Gründer-Szene leidet massiv unter der Corona-Krise
Neue Marktchancen durch digitale Geschäftsmodelle.
(dpa) Der Aufschwung in der Gründerszene Deutschlands ist im vergangenen Jahr zum Erliegen gekommen. Die staatliche Förderbank KfW schätzt die Zahl der Start-ups auf rund 70 000. Das waren ebenso viele wie 2018. Zuvor war die Zahl noch kräftig gewachsen: 2016 hatte es 54 000 Start-ups gegeben und 2017 etwa 60 000.
Grund für die Stagnation sei die abgeschwächte Konjunktur bei einem zugleich stabilen Arbeitsmarkt, heißt es in der am Freitag vorgelegten Studie. Gibt es genug offene Stellen, sehen sich weniger Menschen gezwungen, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen.
Die Corona-Krise berge große Risiken für die Gründerlandschaft, aber auch Chancen, betonte die KfW. Einige Start-ups müssten wohl aufgeben, zugleich aber rückten internetbasierte und digitale Geschäftsmodelle in Zeiten von Homeoffice und Online-Konferenzen stärker in den Fokus. Ob ein Zuwachs durch neue Gründer die Schließungen mehr als kompensiere, bleibe abzuwarten.
Als Start-up bezeichnet die Bank Firmen, die vor weniger als fünf Jahren gegründet wurden, deren Gründer
im Vollerwerb dort arbeiten und die innovations- sowie wachstumsgetrieben sind.
Start-ups sind aus Sicht der KfW von großer volkswirtschaftlicher Bedeutung, da sie ein wichtiges Erneuerungsund Beschäftigungspotenzial hätten. Hinter den 70 000 Firmen stünden geschätzt 127 000 aktive Gründer. Um Schaden abzuwenden, hatte die Bundesregierung angekündigt, Start-ups mit zwei Milliarden Euro in der Corona-Krise zu helfen. Aktuell habe sich die Lage etwas entspannt, schreibt die KfW, die mit Beteiligungsfonds, Fördermitteln für Existenzgründer sowie einer Plattform unterstützt. Erfreulich sei, dass deutsche Startups leichter an Wagniskapital von Investoren gelangten, so die Bank. Zur Finanzierung ihres Wachstums wolle 19 Prozent der Gründerinnen und Gründer Wagniskapital nutzen, doppelt so viele wie 2018. Wagniskapital ist für Start-ups wichtig, da sie anfangs kaum Umsätze erzielen und schwer Kredite von Banken bekommen. Vier von fünf Gründerinnen und Gründern haben 2019 bisher höchstens 100 000 Euro eingesetzt und das zu über 80 Prozent aus privater Tasche.