Kandidaten-Schaulaufen im Kölner Karnevalssaal
Der innerparteiliche Wahlkampf um den CDU-Vorsitz ist voll entflammt. Laschet, Röttgen und Merz treten hintereinander bei derselben Veranstaltung auf.
(dpa) Eigentlich war alles so ausgetüftelt, dass sich die drei Kandidaten möglichst nicht über den Weg laufen – aber dann geschah es doch: Am Samstagnachmittag standen Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen alle im Foyer des Kölner Gürzenich, allerdings nicht zusammen, sondern mehrere Meter weit voneinander entfernt. Jeder von ihnen war von einem Kamerapulk umringt. Und warb mehr oder weniger deutlich für sich als künftigen CDU-Bundesvorsitzenden.
Norbert Röttgen sieht mittlerweile steigende Zustimmungswerte für sich und freute sich darüber. Schräg hinter ihm redete Friedrich Merz gerade über den mit Corona infizierten US-Präsidenten Donald Trump, wünschte sich von ihm „etwas mehr Demut“. Im hinteren Teil des Foyers wiederum hatte sich Armin Laschet aufgebaut, der Ministerpräsident. Auch er wurde interviewt – und zwar vor einem Wandbild der beiden Kölner Witzfiguren Tünnes und Schäl. Nein, das sei kein Schaulaufen der Kandidaten hier, sagte er.
Laschet hatte zu diesem Zeitpunkt schon seine Rede gehalten. Vor den 250 Delegierten des NRWTags der Jungen Union hatte er der CDU für den Bundestagswahlkampf im kommenden Jahr seinen eigenen Wahlkampf in NRW vor drei Jahren als Vorbild empfohlen. Damals sei die SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft von vielen für unschlagbar gehalten worden. Noch sechs Wochen vor der Wahl habe die SPD weit vor der CDU gelegen. Damals hätten ihn manche gedrängt, jetzt schnell ein Thema hochzubringen wie zum Beispiel Burkas. Er habe das abgelehnt, den Kurs der Mitte gehalten und weiterhin einen fairen Wahlkampf gemacht. Das habe letztlich zum Erfolg geführt. Heute sei die CDU die Nummer eins in Nordrhein-Westfalen.
Als nächstes sprach Norbert Röttgen, angefeuert vom „Team Röttgen“, das mit eigenen Schildchen ausgestattet war. Es erinnerte ein bisschen an das Finale von Casting-Shows wie „Deutschland sucht den Superstar“: Auch da hat immer jeder Kandidat seine eigene Jubeltruppe. Aber man befand sich ja auch im klassischen Kölner Karnevalssaal: Der Gürzenich war schon im Mittelalter das größte deutsche Tanzhaus, später gab Oberbürgermeister
Konrad Adenauer an diesem Ort rauschende Feste.
Zu Beginn seiner Rede begrüßte Röttgen seinen Mitbewerber Merz: „Friedrich, schön, dass du da bist!“Dann sprach er über Verteidigung, Weltpolitik, Digitalisierung, Klimapolitik und andere „Herausforderungen“. Der Mann mit dem Silberhaar gab sich staatsmännisch und zukunftsorientiert. Nach seiner Rede machte er weiter mit Interviews. Jeder komme dran, hieß es.
Rhythmisches Klatschen – drinnen im Saal hatte jetzt schon der Dritte im Bunde das Rednerpult betreten. Er sah die Ergebnisse der NRW-Kommunalwahl gar nicht so positiv wie eben noch Armin Laschet. „Wir müssen klar sein in unseren Aussagen und nicht rücksichtsvoll auf andere“, mahnte Merz. Die Union brauche ein klares Profil. „Wir unterscheiden uns nicht in Nuancen, sondern wir entscheiden uns in Substanziellem von den Grünen.“Ganz klar: Merz profilierte sich nicht als Mann der Mitte, sondern an Mann der klaren Kante. „Wir brauchen frische Luft im Saal“, rief Merz. Das war zwar eigentlich im übertragenen Sinne gemeint, aber es war inzwischen wirklich ein bisschen stickig geworden. Drei Wahlkampfreden hintereinander, das ist eine Menge. Und doch war das alles wohl nur der Anfang – bis zum CDU-Bundesparteitag im Dezember ist es schließlich noch ein Weilchen.
Die Auftritte der Kandidaten für den CDU-Vorsitz bei der Jungen Union hatten streckenweise etwas von „Deutschland sucht den Superstar“.