Die gute Seele der Ferienbetreuung
Thomas Diederich und die Jugendarbeit der evangelischen Kirche im Warndt – das ist über die Jahre hinweg voneinander untrennbar geworden.
„Schönen guten Tag Lara, wie geht‘s?“Gut gelaunt begrüßt Thomas Diederich (55) die jungen Besucher im Gemeindezentrum Karlsbrunn. Zunächst hakt er ihre Namen auf der Anmeldeliste ab, anschließend desinfizieren sich die Kinder die Hände. Zu Beginn hat der Jugendmitarbeiter der evangelischen Kirchengemeinde Völklingen-Warndt eine schlechte Nachricht: Wegen der gestiegenen Infektionszahlen muss die Mund-Nasen-Maske drinnen durchgehend getragen werden. Bisher durfte sie am Platz abgelegt
Thomas Diederich werden. „Mir egal“, sagt Lara. Durch das doofe Coronavirus lässt sich das Mädchen die Vorfreude nicht verderben. Die anderen Teilnehmer freuen sich ebenfalls auf die Bastelstunde. „Ich liebe Kratzbilder“, versichert Katharina. Wenig später geht‘s los, mit einem Stift rubbeln die Schüler die Fantasiemotive mit Feen und Einhörnern frei. Der Vorteil des Bastelns im großen Gemeindesaal: Jeder hat seinen eigenen Tisch, der Abstand kann problemlos eingehalten werden. Einige ehrenamtliche Helfer unterstützen den Leiter. „Wir machen alles im Team“, erklärt Diederich.
Als er so alt war wie seine Schützlinge, hatte er mit der Kirche nicht viel am Hut. Und er war noch katholisch. Ohne Führerschein fand Diederich zunächst keine Zivildienst-Stelle. Beim Diakonischen Werk klappte es dann doch. In der evangelischen Kirchengemeinde Fürstenhausen erledigte der Zivi alles zu Fuß.
Der gelernte Einzelhandelskaufmann arbeitete im Büro, half im Kindergarten, betreute Senioren und sprang als Hausmeister ein. „Es war super interessant“, erinnert sich Diederich. Vom Pfarrer wurde der junge Mann mit offenen Armen empfangen. Er saß bei ihm am Mittagstisch und spielte mit den Kindern der Familie.
„Ich habe mich sehr wohl gefühlt“, sagt Diederich. Der Katholik konvertierte zum Protestantismus und engagierte sich weiter ehrenamtlich. Zunächst bereitete er Kindergottesdienste vor. Als die Gemeinde anbot, ihn als Jugendmitarbeiter anzustellen, griff er zu.
Seit 28 Jahren betreut er nun Kinder in Karlsbrunn und Großrosseln. 15 Stunden in der Woche engagiert sich Diederich für die Kirchengemeinde. Zweites berufliches Standbein ist die Nachmittagsbetreuung, 22 Stunden kümmert er sich um Grundschüler in Differten. In Karlsbrunn ist er für den Kinderclub verantwortlich.
Donnerstags trifft sich der Nachwuchs im Keller des Gemeindezentrums zum Kickern, Basteln oder Tischtennisspielen. Die Religion der Kinder ist egal. Jeder sei willkommen, betont Diederich. In Kooperation mit der katholischen Pfarrei Heilig Kreuz im Warndt organisiert er im Großrosseler Pfarrheim einmal die Woche einen ökumenischen Kindertreff.
Außerdem unterrichtet der Kirchenmitarbeiter Konfirmanden, in
„Wir machen alles im
Team.“
Jugendmitarbeiter der evangelischen Kirche Völklingen-Warndt
den Schulferien stehen Ausflüge und Bastelangebote auf dem Programm. Während Diederich hauptsächlich in Karlsbrunn und Großrosseln aktiv ist, kümmert sich seine Kollegin Annette Vollmer in Ludweiler um die Jugendarbeit.
Als die wöchentlichen Angebote
wegen der Pandemie ausfielen, wollte Diederich mit den Kindern in Kontakt bleiben. Auf WhatsApp richtete er einen Chat ein. Jeden Tag stellte er ein Online-Programm auf die Beine, bei den Bastelaufgaben und Ratespielen konnte man kleine Preise gewinnen.
Sollte es wegen der Pandemie erneut zur Schließung kommen, ist der Chat schnell wiederbelebt. Zu Thomas Diederich kommen auch Kinder, deren Väter oder Mütter er schon betreut hat. Die Arbeit macht ihm viel Freude. „Es ist mein Leben“, versichert der zweifache Großvater.