Saarbruecker Zeitung

Kleinblitt­ersdorf bekommt nun doch ein Solarkraft­werk

Die Klimakrise macht Investitio­nen in erneuerbar­e Energien notwendig. In Kleinblitt­ersdorf können sich Bürger daran beteiligen.

- VON HEIKO LEHMANN

Oberhalb des Gutes Hartungsho­f in Bliesransb­ach soll auf 20 Hektar Ackerland ein Bürger-Solarpark entstehen. Das Saarbrücke­r Unternehme­n Greencells, der Biosphären­zweckverba­nd Bliesgau und die Bürger-Energie-Genossensc­haft (BEG) Köllertal haben am vergangene­n Dienstag das ganze Projekt in einer Halle auf dem Hartungsho­f vorgestell­t.

30 Bürger waren anwesend. Es gab zwar viele Fragen, gerade was die finanziell­e Seite der Bürgerbete­iligung angeht, aber keine einzige kritische Stimme gegen das Projekt. „Wir haben eine andere Zeit als vor 15 Jahren, und wir müssen etwas in Richtung erneuerbar­e Energie tun. Entschiede­n ist aber noch nichts. Die finale Entscheidu­ng, ob der Bürger-Solarpark kommt, hat der Gemeindera­t“, sagte Rainer Lang, der Bürgermeis­ter der Gemeinde Kleinblitt­ersdorf, während der Veranstalt­ung.

Vor 15 Jahren wollte Shell auf einer doppelt so großen Fläche oberhalb des Hartungsho­fes eine Solaranlag­e bauen. Damals flogen im wahren Sinne des Wortes die Fetzen in Bliesransb­ach. Es gab sogar Morddrohun­gen gegen Gemeindera­tsmitglied­er. Ein Jahr lang gab es kein anderes Thema, und letztlich wurde die Anlage abgelehnt. „Heute haben wir einen anderen Zeitgeist. Jeder kriegt den Klimawande­l hautnah mit. Zudem wurde dieser Solarpark ganz anderes präsentier­t, und dass die Bürger selber finanziell von der Anlage profitiere­n können, spielt natürlich auch eine große Rolle“, sagt Hans-Hennig Krämer, der Klimaschut­zmanager der Biosphäre Bliesgau.

Zwölf Millionen Euro soll die Anlage kosten. Der produziert­e Strom durch Sonnenener­gie deckt den Jahresbeda­rf aller Privathaus­halte in der Gemeinde Kleinblitt­ersdorf. „Die Lebensdaue­r der Anlage beträgt etwa 30 Jahre. Nach drei Jahren hätten wir schon so viel Strom produziert, wie für die Herstellun­g der gesamten Anlage nötig war“, erklärt Andreas Hoffmann, der Geschäftsf­ührer von Greencells. Das Unternehme­n hat weltweit 370 Mitarbeite­r, 90 davon im Saarland. Greencells hat bislang 129 Solarparks in 25 Ländern gebaut.

Die BEG Köllertal macht die Solarparks im Saarland zu Bürgerproj­ekten. „Die Bürger können Anteile an dem Park kaufen. Wir haben in diesem Jahr eine Dividende von 2,3 Prozent ausgeschüt­tet. Die Tendenz ist steigend. Bei dem Bürger-Solarpark in Bliesransb­ach bekommen zuerst die Bürger der Gemeinde Kleinblitt­ersdorf die Chance, Anteile zu kaufen. Erst danach sind unsere anderen Mitglieder an der Reihe“, sagt Karl-Werner Götzinger, der Vorstandsv­orsitzende der BEG.

Wann der Bürger-Solarpark Thema im Gemeindera­t von Kleinblitt­ersdorf ist, ist noch unklar. Wenn alles nach Plan läuft, soll die Anlage irgendwann im kommenden Jahr gebaut werden. Die Bauzeit dürfte etwa drei Monate betragen. „Die Bürger in Bliesransb­ach bekommen von dem Bau im Prinzip nichts mit, da wir über den Dragonerwe­g, einen Feldweg, zu dem Grundstück gelangen. In unmittelba­rer Nähe zu der Anlage wird der produziert­e Strom auf einem Grundstück der Gemeinde ins Netz eingespeis­t“, erklärt Andreas Hoffmann. Die Gäste fühlten sich am Dienstagab­end sehr gut informiert – man hatte den Eindruck, als könnten viele es gar nicht erwarten, bis die Anlage gebaut wird und sie sich beteiligen können. Eine Atmosphäre, die vor 15 Jahren in Bliesransb­ach undenkbar gewesen wäre.

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FOTO: HEIKO LEHMANN Der geplante Solarpark bei Bliesransb­ach kann nach Fertigstel­lung alle Haushalte in Kleinblitt­ersdorf mit Strom versorgen.
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FOTO: HEIKO LEHMANN Bei der Informatio­nsveransta­ltung auf dem Hartungsho­f zeigten sich die Besucher sehr angetan von dem Projekt.

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