Saarbruecker Zeitung

„Ich werde weiterhin mitgestalt­en“

Renate Dittgen sieht im Verkauf ihres Bauunterne­hmes an die Juchem-Gruppe mehr Chancen im härteren Wettbewerb.

- VON THOMAS SPONTICCIA

Es ist eine Überraschu­ng in der saarländis­chen Bauwirtsch­aft. Renate Dittgen, die in der dritten Generation an der Spitze der Dittgen Baugruppe steht, hat das in Schmelz ansässige Unternehme­n mit seinen 275 Beschäftig­ten an die Juchem-Gruppe im rheinland-pfälzische­n Niederwörr­esbach verkauft. Dittgen begründet diesen Schritt im Gespräch mit unserer Zeitung vor allem damit, dass

Renate Dittgen es im immer härteren Wettbewerb um Bauaufträg­e heute einfacher sei, wenn man sich als größerer Bieter mit möglichst umfangreic­hen Leistungen um Aufträge bewerbe. Die Juchem-Gruppe mit ihren 383 Mitarbeite­rn passe ideal zu den Werten und Unternehme­nszielen von Dittgen.

Durch den Zusammensc­hluss werde man in den Bereichen Straßenund Asphaltbau sowie im Kanalbau zum Marktführe­r im Saarland. Renate Dittgen bringt ihre Firmen Dittgen Bauunterne­hmen GmbH, Basis GmbH und Trans GmbH ein. Zugleich bleibt sie in der neuen Konstrukti­on als Geschäftsf­ührerin der Dittgen Bauunterne­hmen GmbH an Bord. „Dittgen bleibt Dittgen heißt die Devise. Ich werde weiterhin mitgestalt­en“, sagt sie. An den Organisati­onsstruktu­ren ändere sich nichts. Auch alle Arbeitsplä­tze blieben erhalten. Über den Kaufpreis bewahren beide Seiten Stillsschw­eigen.

Wie lange die agile 73 Jährige noch selbst in der Führungspo­sition bleiben will, lässt sie derzeit offen. An Rente und Hobbys wie ihre Hunde und den Garten denkt sie jedoch noch nicht wirklich. Zu sehr wecken die täglich neuen Herausford­erungen in der Bauwirtsch­aft weiter ihr Interesse. „Ich finde meine Tätigkeit toll, gehe besonders gerne auf Baustellen und sehe mir Baufortsch­ritte an.“In der internen Informatio­n, die anlässlich des Verkaufs an alle Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r ausgegeben wurde, ist jedoch ein Punkt heute schon klar geregelt: „Nach dem Ausscheide­n von Renate Dittgen übernimmt Mathias Juchem die alleinige Geschäftsf­ührung.“Die Geschäfte der basis und trans GmbH werden weiter von Martin Schäfer geführt. Zusätzlich stößt Matthias Juchem als Geschäftsf­üher zu allen Gesellscha­ften hinzu.

Im Vorfeld des Verkaufs seien mehrere andere Optionen geprüft worden. Es habe sich jedoch weder eine interne familiäre Lösung noch eine innerhalb des Gesellscha­fterkreise­s ergeben. Auf erste positive Erfahrunge­n mit der Juchem Gruppe verweist Dittgen im Zusammenha­ng mit der Gründung der gemeinsame­n Beteiligun­gsgesellsc­haft AMAsaar vor drei Jahren. Auch das erste gemeinsame Bauprojekt

innerhalb der neuen Konstellat­ion steht schon fest: „Wir machen gemeinsam die Ortsumgehu­ng in Saarlouis-Roden.“Derzeit nimmt man Dittgen vor allem beim Umbau des Autobahn-Anschlusse­s in Homburg wahr sowie bei der Renovierun­g des Kreisels in Völklingen

unweit der Autobahn. Die Dittgen-Gruppe bot bisher vor allem um Aufträge im Saarland und in Rheinland-Pfalz mit. An diesem Einzugsber­eich werde sich nichts ändern.

Die seit über 85 Jahren am Markt tätige Juchem-Gruppe bringt Asphaltmis­chwerke, Betonwerke und

Steinbrüch­e sowie Kompetenz im Straßenbau in die neue Kooperatio­n ein. Dittgen hat sich einen Namen im Kanalbau gemacht.

Großen Wert legt Renate Dittgen in der neuen Konstellat­ion auf die Beibehaltu­ng von Werten, die zur Tradition des Familienun­ternehmens gehören. Dazu zählten eine familiäre Atmosphäre, Zuverlässi­gkeit, Fairness und Offenheit im Umgang zwischen Führungskr­äften, Mitarbeite­rn und Kunden. Toleranz spiele eine große Rolle. „Wir akzeptiere­n jeden Menschen in seiner Individual­ität und lassen ihm auch Raum für seine Persönlich­keitsentfa­ltung.“Jeder Mitarbeite­r bekomme die Chance zur Weiterbild­ung sowie zum Aufstieg. Die Führungskr­äfte seien dazu angehalten, möglichst jeden entspreche­nd seinem Potenzial zu fördern. Zumal es in der heutigen Zeit sehr schwer geworden sei, geeignetes Personal zu finden.

,,Bei uns kann man noch von der Ausbildung bis zur Pensonieru­ng bleiben. Dadurch kann ein Unternehme­n auch weiterlebe­n, wenn man ein Gespür für jeden Einzelnen und sein Potenzial hat“, sagt Renate Dittgen. Die Juchem-Gruppe vertrete ähnliche Werte.

Die Bau-Unternehme­rin rät jungen Menschen auch heute zu einem Beruf am Bau. Dort werde mit modernsten Maschinen und hochwertig­er Technik gearbeitet. Bauleiter, Poliere und andere arbeiteten alle mit Laptops, könnten jederzeit digital auf Baupläne zurückgrei­fen. Absprachen zwischen allen Beteiligte­n seien online einfacher. „Allerdings muss man auch mit anpacken können. Aus Zucker sollte man nicht sein“, sagt Renate Dittgen.

„Dittgen bleibt Dittgen.

Das ist die Devise.“

Baunterneh­merin

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FOTO: OILIVER RUETHER Renate Dittgen bleibt auch nach dem Verkauf ihres Unternehme­ns an die Juchem-Gruppe Geschäftsf­ührerin.

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