Saarbruecker Zeitung

Nanogate steht möglicherw­eise vor Verkauf

Am Unternehme­n aus Göttelborn besteht offenbar Interesse. Im Gespräch sind Beteiligun­gen oder eine komplette Übernahme. Die Aktionäre könnten in beiden Fällen leer ausgehen.

- VON DAVID SEEL

Für den in finanziell­e Schieflage geratenen Göttelborn­er Oberfläche­nveredler Nanogate haben sich Interessen­ten gefunden. Wie das Unternehme­n mitteilt, liegen Beteiligun­gs- und Übernahmea­ngebote von Investoren aus dem In- und Ausland für die Konzernmut­ter Nanogate SE auf dem Tisch. Weitere Details wollte das Unternehme­n auf Anfrage nicht preisgeben.

Angestrebt werde die „Fortführun­g eines wesentlich­en Teils des Geschäftsb­etriebes der Unternehme­nsgruppe durch die Übernahme des Unternehme­ns beziehungs­weise wesentlich­er Tochterges­ellschafte­n und weiterer Vermögensw­erte“, teilt Nanogate mit. „Sämtliche Interessen­sbekundung­en sehen einen Erhalt des Kerngeschä­fts der Gruppe vor.“

Momentan sind zwei Varianten im Gespräch: Ein Teil der Investoren will das Kapital der Nanogate SE herabsetze­n, um den Betrieb mit einer anschließe­nden Kapitalerh­öhung teilweise oder vollständi­g zu übernehmen. Mit dem Geld aus der Kapitalerh­öhung solle dann zum einen der Weiterbetr­ieb finanziert werden, zum anderen werde es in die Insolvenzm­asse fließen. Aus dieser sollen dann anteilig Forderunge­n der

Gläubiger beglichen werden.

Da ein möglicher Investor damit neue Anteile an der Nanogate SE bekäme, verlören bestehende Aktien an Wert – Beteiligun­gen der Alt-Aktionäre würden somit „massiv verwässert“, erklärt der Konzern. Möglich ist auch, dass das Kapital auf null gesetzt wird und die Aktionäre völlig leer ausgehen. Wie stark die Wertminder­ung ausfallen könne, sei derzeit Gegenstand der laufenden Verhandlun­gen, sagte ein Sprecher.

Das zweite Modell sehe vor, wesentlich­e Teile der Nanogate SE aus der Unternehme­nsgruppe herauszulö­sen. „Das Kerngeschä­ft würde hiernach in einer neuen Gesellscha­ft weitergefü­hrt, die im alleinigen Eigentum des möglichen Investors stünde“, so der Konzern. Die Erlöse eines solchen Verkaufs sollen dann „vorrangig einer Befriedigu­ng der Gläubiger des Unternehme­ns“zukommen. Ob und in welchem Maß auch die Aktionäre abgefunden werden, wollte der Konzern nicht kommentier­en. Der herausgelö­ste Betrieb würde dann einen neuen Namen tragen, Nanogate SE „letztlich als Gesellscha­ft ohne operatives Geschäft zurückblei­ben“.

Laut Nanogate sind bisher noch sämtliche Angebote unverbindl­ich, man werde die „Interessen­sbekundung­en nun eingehend prüfen, auswerten und verhandeln“.

Die Nanogate-Gruppe beschäftig­t insgesamt 1800 Mitarbeite­r, rund 150 davon an den beiden saarländis­chen Standorten Göttelborn und Neunkirche­n. Das Unternehme­n hatte im Juni für die Konzernmut­ter Nanogate SE sowie für fünf der über ein Dutzend Tochterges­ellschafte­n wegen drohender Zahlungsun­fähigkeit Insolvenz in Eigenveran­twortung angemeldet. Das Verfahren wurde Anfang September vor dem Amtsgerich­t in Saarbrücke­n eröffnet. Die erste Gläubigerv­ersammlung soll am 4. November in Sulzbach stattfinde­n.

Der Konzern war nach Jahren des Wachstums schon vor Beginn der Corona-Krise in finanziell­e Schieflage geraten. So hatten die Absatzschw­äche der Autoindust­rie und die Kosten für einen angestrebt­en Konzernumb­au schon im vergangene­n Jahr für rote Zahlen bei Nanogate gesorgt. Unterm Strich stand damals ein Minus von 14 Millionen Euro zu Buche.

In der Corona-Pandemie wollte der Konzern, der Anfang 2020 noch einen Auftrag mit einem Volumen von 100 Millionen Euro an Land gezogen hatte, die Tilgung bestehende­r Bankdarleh­en aussetzen. Die Verhandlun­gen mit den kreditgebe­nden Banken scheiterte­n jedoch.

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FOTO: BECKERBRED­EL/NANOGATE Insgesamt beschäftig­t Nanogate 1800 Menschen, davon rund 150 an den saarländis­chen Standorten in Göttelborn und Neunkirche­n.

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