Die Globus-Gruppe trotzt der Corona-Krise
Ungeachtet der Einschränkungen konnte die Handelskette ihre Umsätze steigern. Nun soll das Online-Geschäft ausgebaut werden.
Die St. Wendler Handelsgruppe Globus hat trotz der Corona-Krise ihren Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr gesteigert. Der Erlös kletterte zwischen dem 1. Juli 2019 und dem 30. Juni 2020 auf 7,95 Milliarden Euro, was einem Wachstum von 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Globus-Finanzchef Christian Heins sprach angesichts regionaler Schließungen von einer stabilen Entwicklung. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag bei 284 Millionen Euro (plus 64 Millionen Euro). Das teilte das Unternehmen auf seiner Jahrespressekonferenz am Dienstag in Saarbrücken mit – zum ersten Mal unter neuer Führung. Matthias Bruch hatte im Sommer die Nachfolge seines Vaters Thomas Bruch als Sprecher der Geschäftsführung der Holding angetreten.
Die Corona-Krise hat die Gruppe vor Herausforderungen gestellt. Die Entwicklung sei regional sehr unterschiedlich verlaufen, sagte Jochen Baab, seit 1. April Sprecher der Geschäftsführung Globus SB-Warenhaus. An ländlicheren Standorten hätten vor allem viele ältere Kunden auf den Besuch im Markt verzichtet, offenbar aber Bekannte darum gebeten, die Einkäufe mitzuerledigen. Denn die Einkaufswagen seien dort deutlich voller gewesen als vor der Corona-Krise.
Während die Märkte im RheinMain-Gebiet unterdessen mehr Kunden angelockt hätten, seien im Saarland aufgrund der Grenzschließungen vor allem Kunden aus Frankreich ferngeblieben. „Sehr kontraproduktiv“, kommentierte Baab. Die Gastronomie sei zeitweise komplett geschlossen gewesen und habe noch immer mit Einschränkungen zu kämpfen. Baab sprach von einem Umsatzrückgang von 30 Prozent und mehr je nach Standort. Auch das habe zu einem anderen Kundenverhalten in den Märkten geführt – etwa einer kürzeren Verweildauer. Die Entwicklung sei aber auf dem Weg Richtung Normalität gewesen – vor der zweiten Welle.
Ein verändertes Kundenverhalten in der Krise lasse sich auch in den Baumärkten beobachten, sagte Timo Huwer, der Anfang des Jahres die Nachfolge seines Vaters Erich Huwer als Sprecher der Geschäftsführung Globus Fachmärkte angetreten hatte. „Die letzten Monate waren für uns alle eine noch nicht erlebte Ausnahmesituation, die uns vor viele neue Herausforderungen gestellt hat.“25 Baumärkte und alle sechs Elektrofachmärkte seien von Schließungen betroffen gewesen. Vor Ort sei dennoch mehr verkauft worden, zudem seien die Online-Aufträge gestiegen. Deshalb investiere man nun verstärkt in Digitalisierung.
Die Corona-Krise hat das Online-Geschäft der Gruppe insgesamt vorangetrieben. Am umsatzstärksten Globus-Standort, in Krasnogorsk in Russland, liege der Anteil des Online-Handels bei fünf Prozent des Gesamtumsatzes – Tendenz steigend, wie Thomas Bruch ausführte. Kunden können beim sogenannten Click&Collect online ihren Einkaufswagen füllen und später die von Mitarbeitern zusammengestellten Artikel
im Markt abholen. In Deutschland biete Globus dieses Angebot in vier Märkten an, darunter auch in Homburg-Einöd.
Allerdings hat der Globus Click&Collect-Partner Getnow vor wenigen Tagen Insolvenz angemeldet. „Das kommt zu einem schlechten Zeitpunkt“, gab Baab zu. Man stehe mit dem Management in Kontakt und prüfe das weitere Vorgehen. Unter Umständen könne man Systeme aus Tschechien oder Russland adaptieren.
Ein Lieferservice, „Click&Delivery“, wie es ihn in Russland aktuell in sieben Märkten gibt, existiert in Deutschland aktuell nicht. Auch wenn eine höhere Affinität erkennbar sei, habe das Online-Geschäft in Deutschland nicht die gleiche Entwicklung wie etwa in Tschechien und Russland hingelegt, sagt Baab. Daher sei ein solches Angebot hierzulande noch nicht wirtschaftlich, könne aber künftig ein Thema sein.
Auch setzt Globus verstärkt auf Selbstbedien-Kassen, sogenannte Scan&Go-Kassen. Diese sind inzwischen in 44 Märkten in Deutschland im Einsatz. Seit Oktober sei zusätzlich an saarländischen Standorten das Bezahlen über Smartphones möglich. Diese Entwicklung führe aber nicht zum Verlust von Jobs. „Unsere Selfscanning- und Online-Services ersetzen keine Arbeitsplätze, sondern stehen unseren Kunden zusätzlich zur Verfügung“, sagte Baab. Für die Betreuung seien sogar Mitarbeiter eingestellt worden.
Globus hat sich zum Ziel gesetzt, in den kommenden fünf Jahren von derzeit 47 auf 60 bis 70 SB-Warenhäuser in Deutschland zu erweitern, betonte Baab. Das Unternehmen sei im August der Einkaufsgemeinschaft Retail Trade Group (RTG) beigetreten und könne damit nun etwa günstiger einkaufen. „Deshalb trauen wir uns eine größere Expansion zu.“
Neben den bereits angekündigten neuen Märkten in Neunkirchen, Eschborn bei Frankfurt, Wittlich und Trier laufen aktuell Verhandlungen zur Übernahme von 16 Real-Standorten in verschiedenen Bundesländern. „Wir befinden uns in der heißen Phase“, sagte Baab. Kaufland habe Interesse an 100 Standorten angekündigt. Ende November fälle das Kartellamt die Entscheidung, ob und wie viele Märkte der Konkurrent übernehmen darf. Und damit auch, wie viele an Globus gehen. Ob ein Standort im Saarland liegt? „Wir würden es uns wünschen“, sagte Baab, wollte sich darüber hinaus aufgrund der laufenden Verhandlungen aber nicht äußern.