Das Ende des Dornröschenschlafs
Türkgücü München spielt an diesem Samstag im Olympiastadion – aber ohne Fans.
(sid) Das letzte Tor an diesem geschichtsträchtigen Ort erzielte eine Frau. Das war vor mehr als acht Jahren. Im Endspiel der Champions League traf die Französin Camille Abily zum 2:0 für Olympique Lyon gegen den 1. FFC Frankfurt, es lief die 28. Minute. Auf den Rängen des Olympiastadions in München saßen 50 212 Zuschauer. Es war ein lauer Donnerstagabend, und das weitläufige Rund unter dem Zeltdach entfaltete an diesem 17. Mai 2012 noch einmal seine Magie.
Dann war erst mal Schluss mit Fußball an diesem Ort. Längst hießen die Stadien damals bereits Arenen. Auch der FC Bayern hatte das architektonisch einzigartige Olympiastadion, in dem er einst berühmt und vor allem reich geworden war, zu diesem Zeitpunkt verlassen. Zwei Tage nach Abilys historischem Tor spielte und verlor er das „Finale dahoam“in seinem eigenen Fußball-Palast,
der neuen Arena.
An diesem Samstag nun wird im Olympiastadion, das vor Corona in der Regel nur noch für große Open-Air-Konzerte genutzt wurde, mal wieder Fußball gespielt. Profifußball.
Türkgücü München, der heimatlose Drittligist, empfängt den SV Wehen Wiesbaden (14 Uhr) – es ist das erste von acht Spielen, die der Aufsteiger am Fuße des Olympiaturms austragen darf. „Das war ein cleverer Schachzug unserer Verantwortlichen“, sagt Türkgücüs Trainer Alexander Schmidt.
Schmidt klingt, als ginge für ihn ein Traum in Erfüllung. „Das Olympiastadion hat ein brutales Flair“, sagt er und betont: „Es ist der Wahnsinn, dass wir hier spielen dürfen.“Tatsächlich wird es das 1122. Spiel zweier Fußball-Mannschaften im Olympiastadion sein.
Mittlerweile bietet das Stadion noch 57 450 Sitzplätze. In Zeiten von Corona freilich undenkbar. Bei Türkgücü, wo sie gerne groß denken, müssen sie erst mal bei null beginnen. Auf Anordnung der Stadt München findet das Spiel Corona-bedingt vor leeren Rängen statt.