Der Blick durchs gesplitterte Glas
Bei Gefahr pumpt er sich auf. Gefüllt mit Wasser schwillt er dann an, zu kugelrunder Form. Als wäre das nicht genug der Einschüchterung, ist er noch äußerst giftig: Tetrodotoxin, ein lähmendes Nervengift, kann der Kugelfisch freisetzen.
Man kommt nicht ganz umhin, nicht zu merken, warum die US-Rockband Hootie & the Blowfish den Kugelfisch im Bandnamen tragen. Ihren Sound muss die Band zwar nicht mit künstlichen Arrangements aufpumpen. Aber das, was da an die Ohren dringt, ist direkt, tiefgründig. Ja, vielleicht ein bisschen toxisch. Der Blick fällt ungeschönt und klar aus dem angesplitterten Rückfenster. „Cracked Rear View“heißt das Album von 1994, das im Gedächtnis bleibt.
Noch auf dem College ruft Sänger Darius Rucker mit seinen Kollegen Mark Bryan (Gitarre), Dean Felber (Bass) und Jim „Soni“Sonefeld (Schlagzeug, Klavier) die Band ins Leben. Ihr Erstlingswerk sollte ihr bis heute erfolgreichstes werden. Es verkaufte sich millionenfach. Titel wie „Let Her Cry“, oder „Only Wanna Be With You“bleiben im Kopf: „Well, there‘s nothing I can do, I‘ve been looking for a girl like you.“
Unaufdringlich schleichen sich Folk-Elemente in den poppigen Rock der Amerikaner. In „Running From An Angel“ist Bryans Mandolinenspiel zu hören, im (fast) finalen „Goodbye“Sonis sanftes Anschlagen der Klaviertasten. So ganz zu Ende ist das Werk mit dem vermeintlichen Song vom Abschied nicht. Wie die Texte hält auch die CD-Veröffentlichung Verstecktes bereit. Der geheime zwölfte Titel ist ein überlieferter Spiritual: „Sometimes I Feel Like A Motherless Child“. Manchmal, nur manchmal. Manchmal ist hier das Düstere ein Zeichen der Hoffnung.