Neu am Start: der Püttlinger Bürgerbus
Ein Verein und ehrenamtliche Busfahrer unterstützen unter anderem Senioren mit einer Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr.
Donnerstagmorgen vor dem Rathaus der Stadt Püttlingen: Gegen 8.45 Uhr steigt Gudrun Baldauf aus dem Bürgerbus. Einige Minuten zuvor wurde sie im Stadtteil Ritterstraße abgeholt. Wenn die Seniorin ihre Besorgungen erledigt hat, chauffiert Uwe Kessler sie zum vereinbarten Zeitpunkt wieder nach Hause. Kessel ist einer der zehn ehrenamtlichen Fahrer des Bürgerbus-Vereins. Nach der Jungfernfahrt folgt der symbolische Startschuss, ein rotes Band wird durchschnitten. Verkehrsministerin Anke Rehlinger und Bürgermeisterin Denise Klein loben das Engagement des Vereins.
„Wir sind ein bisschen stolz, dass wir es geschafft haben“, sagt der Vorsitzende Rainer Gude. Einige der 34 Mitglieder sitzen hinterm Steuer, andere helfen beim Telefondienst oder fördern das Projekt finanziell. Weitere Mitstreiter sind willkommen, vor allem Fahrer werden gesucht. Sie benötigen den Pkw-Führerschein und müssen gesund sein, erläutert Gude. Die entsprechende Untersuchung bezahlt der Verein aus Mitteln, die die Stadt Püttlingen zur Verfügung stellt.
Im September hatte der Stadtrat einstimmig beschlossen, den Verein mit 2500 Euro zu unterstützen. Das saarländische Verkehrsministerium fördert das Pilotprojekt für Mobilität im ländlichen Raum mit insgesamt rund 35 000 Euro.
18 000 Euro flossen in Beratungen
und in die Schulungen insbesondere der Fahrer. 9 000 Euro gab es für den Kauf des Kleinbusses – „Gebraucht, aber im tadellosem Zustand“, versichert der Vereinschef mit Blick auf den Transporter.
Das Ministerium beteiligt sich zudem in den ersten drei Jahren mit 8000 Euro an den Organisationskosten. Laut Rainer Gude decken die Zuschüsse von Stadt und Land knapp die Hälfte des Etats. Deshalb ist der Verein auf Sponsoren- und Spendengelder angewiesen. Für die Bürger sind die Fahrten kostenlos.
Und wer gehört zur Zielgruppe?
„Alle, die aufgrund ihrer persönlichen und wirtschaftlichen Voraussetzungen das bestehende Nahverkehrs-Angebot nicht nutzen können“, erläutert Gude. Kranke lassen sich zum Arzt fahren, Senioren zum Einkaufen. Junge Familien, die sich kein Auto leisten können,
sind ebenfalls angesprochen. Normalerweise ist im Bus Platz für acht Bürger, wegen Corona können zurzeit aber nur fünf Passagiere mitfahren. Am ersten Tag wurde der Bus von einem weiteren Bürger von der Ritterstraße gebucht. Sein Fahrziel: Ein Supermarkt am Burgplatz.
Der Püttlinger Bürgerbus ist nicht der erste im Regionalverband Saarbrücken. Anfang September startete bereits ein Bürgerbus in Großrosseln. Die Warndtgemeinde hatte keine Förderung des Verkehrsministeriums beantragt. Sie musste aber auch kein neues Fahrzeug anschaffen. Denn in Großrosseln stand ein Transporter der Gemeinde zur Verfügung, der früher von örtlichen Vereinen genutzt worden war, was diesen dann aber wegen geänderter versicherungsrechtlicher Gründe nicht mehr möglich war. In Großrosseln stellt das Deutsche Rote Kreuz die Fahrer.