Der Weg zum internationalen Traumjob
Tätigkeiten bei Organisationen wie der EU oder den UN sind begehrt. Doch die Konkurrenz ist groß.
(dpa) Es gibt Probleme, die nicht im nationalen Alleingang gelöst werden können. Internationale Organisationen (IO) versuchen daher, den Dialog zwischen Staaten zu stärken, um gemeinsam Lösungsstrategien zu entwickeln und umzusetzen. Karrieren bei solchen Organisationen sind folglich mit hohem Ansehen verbunden, Mitarbeiter werden sorgfältig ausgewählt.
Was Bewerber mitbringen müssen, hänge natürlich davon ab, auf welchen Job sich jemand bewerbe, sagt Hellmut Meinhof. Er leitet das Büro Führungskräfte zu Internationalen Organisationen (BFIO) der Bundesagentur für Arbeit. Zum einen gibt es Berufe, die die Infrastruktur einer solchen Organisation aufrechterhalten. Dazu gehören beispielsweise IT, Logistik, Buchhaltung und Personalmanagement. Zum anderen gibt es Stellen, die an der Entwicklung, Koordination und Umsetzung von konkreten Projekten beteiligt sind.
„Welche Fähigkeiten innerhalb dieser Projekte gefragt sind, orientiert sich an den Zielsetzungen der jeweiligen Organisation“, sagt Anna von Behr. Sie ist Managerin für Karriereentwicklung und Alumni-Arbeit an der Hertie School – The University of Governance in Berlin. So werden nicht nur Experten für internationale Beziehungen, Diplomatie und Konfliktmanagement gesucht. Bei Organisationen, die sich etwa mit Umweltschutz auseinandersetzen, arbeiten auch Spezialisten aus Forstwissenschaft, Architektur und Chemie. Interpol oder Europol brauchen dagegen eher Fachleute aus der Kriminologie.
Wer sich einen Überblick über alle Tätigkeitsfelder von IOs verschaffen will, dem empfiehlt von Behr, sich an den 17 UN-Nachhaltigkeitszielen zu orientieren. „Dann würde ich mich fragen: Welches Thema interessiert mich besonders? Welche IOs gibt es dazu und welche Spezialisten werden dort gesucht?“, erklärt sie.
Neben einem Masterabschluss und Berufserfahrung wird von Bewerbern organisationsübergreifend verlangt, dass sie mehrere Sprachen sprechen und mit Menschen aus anderen Kulturkreisen zusammenarbeiten können. So wird häufig neben der Muttersprache und Englisch noch eine weitere der sechs UN-Sprachen wie beispielsweise Russisch, Arabisch oder Französisch erwartet. Zudem sind Auslandsaufenthalte und andere interkulturelle Qualifikationen hilfreich.
Auch die Fähigkeit zu netzwerken, ist nicht zu unterschätzen. Wer ein gutes, großes Netzwerk hat, der bekommt Jobangebote weitergeleitet, und kann die Kontakte auch für die eigenen Projekte nutzen. „Erste Kontakte können beispielsweise im Studium zu Kommilitonen mit ähnlichen Karrierezielen und, ganz wichtig, bei Praktika geknüpft werden“, sagt von Behr. Weil die meisten Praktika bei IOs unbezahlt sind, gibt es mehrere Programme, die den Nachwuchs finanziell unterstützen. Dazu zählen beispielsweise das Carlo-Schmid-Programm
und die Stipendien des Mercator Kollegs für internationale Aufgaben.
Das sind aber nicht die einzigen Fördermaßnahmen, die jungen Menschen den Einstieg erleichtern sollen. Daniel Krull, Koordinator für Internationale Personalpolitik beim
Auswärtigen Amt, weist zudem auf die jährliche Karrieremesse für Berufseinsteiger hin, bei der sich Interessenten und Internationale Organisationen kennenlernen können.
Auf dem Stellenportal Jobs-IO des Auswärtigen Amtes sind zudem Ausschreibungen von unterschiedlichen Organisationen für sämtliche Qualifikationsstufen gesammelt. Das
JPO-Programm, das vom Bundesministerium für Entwicklungszusammenarbeit, dem Auswärtigen Amt und Büro Führungskräfte zu Internationalen Organisationen gemeinsam gemanagt wird, vermittelt deutsche Nachwuchskräfte an die UN und Unterorganisationen.
Wer es geschafft hat, einen Job bei einer internationalen Organisation zu ergattern, den erwarten neben vielen spannenden Erfahrungen meist auch einige Herausforderungen. So können die Arbeitsbedingungen gerade am Anfang hart sein. „Es gibt oft wenig berechenbare Strukturen. Solange man noch keinen festen Vertrag hat, muss man sich von einem befristeten Vertrag zum nächsten durcharbeiten“, sagt Meinhof. „Manchmal ist dann auch nach ein paar Jahren freiwillig oder unfreiwillig Schluss, es ergeben sich attraktive Alternativen oder man wechselt wieder in den nationalen Kontext.“
Außerdem wird eine hohe geografische Flexibilität erwartet. Es gibt zwar viele Jobs in den Zentralen
der IOs, bei denen beispielsweise UN-Mitarbeiter längere Zeit in New York, Genf, Wien oder Rom arbeiten können. Wer jedoch direkt vor Ort an den Projekten arbeitet, der wechselt mit dem Projekt auch meist den Wohnort, nicht selten sogar den Kontinent.
„Das ist in manchen Ländern schwer mit einer Familie zu vereinen“, gibt Meinhof zu, „aber wer flexibel ist und sich zeitweise von der klassischen Vorstellung von Familienalltag löst, der findet meist auch eine Lösung.“Denn natürlich können die Jobwechsel und Umzüge auch ihren Reiz haben. „Man trifft viele spannende Menschen, lernt neue Kulturen kennen und damit im Kontrast auch sich selbst und seine eigene Kultur.“
Dabei würden auch die eigenen Wertvorstellungen auf den Prüfstand gestellt. „Man muss sich von der Idee verabschieden, dass die eigene, deutsche Arbeitsweise die einzig richtige ist. www.auswaertiges-amt.de
„Man muss sich von der Idee verabschieden, dass die eigene, deutsche Arbeitsweise die einzig richtige ist.“Hellmut Meinhof Leiter BFIO der Bundesagentur für Arbeit