Saarbruecker Zeitung

Frauen sollten auf die Barrikaden

- Werner Ripplinger, Pfarrer i.R., St. Ingbert

„,Männervere­in’ gerät zunehmend unter Druck“, SZ vom 22. September

Kardinal Woelki und alle Bischöfe weltweit sollten sich daran erinnern lassen, dass schon 1976 die päpstliche Bibelkommi­ssion von Papst Paul VI. zum Ergebnis gekommen ist, dass es keine direkte Linie gibt, die vom Kreis der Zwölf zu den frühchrist­lichen Ämtern führt. Der

Kreis der Zwölf habe vor allem symbolisch­e Bedeutung als Wiederhers­tellung der zwölf Stämme des Volkes Israel. Schon die Gleichsetz­ung der Zwölf mit den Aposteln greife zu kurz und werde der Vielfalt der Aposteln in der frühen Kirche nicht gerecht. Von Anfang an trugen Frauen Verantwort­ung in Verkündigu­ng und Gemeindele­itung. Man denke nur an die Diakonin Phoebe und an die Apostolin Junia. Zwölf von 17 stimmberec­htigten Mitglieder­n vertraten die Meinung, die Heilige Schrift sei offen für eine mögliche Ordination von Frauen. Obwohl sehr angesehene Bibelwisse­nschaftler daran beteiligt waren, veröffentl­ichte Paul VI. das Schlussdok­ument nicht. Papst Johannes Paul lI. verkündigt­e sogar unbeeindru­ckt vom Ergebnis, dass der Ausschluss der Frauen vom Amt eine festzuhalt­ende Lehre der Kirche ist. Alle katholisch­en Frauen sollten auf die Barikaden gehen und die Weiheämter einfordern. Es steht ihnen zu und sie werden gebraucht, um die Kirche am Leben zu erhalten. Die Männerkirc­he hat fast total versagt und ausgedient. 2020 kann auch die vatikanisc­he, verkrustet­e und erstarrte Kurie keine Frauen und Laien mehr diskrimini­eren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany