Nanogate steht möglicherweise vor Verkauf
Am Unternehmen aus Göttelborn besteht offenbar Interesse. Im Gespräch sind Beteiligungen oder eine komplette Übernahme. Die Aktionäre könnten in beiden Fällen leer ausgehen.
Für den in finanzielle Schieflage geratenen Göttelborner Oberflächenveredler Nanogate haben sich Interessenten gefunden. Wie das Unternehmen mitteilt, liegen Beteiligungs- und Übernahmeangebote von Investoren aus dem In- und Ausland für die Konzernmutter Nanogate SE auf dem Tisch. Weitere Details wollte das Unternehmen auf Anfrage nicht preisgeben.
Angestrebt werde die „Fortführung eines wesentlichen Teils des Geschäftsbetriebes der Unternehmensgruppe durch die Übernahme des Unternehmens beziehungsweise wesentlicher Tochtergesellschaften und weiterer Vermögenswerte“, teilt Nanogate mit. „Sämtliche Interessensbekundungen sehen einen Erhalt des Kerngeschäfts der Gruppe vor.“
Momentan sind zwei Varianten im Gespräch: Ein Teil der Investoren will das Kapital der Nanogate SE herabsetzen, um den Betrieb mit einer anschließenden Kapitalerhöhung teilweise oder vollständig zu übernehmen. Mit dem Geld aus der Kapitalerhöhung solle dann zum einen der Weiterbetrieb finanziert werden, zum anderen werde es in die Insolvenzmasse fließen. Aus dieser sollen dann anteilig Forderungen der
Gläubiger beglichen werden.
Da ein möglicher Investor damit neue Anteile an der Nanogate SE bekäme, verlören bestehende Aktien an Wert – Beteiligungen der Alt-Aktionäre würden somit „massiv verwässert“, erklärt der Konzern. Möglich ist auch, dass das Kapital auf null gesetzt wird und die Aktionäre völlig leer ausgehen. Wie stark die Wertminderung ausfallen könne, sei derzeit Gegenstand der laufenden Verhandlungen, sagte ein Sprecher.
Das zweite Modell sehe vor, wesentliche Teile der Nanogate SE aus der Unternehmensgruppe herauszulösen. „Das Kerngeschäft würde hiernach in einer neuen Gesellschaft weitergeführt, die im alleinigen Eigentum des möglichen Investors stünde“, so der Konzern. Die Erlöse eines solchen Verkaufs sollen dann „vorrangig einer Befriedigung der Gläubiger des Unternehmens“zukommen. Ob und in welchem Maß auch die Aktionäre abgefunden werden, wollte der Konzern nicht kommentieren. Der herausgelöste Betrieb würde dann einen neuen Namen tragen, Nanogate SE „letztlich als Gesellschaft ohne operatives Geschäft zurückbleiben“.
Laut Nanogate sind bisher noch sämtliche Angebote unverbindlich, man werde die „Interessensbekundungen nun eingehend prüfen, auswerten und verhandeln“.
Die Nanogate-Gruppe beschäftigt insgesamt 1800 Mitarbeiter, rund 150 davon an den beiden saarländischen Standorten Göttelborn und Neunkirchen. Das Unternehmen hatte im Juni für die Konzernmutter Nanogate SE sowie für fünf der über ein Dutzend Tochtergesellschaften wegen drohender Zahlungsunfähigkeit Insolvenz in Eigenverantwortung angemeldet. Das Verfahren wurde Anfang September vor dem Amtsgericht in Saarbrücken eröffnet. Die erste Gläubigerversammlung soll am 4. November in Sulzbach stattfinden.
Der Konzern war nach Jahren des Wachstums schon vor Beginn der Corona-Krise in finanzielle Schieflage geraten. So hatten die Absatzschwäche der Autoindustrie und die Kosten für einen angestrebten Konzernumbau schon im vergangenen Jahr für rote Zahlen bei Nanogate gesorgt. Unterm Strich stand damals ein Minus von 14 Millionen Euro zu Buche.
In der Corona-Pandemie wollte der Konzern, der Anfang 2020 noch einen Auftrag mit einem Volumen von 100 Millionen Euro an Land gezogen hatte, die Tilgung bestehender Bankdarlehen aussetzen. Die Verhandlungen mit den kreditgebenden Banken scheiterten jedoch.