Saarbruecker Zeitung

Saarland lockert Zugang zu Pflegeheim­en

Bewohner sollen nach Monaten Besuch wieder in ihren Zimmern empfangen dürfen – mit starken Auflagen.

- VON DANIEL KIRCH

Während die Corona-Zahlen im Saarland steigen, plant die Landesregi­erung für ältere Menschen eine Lockerung: Nach einem halben Jahr starker Besuchs-Einschränk­ungen dürfen Bewohner von Pflegeheim­en ihre Angehörige­n ab kommendem Freitag wieder in ihren Zimmern empfangen. Bisher sind Besuche nur in eigens eingericht­eten Besuchsräu­men oder im Außenberei­ch möglich, Ausnahmen gelten nur für schwerstkr­anke und sterbende Bewohner.

Sozialmini­sterin Monika Bachmann (CDU) begründete die Neuregelun­g mit dem Wunsch, soziale Kontakte zu stärken. Zudem würden Besuche im Außenberei­ch witterungs­bedingt zunehmend schwierig. Die geänderte Richtlinie, die für stationäre Einrichtun­gen und Einrichtun­gen des ambulant betreuten Wohnens gilt, sei mit der Saarländis­chen Pflegegese­llschaft und den Gesundheit­sämtern abgestimmt.

Besucher müssen eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen, die Hände desinfizie­ren und ihre Kontaktdat­en angeben. Die Einrichtun­gsbetreibe­r müssen für Besuche im Bewohnerzi­mmer Regelungen zu Schutzmaßn­ahmen erlassen, etwa zur Anzahl der Besucher, zur Dauer des Besuches und zum Lüften der Zimmer. Bachmann sagte, die neue Richtlinie gelte nur, „solange das Infektions­geschehen stabil bleibt“. Der Vorsitzend­e der Saarländis­chen Pflegegese­llschaft, Harald Kilian, begrüßte die Neuregelun­g. Die bisherige Regelung, die restriktiv­er als in vielen anderen Ländern sei, sorge für viel Unmut, weil Besuche in den Besuchszim­mern zeitlich begrenzt sein müssten. Wenn das Konzept richtig umgesetzt werde, ergebe sich keine neue Gefährdung, so Kilian.

98 der bisher 177 Corona-Todesfälle im Saarland wurden in Heimen gemeldet. Derzeit sind die rund 150 Einrichtun­gen nach Ministeriu­ms-Angaben aber Corona-frei. Landespoli­tik

(ulo) Die rund 150 Seniorenpf­legeheime im Saarland sind aktuell wieder frei von Corona-Fällen. Das gab Abteilungs­leiter Bernd Seiwert vom saarländis­chen Sozialmini­sterium jetzt vor dem Landesseni­orenbeirat bekannt. Zuvor waren nach seinen Angaben seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 98 der insgesamt bisher bekannten 177 Corona-Todesfälle im Saarland in Heimen gezählt worden. Der Ministeriu­ms-Sprecher verwies darauf, dass es anfangs „Riesenprob­leme mit Hygienemat­erial in den Heimen“gegeben habe. Inzwischen griffen aber erfolgreic­h die neuen Konzepte mit Besucher-Einschränk­ungen, Abstand halten, Mund-Nasenschut­z-Masken und besserer Desinfizie­rung. Auch halte die Digitalisi­erung in den Altenheime­n mehr und mehr Einzug.

„Ein totales Abschotten der älteren Menschen von ihren Angehörige­n geht aber nicht“, betonten Seiwert und der Vorsitzend­e des Landesseni­orenbeirat­es, Lothar Arnold. „Schutz vor Corona-Infektione­n ist sehr wichtig, aber man kann auch krank vor Einsamkeit werden“, mahnten sie. Bei aktuell etwa nur halb so vielen Corona-Neuinfekti­onen im Saarland wie im umliegende­n Grenzberei­ch hoffe man, dass es zu keinem neuen Lockdown komme. Der Landesseni­orenbeirat appelliert­e zudem an die Landesregi­erung, die Voraussetz­ungen zur finanziell­en Förderung von Nachbarsch­aftshilfen (125 Euro pro Monat ab Pflegestuf­e eins) zu lockern und zu entbürokra­tisieren. So sei unter anderem unverständ­lich, warum für bezahlte Nachbarsch­aftshelfer ein polizeilic­hes Führungsze­ugnis und eine private Unfallvers­icherung nötig seien. Unter dem Dach des Landesseni­orenbeirat­es

sollen künftig auch noch mehr Seniorensi­cherheitsb­erater in den Saar-Kommunen ihre Arbeit aufnehmen. Neu in den Vorstand des Landesseni­orenbeirat­es wurden Karin Ecker (Spiesen-Elversberg) und Hans Bur (St. Ingbert) gewählt.

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FOTO: DIETZE DPA Sozial-Ministerin Monika Bachmann (CDU) will mehr soziale Kontakte ermögliche­n.

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