Zwei Saarbrückerinnen retten St. Martin
Weil coronabedingt viele St. Martins-Umzüge abgesagt werden müssen, reitet der heilige Martin dieses Jahr ohne Umzug durch Herrensohr.
Einen St. Martins-Umzug kann es wegen der Corona-Pandemie 2020 in Herrensohr nicht geben. Aber einfach so absagen, das kam für Klara Dreßler und Jana Maurer von der Dachsbau-Ranch in Herrensohr nicht in Frage. Sie überlegten nach einer Alternative und planten, dass die Figur des Heiligen, die normal hoch zu Ross den Umzug anführt, nun halt alleine durch den Ort reitet und dafür die Strecke so verlängert, dass sie bei jedem Kind am Fenster vorbeikommt.
„Wir haben uns überlegt, den St. Martin durch die Straßen reiten zu lassen und einen Aufruf im Internet gestartet. Eltern sollten sich melden, bei denen wir unbedingt vorbeikommen sollen. So haben wir noch zwei Straßen in Jägersfreude dazu genommen“, sagt Maurer. Die 27-jährige Bürokauffrau rechnet damit, dass man drei Stunden unterwegs sein wird.
Die Reiter haben ihre Aktion beim Ordnungsamt angemeldet, doch das hatte gar keine Bedenken, da der Ritt als privater Ausritt gelte und dafür keine Erlaubnis notwendig sei. Trotzdem würden die Pferde besonders abgesichert. Vier Personen würden mit Warnwesten vor und hinter dem Pferd gehen und auch verhindern, dass sich ein Umzug bilde, wenn Menschen sich ungefragt anschließen.
„Der St. Martin wird rote Lichter und Reflektoren haben. Man wird ihn gut sehen“, sagt Maurer, die der Familie der örtlichen Bäckerei angehört. Aus Spenden und Eigenmitteln werde man Martins-Brezeln backen lassen und vor und bei dem Ritt Gutscheine verteilen. Mit denen könne man später zu normalen Geschäftszeiten für die Kinder kostenlose Martins-Brezeln in der Herrensohrer Bäckerei Maurer abholen.
„Unser Beitrag hatte eine wahnsinnige Resonanz. Er wurde mehr als 200 000 mal gelesen und 300 Mal geteilt. Viele Familien haben angerufen, aber auch Bürgermeister aus Nachbarorten und Reitvereine. Unsere Idee wird aufgegriffen werden, wir haben nichts dagegen. Uns geht es um die Kinder, denen in diesem Jahr schon zu viel abgesagt worden ist“, sagt Dreßler. Die 23-Jährige arbeitet hauptberuflich mit Pferden, ihre Dachsbau-Ranch beherbergt 30 Pensionspferde. Von dort kommt auch Balu, das Pferd des St. Martin, das am 11. November durch Herrensohr ziehen wird.
Um 17 Uhr will man an der Ranch starten und dann nach und nach alle Straßen durchreiten. Autos würden stets vorbeigelassen, man reite am Straßenrand. Auch das habe dem Ordnungsamt gut gefallen. Der Aktion stehe daher nichts im Wege und die Kinder müssten auf ihr St. Martins-Erlebnis nicht verzichten.
Anders ist es bei Laura Kaiser. Die 26-Jährige aus Jägersfreude ritt in den vergangenen Jahren mit ihrem Pferd Barny in Quierschied, Altenwald, Rentrisch und Hühnerfeld dem St. Martins-Umzug voran. Dieses Jahr stehe kein einziger Ausritt auf ihrem Plan. „Ich erinnere mich gut an meine eigenen Umzüge, wenn ich dem Reiter folgte und es nicht erwarten konnte, so nah wie möglich am Pferd zu gehen“, sagt sie: „Am Feuer bin ich dann abgestiegen, und die Kinder durften paarweise zum Pferd, um es zu streicheln.“Ihre üblichen Umzüge fallen alle aus. Das versteht sie und trägt es mit. Die Aktion der Reiterinnen in Herrensohr gefalle ihr. Die Idee, davon ist sie überzeugt, werde vermutlich in einigen Nachbarkommunen aufgegriffen.
„Unser Beitrag hatte eine wahnsinnige Resonanz.“Klara Dreßler