Ein Jungspund unter vielen alten Hasen
Der 19 Jahre alte Niklas Schiller hat sich beim TuS Herrensohr in einer Mannschaft mit vielen „Altstars“durchgesetzt. Dass der Linksverteidiger beim Fußball-Saarlandligisten gelandet ist, verdankt er einem Einkauf von TuSChef Sebastian Richter bei seinem
Blickt man mit etwas Ironie auf Niklas Schiller, könnte man meinen, er sei Zivildienstleistender im Fußball-Altersheim. Er ist 19 Jahre alt und spielt beim Saarlandligisten TuS Herrensohr. Der hat eine der ältesten Aktiven-Mannschaften des Saarlandes. Um Niklas Schiller tummeln sich fast nur erfahrene Spieler, die um die 30 Jahre alt sind – oder schon darüber hinaus.
„Also wenn ich sehe, wie viele unserer Spieler in der 90. Minute noch einen Sprint über den ganzen Platz hinlegen, dann bin ich mir sicher,
Niklas Schiller dass hier noch gar keiner zu alt für Fußball ist“, sagt Niklas Schiller. Und ergänzt: „Außerdem gibt es mit Nils Borgard und Simon Ikas auch noch zwei junge Spieler, die nicht viel älter sind als ich.“Nils Borgard ist 23 Jahre alt, Simon Ikas 22.
Niklas Schiller hat sich im zweiten Jahr beim TuS Herrensohr durchgesetzt. Der Jungspund hat sich neben all den Routiniers einen Stammplatz auf der linken Abwehrseite erkämpft. Der Köllerbacher spielte bis zur U 15 bei den SF Köllerbach, wechselte dann zur SV Elversberg. Dort wurde er über das Nachwuchsleistungszentrum zum Stammspieler in der U 17 in der Bundesliga.
Die berufliche Karriere war Niklas Schiller aber wichtiger als der Fußball. „Ich habe eine Lehre zum Bankkaufmann begonnen und musste von morgens bis abends arbeiten. Das ist mit Jugend-Bundesliga nur schwer zu vereinbaren. Ich habe mich für den Beruf entschieden“, sagt der 19-Jährige, der seine Lehre erfolgreich abgeschlossen hat.
Die Verbindung zum TuS Herrensohr kam typisch saarländisch zustande. Sein Vater Sven Schiller, früher einer der besten Stürmer des Saarlandes, hat ein Feinkostgeschäft auf dem Rotenbühl in Saarbrücken. Dort war Sebastian Richter, Macher und Geldgeber beim TuS Herrensohr, zum Einkaufen. Die Beiden kennen sich aus gemeinsamen Zeiten beim SC Halberg-Brebach. Sie kamen ins Gespräch – und es wurde zum Thema, dass Niklas Schiller eine neue Herausforderung sucht. Sebastian Richter rief ihn an. „Es war ein gutes Telefonat und ich war auch im Training direkt begeistert von den Spielern und der Mannschaft. Es war mir sofort klar, dass ich beim TuS sehr viel lernen kann“, erklärt der 19-Jährige, dessen Kopfballspiel ausbaufähig war. Trainer Bernd Eichmann, der Bundesliga-Profi beim 1. FC Saarbrücken war, und TuS-Stürmer Manuel Schuck trainierten mit dem jungen Verteidiger das Kopfballspiel.
Auch von den Mannschaftskameraden gibt es Unterstützung. Der 32 Jahre alte Mittelfeldspieler Alexander Otto, der ebenfalls Profi beim FCS war, erklärte Niklas Schiller, wie man taktisch auf dem Platz verschiebt und wo man zu stehen hat. „Ich könnte viele Sachen aufzählen, die ich in den zwei Jahren beim TuS Herrensohr schon gelernt habe. Ich weiß nicht, ob das in einer anderen Mannschaft auch so gewesen wäre“, erzählt Niklas Schiller. Und schiebt nach: „Ich bin dankbar dafür.“
Der Saisonstart des TuS war mit einem Sieg aus fünf Spielen holprig. Die vergangenen drei Spiele gewannen die Herrensohrer aber. „Wir hatten eine schwierige Vorbereitungszeit mit vielen Verletzten. In den vergangenen Wochen sind wir immer besser in Form gekommen. Jetzt sind wir schon auf dem sechsten Tabellenplatz. Uns muss man auf der Rechnung haben“, sagt Niklas Schiller. Wie alle Clubs wird der TuS von Corona ausgebremst. Der Saarländische Fußball-Verband hat die Saison wegen der Pandemie unterbrochen. Die Spieltage vom 23. bis 25. und 30. bis 31. Oktober sowie die vierte Runde des Saarlandpokals wurden verschoben (wir berichteten).
Was die Zukunft angeht, lässt sich Niklas Schiller alle Optionen offen. „Im Fußball geht das ja heutzutage alles sehr schnell. Ich mache mir darüber keine großartigen Gedanken. Natürlich würde es mich auch mal reizen, eine Klasse höher zu spielen, um herauszufinden, ob ich da mithalten kann. Aber aktuell bin ich mit allem sehr zufrieden“, sagt der 19 Jahre alte Linksverteidiger, der sich in einer Mannschaft mit vielen „Altstars“durchgesetzt hat.
„Also wenn ich sehe,
wie viele unserer Spieler in der 90 Minute noch einen Sprint über
den ganzen Platz hinlegen, dann bin ich mir sicher, dass hier noch gar keiner zu alt
für Fußball ist.“
TuS Herrensohr