Saarland lockert Zugang zu Pflegeheimen
Bewohner sollen nach Monaten Besuch wieder in ihren Zimmern empfangen dürfen – mit starken Auflagen.
Während die Corona-Zahlen im Saarland steigen, plant die Landesregierung für ältere Menschen eine Lockerung: Nach einem halben Jahr starker Besuchs-Einschränkungen dürfen Bewohner von Pflegeheimen ihre Angehörigen ab kommendem Freitag wieder in ihren Zimmern empfangen. Bisher sind Besuche nur in eigens eingerichteten Besuchsräumen oder im Außenbereich möglich, Ausnahmen gelten nur für schwerstkranke und sterbende Bewohner.
Sozialministerin Monika Bachmann (CDU) begründete die Neuregelung mit dem Wunsch, soziale Kontakte zu stärken. Zudem würden Besuche im Außenbereich witterungsbedingt zunehmend schwierig. Die geänderte Richtlinie, die für stationäre Einrichtungen und Einrichtungen des ambulant betreuten Wohnens gilt, sei mit der Saarländischen Pflegegesellschaft und den Gesundheitsämtern abgestimmt.
Besucher müssen eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen, die Hände desinfizieren und ihre Kontaktdaten angeben. Die Einrichtungsbetreiber müssen für Besuche im Bewohnerzimmer Regelungen zu Schutzmaßnahmen erlassen, etwa zur Anzahl der Besucher, zur Dauer des Besuches und zum Lüften der Zimmer. Bachmann sagte, die neue Richtlinie gelte nur, „solange das Infektionsgeschehen stabil bleibt“. Der Vorsitzende der Saarländischen Pflegegesellschaft, Harald Kilian, begrüßte die Neuregelung. Die bisherige Regelung, die restriktiver als in vielen anderen Ländern sei, sorge für viel Unmut, weil Besuche in den Besuchszimmern zeitlich begrenzt sein müssten. Wenn das Konzept richtig umgesetzt werde, ergebe sich keine neue Gefährdung, so Kilian.
98 der bisher 177 Corona-Todesfälle im Saarland wurden in Heimen gemeldet. Derzeit sind die rund 150 Einrichtungen nach Ministeriums-Angaben aber Corona-frei. Landespolitik
(ulo) Die rund 150 Seniorenpflegeheime im Saarland sind aktuell wieder frei von Corona-Fällen. Das gab Abteilungsleiter Bernd Seiwert vom saarländischen Sozialministerium jetzt vor dem Landesseniorenbeirat bekannt. Zuvor waren nach seinen Angaben seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 98 der insgesamt bisher bekannten 177 Corona-Todesfälle im Saarland in Heimen gezählt worden. Der Ministeriums-Sprecher verwies darauf, dass es anfangs „Riesenprobleme mit Hygienematerial in den Heimen“gegeben habe. Inzwischen griffen aber erfolgreich die neuen Konzepte mit Besucher-Einschränkungen, Abstand halten, Mund-Nasenschutz-Masken und besserer Desinfizierung. Auch halte die Digitalisierung in den Altenheimen mehr und mehr Einzug.
„Ein totales Abschotten der älteren Menschen von ihren Angehörigen geht aber nicht“, betonten Seiwert und der Vorsitzende des Landesseniorenbeirates, Lothar Arnold. „Schutz vor Corona-Infektionen ist sehr wichtig, aber man kann auch krank vor Einsamkeit werden“, mahnten sie. Bei aktuell etwa nur halb so vielen Corona-Neuinfektionen im Saarland wie im umliegenden Grenzbereich hoffe man, dass es zu keinem neuen Lockdown komme. Der Landesseniorenbeirat appellierte zudem an die Landesregierung, die Voraussetzungen zur finanziellen Förderung von Nachbarschaftshilfen (125 Euro pro Monat ab Pflegestufe eins) zu lockern und zu entbürokratisieren. So sei unter anderem unverständlich, warum für bezahlte Nachbarschaftshelfer ein polizeiliches Führungszeugnis und eine private Unfallversicherung nötig seien. Unter dem Dach des Landesseniorenbeirates
sollen künftig auch noch mehr Seniorensicherheitsberater in den Saar-Kommunen ihre Arbeit aufnehmen. Neu in den Vorstand des Landesseniorenbeirates wurden Karin Ecker (Spiesen-Elversberg) und Hans Bur (St. Ingbert) gewählt.