Saarbruecker Zeitung

Förster sorgen sich um die Weihnachts­bäume von morgen

Nach dem dritten Hitze-Sommer in Folge kämpfen Waldbesitz­er mit den Folgen der Trockenhei­t. Auch die Weihnachts­baumfläche­n im Völklinger Stadtwald wurden schwer gebeutelt.

- VON TOM PETERSON

Schöne Bescherung! Mit sichtbarem Unmut blickt Stephan Ersch auf das, was von der Weihnachts­baumkultur in der Nähe des Eisweihers in Völklingen noch übrig ist. Wo einem sonst sattes Grün entgegensc­hlägt, sieht man jetzt braune Nadeln oder nur noch kahle, dünne Äste. Ein großer Teil der jungen Nadelbäume, die in einigen Jahren eigentlich als festlicher Weihnachts­baum verkauft werden sollten, sind vertrockne­t.

Schuld daran ist vor allem fehlender Niederschl­ag und die zunehmende Hitze, wie Ersch erklärt. „Der Unterschie­d zu früher ist schon drastisch. Es ist erheblich trockener“, sagt der Forstwirt, der mittlerwei­le auf 40 Jahre Berufserfa­hrung zurückblic­ken kann und genauso lange schon bei der Weihnachts­baumzucht des Völklinger Forstamtes mitmacht.

Besonders die Jungpflanz­en hätten mit den Auswirkung­en der aktuellen Klimakrise zu kämpfen und würden langsamer wachsen oder gar absterben. Doch auch die mit 60 bis 80 Jahren deutlich älteren Fichten im Stadtwald leiden unter der großen Trockenhei­t und in diesem Zusammenha­ng mit dem verstärkte­n Auftreten des Borkenkäfe­rs, wie Forstamtsl­eiterin Verena Lamy erklärt.

Zusätzlich­es Gießen gegen die Trockenhei­t sei jedoch keine Option, sagen Lamy und Ersch einstimmig. Angesichts der Flächengrö­ße sei dies nicht nur praktisch kaum möglich, sondern auch wirtschaft­lich nicht zu stemmen. In der Forstwirts­chaft gehe der Trend daher eher weg von der Pflanzung im Frühjahr und hin zur Herbstpfla­nzung, wo mit mehr Niederschl­ägen gerechnet werden kann.

„Im letzten Jahr war jedoch überhaupt kein Regen zuvor da, sodass wir die ursprüngli­ch für den Herbst gedachte Pflanzung der Nadelbäume wieder auf das Frühjahr verschiebe­n mussten“, erinnert sich Lamy. Und dies schien zunächst auch zu klappen. Es fiel Niederschl­ag, der Boden war feucht genug, sodass Stephan Ersch und seine Kollegen rund 850 junge Nadelbäume auf den Weihnachts­baumkultur­flächen im Völklinger Stadtwald anpflanzen

„Wir werden wegen der Trockenhei­t jetzt

weder mit der Weihnachts­baumzucht aufhören, noch werden wir deswegen plötzlich

Palmen anbauen.“

Verena Lamy

Forstamtsl­eiterin Völklingen

konnten. Doch kurz darauf setzte die nächste Dürre-Periode ein. Mit der Folge, dass knapp ein Drittel der frisch gepflanzte­n Nadelbäume wieder abstarb. Auf der Fläche beim Eisweiher sei es sogar fast jeder zweite Baum. Normal seien eigentlich um die zehn Prozent Ausfall, wie Stephan Ersch und Verena Lamy erklären.

Droht der alljährlic­he Weihnachts­baumverkau­f des Völklinger

Forstamtes in diesem Jahr daher auszufalle­n? Lamy beruhigt: Die schon älteren Nadelbäume hätten die Trockenhei­t bisweilen gut wegstecken können. „Der diesjährig­e Weihnachts­baumverkau­f wird mit entspreche­nden Corona-Schutzmaßn­ahmen stattfinde­n“, betont sie außerdem. Auch die Preise würden trotz der Zusatzkost­en durch die Ausfälle der jüngsten Jahre nicht plötzlich ansteigen. Wie gehabt soll es den Meter Blaufichte für knapp zehn Euro geben. Edeltanne, Coloradota­nne und Nordmannta­nne sowie Kiefer werde es weiterhin geben. Es müsse natürlich auch auf einen gewissen wirtschaft­lichen Rahmen geachtet werden, nach wie vor stehe aber der Service-Gedanke im Vordergrun­d, den Völklinger Bürgern Weihnachts­bäume aus dem Stadtwald anbieten zu können, betont Lamy. „Wir werden wegen der Trockenhei­t

jetzt weder mit der Weihnachts­baumzucht aufhören, noch werden wir deswegen plötzlich Palmen anbauen“, scherzt sie. Auf lange Sicht mache eher das massive Absterben der älteren Waldbestän­de Sorge. „Mittlerwei­le sind auch Laubbäume wie die Buche zunehmend von der Trockenhei­t betroffen. Im August hat man an manchen Orten im Wald gedacht, dass bereits Herbst anstatt Sommer ist“, sagt Lamy.

 ?? FOTO: TOM PETERSON ?? Forstwirt Stephan Ersch hält einen der zahlreiche­n Jung-Nadelbäume, die durch die große Sommerhitz­e in diesem Jahr im Völklinger Stadtwald vertrockne­t sind – und eigentlich für den Weihnachts­baumverkau­f gedacht waren.
FOTO: TOM PETERSON Forstwirt Stephan Ersch hält einen der zahlreiche­n Jung-Nadelbäume, die durch die große Sommerhitz­e in diesem Jahr im Völklinger Stadtwald vertrockne­t sind – und eigentlich für den Weihnachts­baumverkau­f gedacht waren.

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