Immer mehr Corona-Infektionen in Grand Est
Nach Monaten der Stabilität wird nun auch in der Grenzregion die kritische FallzahlMarke überschritten. Doch bisher halten viele Städte an ihrem Weihnachtsprogramm fest – wenn auch in abgespeckter Version.
Ist es die Ruhe vor dem Sturm? In den Krankenhäusern des grenznahen Départements Moselle, wo rund eine Million Menschen lebt, werden zurzeit lediglich zehn Covid-Patienten intensivmedizinisch behandelt. Innerhalb der letzten 24 Stunden gab es laut Gesundheitsbehörde Santé Publique France auf den Intensivstationen in diesem Département keine neuen Einweisungen. Auch die Zahl der Patienten, die aufgrund einer Corona-Erkrankung stationär behandelt werden, ist stabil. Nichtsdestotrotz bereiten sich Kliniken und Gesundheitspersonal auf einen möglichen Anstieg in den kommenden Wochen vor.
Denn die Zahl der neuen Corona-Fälle
ist in den letzten Tagen sprunghaft angestiegen. Nachdem der „Inzidenzwert“– die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tage – in den meisten der zehn Départements, aus denen die Region Grand Est besteht, wochenlang bei rund 30 stabil blieb, wurde der kritische Wert von 50 nun überall überschritten. Im Département Moselle (Metz), mit seiner Grenze zum Saarland, liegt er aktuell bei 68. Am höchsten liegt dieser Wert mit 110 im Département Meurthe-et-Moselle (Nancy). In den Großstädten der Region Straßburg, Metz, Nancy und Reims, wo die meisten Fälle gemeldet werden, wurde im vergangenen Monat bereits die Maskenpflicht auf die gesamte Innenstadt ausgeweitert.
Nach dem französischen Monitoring-System befinden sich die Départements Meurthe-et-Moselle, Moselle und Bas-Rhin (Straßburg) in der zweiten von vier möglichen Stufen. Für die Einstufung werden nicht nur die Zahl der Neuinfektionen berücksichtigt, sondern auch die Kapazitäten in den Krankenhäusern. In der Region Grand Est ist jedes zehnte Intensivbett mit einem Covid-Patient belegt. Zum Vergleich ist es landesweit fast jedes drittes Bett, in manchen besonders betroffenen Regionen wie in Paris stellen die Corona-Patienten 40 Prozent der Fälle auf den Intensivstationen.
Sollte die Lage in der Grenzregion so bleiben, wollen die meisten Städte an ihrem Weihnachtsprogramm festhalten. In Saargemünd etwa soll der Weihnachtsmarkt stattfinden. Die drei beliebtesten Attraktionen, das Haus vom Weihnachtsmann, das Karussell und die Eisbahn sollen aber an drei verschiedenen Orten angesiedelt sein, um möglichst große Ansammlungen zu vermeiden.
Auch in Metz laufen die Vorbereitungen für den Weihnachtsmarkt weiter. Die diesjährige Ausgabe soll kleiner ausfallen, ohne Riesenrad und nur auf den drei größten statt bisher auf fünf Plätzen. Gastronomie
soll möglich sein, aber mit Sitzplätzen und Bedienung an den Tischen. Unter besonderen Auflagen soll ebenso der berühmteste Weihnachtsmarkt der Region in Straßburg stattfinden (Bericht folgt).
Aus deutscher Perspektive wird die Region Grand Est mit einem Inzidenzwert von über 50 vom deutschen Robert-Koch-Institut womöglich bald zum Risikogebiet erklärt. Bisher war sie als einzige französische Region verschont geblieben.