„Ich werde weiterhin mitgestalten“
Renate Dittgen sieht im Verkauf ihres Bauunternehmes an die Juchem-Gruppe mehr Chancen im härteren Wettbewerb.
Es ist eine Überraschung in der saarländischen Bauwirtschaft. Renate Dittgen, die in der dritten Generation an der Spitze der Dittgen Baugruppe steht, hat das in Schmelz ansässige Unternehmen mit seinen 275 Beschäftigten an die Juchem-Gruppe im rheinland-pfälzischen Niederwörresbach verkauft. Dittgen begründet diesen Schritt im Gespräch mit unserer Zeitung vor allem damit, dass
Renate Dittgen es im immer härteren Wettbewerb um Bauaufträge heute einfacher sei, wenn man sich als größerer Bieter mit möglichst umfangreichen Leistungen um Aufträge bewerbe. Die Juchem-Gruppe mit ihren 383 Mitarbeitern passe ideal zu den Werten und Unternehmenszielen von Dittgen.
Durch den Zusammenschluss werde man in den Bereichen Straßenund Asphaltbau sowie im Kanalbau zum Marktführer im Saarland. Renate Dittgen bringt ihre Firmen Dittgen Bauunternehmen GmbH, Basis GmbH und Trans GmbH ein. Zugleich bleibt sie in der neuen Konstruktion als Geschäftsführerin der Dittgen Bauunternehmen GmbH an Bord. „Dittgen bleibt Dittgen heißt die Devise. Ich werde weiterhin mitgestalten“, sagt sie. An den Organisationsstrukturen ändere sich nichts. Auch alle Arbeitsplätze blieben erhalten. Über den Kaufpreis bewahren beide Seiten Stillsschweigen.
Wie lange die agile 73 Jährige noch selbst in der Führungsposition bleiben will, lässt sie derzeit offen. An Rente und Hobbys wie ihre Hunde und den Garten denkt sie jedoch noch nicht wirklich. Zu sehr wecken die täglich neuen Herausforderungen in der Bauwirtschaft weiter ihr Interesse. „Ich finde meine Tätigkeit toll, gehe besonders gerne auf Baustellen und sehe mir Baufortschritte an.“In der internen Information, die anlässlich des Verkaufs an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgegeben wurde, ist jedoch ein Punkt heute schon klar geregelt: „Nach dem Ausscheiden von Renate Dittgen übernimmt Mathias Juchem die alleinige Geschäftsführung.“Die Geschäfte der basis und trans GmbH werden weiter von Martin Schäfer geführt. Zusätzlich stößt Matthias Juchem als Geschäftsfüher zu allen Gesellschaften hinzu.
Im Vorfeld des Verkaufs seien mehrere andere Optionen geprüft worden. Es habe sich jedoch weder eine interne familiäre Lösung noch eine innerhalb des Gesellschafterkreises ergeben. Auf erste positive Erfahrungen mit der Juchem Gruppe verweist Dittgen im Zusammenhang mit der Gründung der gemeinsamen Beteiligungsgesellschaft AMAsaar vor drei Jahren. Auch das erste gemeinsame Bauprojekt
innerhalb der neuen Konstellation steht schon fest: „Wir machen gemeinsam die Ortsumgehung in Saarlouis-Roden.“Derzeit nimmt man Dittgen vor allem beim Umbau des Autobahn-Anschlusses in Homburg wahr sowie bei der Renovierung des Kreisels in Völklingen
unweit der Autobahn. Die Dittgen-Gruppe bot bisher vor allem um Aufträge im Saarland und in Rheinland-Pfalz mit. An diesem Einzugsbereich werde sich nichts ändern.
Die seit über 85 Jahren am Markt tätige Juchem-Gruppe bringt Asphaltmischwerke, Betonwerke und
Steinbrüche sowie Kompetenz im Straßenbau in die neue Kooperation ein. Dittgen hat sich einen Namen im Kanalbau gemacht.
Großen Wert legt Renate Dittgen in der neuen Konstellation auf die Beibehaltung von Werten, die zur Tradition des Familienunternehmens gehören. Dazu zählten eine familiäre Atmosphäre, Zuverlässigkeit, Fairness und Offenheit im Umgang zwischen Führungskräften, Mitarbeitern und Kunden. Toleranz spiele eine große Rolle. „Wir akzeptieren jeden Menschen in seiner Individualität und lassen ihm auch Raum für seine Persönlichkeitsentfaltung.“Jeder Mitarbeiter bekomme die Chance zur Weiterbildung sowie zum Aufstieg. Die Führungskräfte seien dazu angehalten, möglichst jeden entsprechend seinem Potenzial zu fördern. Zumal es in der heutigen Zeit sehr schwer geworden sei, geeignetes Personal zu finden.
,,Bei uns kann man noch von der Ausbildung bis zur Pensonierung bleiben. Dadurch kann ein Unternehmen auch weiterleben, wenn man ein Gespür für jeden Einzelnen und sein Potenzial hat“, sagt Renate Dittgen. Die Juchem-Gruppe vertrete ähnliche Werte.
Die Bau-Unternehmerin rät jungen Menschen auch heute zu einem Beruf am Bau. Dort werde mit modernsten Maschinen und hochwertiger Technik gearbeitet. Bauleiter, Poliere und andere arbeiteten alle mit Laptops, könnten jederzeit digital auf Baupläne zurückgreifen. Absprachen zwischen allen Beteiligten seien online einfacher. „Allerdings muss man auch mit anpacken können. Aus Zucker sollte man nicht sein“, sagt Renate Dittgen.
„Dittgen bleibt Dittgen.
Das ist die Devise.“
Baunternehmerin