Förster sorgen sich um die Weihnachtsbäume von morgen
Nach dem dritten Hitze-Sommer in Folge kämpfen Waldbesitzer mit den Folgen der Trockenheit. Auch die Weihnachtsbaumflächen im Völklinger Stadtwald wurden schwer gebeutelt.
Schöne Bescherung! Mit sichtbarem Unmut blickt Stephan Ersch auf das, was von der Weihnachtsbaumkultur in der Nähe des Eisweihers in Völklingen noch übrig ist. Wo einem sonst sattes Grün entgegenschlägt, sieht man jetzt braune Nadeln oder nur noch kahle, dünne Äste. Ein großer Teil der jungen Nadelbäume, die in einigen Jahren eigentlich als festlicher Weihnachtsbaum verkauft werden sollten, sind vertrocknet.
Schuld daran ist vor allem fehlender Niederschlag und die zunehmende Hitze, wie Ersch erklärt. „Der Unterschied zu früher ist schon drastisch. Es ist erheblich trockener“, sagt der Forstwirt, der mittlerweile auf 40 Jahre Berufserfahrung zurückblicken kann und genauso lange schon bei der Weihnachtsbaumzucht des Völklinger Forstamtes mitmacht.
Besonders die Jungpflanzen hätten mit den Auswirkungen der aktuellen Klimakrise zu kämpfen und würden langsamer wachsen oder gar absterben. Doch auch die mit 60 bis 80 Jahren deutlich älteren Fichten im Stadtwald leiden unter der großen Trockenheit und in diesem Zusammenhang mit dem verstärkten Auftreten des Borkenkäfers, wie Forstamtsleiterin Verena Lamy erklärt.
Zusätzliches Gießen gegen die Trockenheit sei jedoch keine Option, sagen Lamy und Ersch einstimmig. Angesichts der Flächengröße sei dies nicht nur praktisch kaum möglich, sondern auch wirtschaftlich nicht zu stemmen. In der Forstwirtschaft gehe der Trend daher eher weg von der Pflanzung im Frühjahr und hin zur Herbstpflanzung, wo mit mehr Niederschlägen gerechnet werden kann.
„Im letzten Jahr war jedoch überhaupt kein Regen zuvor da, sodass wir die ursprünglich für den Herbst gedachte Pflanzung der Nadelbäume wieder auf das Frühjahr verschieben mussten“, erinnert sich Lamy. Und dies schien zunächst auch zu klappen. Es fiel Niederschlag, der Boden war feucht genug, sodass Stephan Ersch und seine Kollegen rund 850 junge Nadelbäume auf den Weihnachtsbaumkulturflächen im Völklinger Stadtwald anpflanzen
„Wir werden wegen der Trockenheit jetzt
weder mit der Weihnachtsbaumzucht aufhören, noch werden wir deswegen plötzlich
Palmen anbauen.“
Verena Lamy
Forstamtsleiterin Völklingen
konnten. Doch kurz darauf setzte die nächste Dürre-Periode ein. Mit der Folge, dass knapp ein Drittel der frisch gepflanzten Nadelbäume wieder abstarb. Auf der Fläche beim Eisweiher sei es sogar fast jeder zweite Baum. Normal seien eigentlich um die zehn Prozent Ausfall, wie Stephan Ersch und Verena Lamy erklären.
Droht der alljährliche Weihnachtsbaumverkauf des Völklinger
Forstamtes in diesem Jahr daher auszufallen? Lamy beruhigt: Die schon älteren Nadelbäume hätten die Trockenheit bisweilen gut wegstecken können. „Der diesjährige Weihnachtsbaumverkauf wird mit entsprechenden Corona-Schutzmaßnahmen stattfinden“, betont sie außerdem. Auch die Preise würden trotz der Zusatzkosten durch die Ausfälle der jüngsten Jahre nicht plötzlich ansteigen. Wie gehabt soll es den Meter Blaufichte für knapp zehn Euro geben. Edeltanne, Coloradotanne und Nordmanntanne sowie Kiefer werde es weiterhin geben. Es müsse natürlich auch auf einen gewissen wirtschaftlichen Rahmen geachtet werden, nach wie vor stehe aber der Service-Gedanke im Vordergrund, den Völklinger Bürgern Weihnachtsbäume aus dem Stadtwald anbieten zu können, betont Lamy. „Wir werden wegen der Trockenheit
jetzt weder mit der Weihnachtsbaumzucht aufhören, noch werden wir deswegen plötzlich Palmen anbauen“, scherzt sie. Auf lange Sicht mache eher das massive Absterben der älteren Waldbestände Sorge. „Mittlerweile sind auch Laubbäume wie die Buche zunehmend von der Trockenheit betroffen. Im August hat man an manchen Orten im Wald gedacht, dass bereits Herbst anstatt Sommer ist“, sagt Lamy.