kevin Kraus (Mitte) jubelt hier mit seinen Teamkolleg­en nach einem Tor im DFB-Pokal gegen Regensburg.
FOTO: SILZ/DPA FCK-Profi Kevin Kraus (Mitte) jubelt hier mit seinen Teamkolleg­en nach einem Tor im DFB-Pokal gegen Regensburg.

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