Hier tankt das Saarland in Zukunft Wasserstoff
Im Saarbrücker Stadtteil Gersweiler wurde am Dienstag der Grundstein gelegt für die künftige Versorgung von Wasserstoff-Fahrzeugen.
Das Saarland will im Rahmen seiner Wasserstoff-Strategie zügig ein Netz an entsprechenden Tankstellen aufbauen. Am Dienstag erfolgte als Premiere die Grundsteinlegung zur ersten saarländischen Wasserstoff-Tankstelle in Saarbrücken-Gersweiler in unmittelbarer Nachbarschaft zur Autobahn A6. Bis Frühjahr 2021 soll sie fertiggestellt sein.
Partner des Projektes sind der Tankstellenbetreiber Total, Air Liquide als Erbauer von Wasserstoff-Tankstellen für Pkw, Lkw, Busse und Züge sowie das Netzwerk H2 Mobility. Es kümmert sich um den flächendeckenden Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur in Deutschland.
Die mit Saarbrücken inzwischen bundesweit 87. Wasserstoff-Tankstelle
schließe eine wichtige Versorgungslücke in Südwestdeutschland, betonte Jan Petersen während der Grundsteinlegung. Er verantwortet bei Total den Geschäftsbereich Mobilität und neue Energien. „Der Markt für Wasserstoff dürfte jetzt kommen“, prognostiziert Petersen. Allerdings müsse dazu auch die deutsche Autoindustrie einen deutlich größeren Anteil als bisher beisteuern. Die meisten Wasserstoff-Fahrzeuge kämen bisher aus dem Ausland. Im Großraum Saarbrücken, so war zu erfahren, sind gegenwärtig erst drei Pkw mit Wasserstoff-Antrieb unterwegs. Allerdings setzt Petersen derzeit verstärkt auf den Lkw- und Busmarkt. Dort seien bereits Erfolge zu verzeichnen.
Und auch im Saarland soll es hier offensichtlich rasch vorangehen. Nach Auskunft von Nicola Sacca, der im saarländischen Wirtschaftsministerium die „Modellregion Saarland für Wasserstoff“betreut, plant die Saarbahn in Saarbrücken bereits die Anschaffung von zunächst vier Wasserstoff-betriebenen Bussen. Der Stadtrat habe bereits die grundsätzliche Zustimmung erteilt, das Unternehmen warte jedoch noch auf die finanzielle Zusage des Bundes
für Fördermittel. Denn die Anschaffung eines Wasserstoff-Busses sei um 50 Prozent teurer als die eines Busses mit Verbrennungsmotor.
In einem zweiten Schritt sei bereits an die Anschaffung von zehn Wasserstoff-Bussen bei der Saarbahn gedacht sowie den Bau einer eigenen Wasserstoff-Tankstelle auf dem Betriebshofs-Gelände, so Sacca. Die weitere Planung ist allerdings auch ein Stück weit davon abhängig, wie sich die Wasserstoff-Nachfrage an der Tankstelle Gersweiler entwickele. Hier richtet sich der Schwerpunkt zunächst auf die Versorgung von Pkw, eine Ausweitung auf Lkw und Busse wäre aber technisch auch kein größeres Problem, heißt es.
Anne-Cathrin Manhenke, Projektmanagerin bei H2 Mobility, verweist darauf, dass man mit dem derzeitigen Netz an Wasserstoff-Tankstellen bereits durchgängig von Norddeutschland bis nach Bozen in Südtirol fahren könne. Im Augenblick sind die nächstgelegenen Wasserstoff-Tankstellen in der Nähe von Saarbrücken in Saargemünd sowie in Karlsruhe zu finden. Mit einer Betankung könne man Reichweiten zwischen 500 und 700 Kilometern erreichen. Der Preis für ein Kilo Wasserstoff betrage 9,26 Euro und sei politisch festgelegt, stellt Anne-Cathrin Manhenke klar. Ein Kilo Wasserstoff entspreche einer Reichweite von rund 100 Kilometern.
In der Saarbrücker Wasserstoff-Tankstelle sieht Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) „einen wichtigen Schritt, um zu zeigen, dass das Thema der Wassserstoff-Strategie im Saarland vorangeht“. Lange Zeit sah es nicht so aus, da es Querelen in der Planung mit der Unteren Bauaufsichtsbehörde der Stadt Saarbrücken gab. Dass die Verzögerung bis zur Realisierung der ersten Wasserstoff-Tankstelle so lange dauerte, hatte Ministerin Rehlinger in der Vergangenheit „kolossal genervt“. Um Zeit aufzuholen, überlegt sie bereits mit ihrem Luxemburger Amtskollegen, wie man ein grenzüberschreitendes Tankstellen-Netz mit Wasserstoff realisieren könnte.
Große Hoffnungen in den Ausbau der Wasserstoff-Versorgung in der Großregion hat auch Armin Gehl, Geschäftsführer des Netzwerkes Autoregion. Er hält zur flächendeckenden Versorgung des Saarlandes fünf Wasserstoff-Tankstellen an den Standorten Saarbrücken, Homburg, Saarlouis, Merzig und St. Wendel für notwendig.
Auch Professor Horst Wieker von der Saarbrücker Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) hält viel vom Ausbau einer Wasserstoff-Infrastruktur. Er treibt Forschungsprojekte für Elektromobilität sowie Wasserstoff voran und gibt Letzterem als Antriebsform eindeutig den Vorzug. Größter Nachteil der Elektromobilität sei die Entsorgung der Akkus. Hier stehe man erst am Anfang. Auch seien diese Batterien extrem schwer. „Wasserstoff-Autos haben ebenfalls Batterien, aber die sind deutlich kleiner“, betont Wieker.