Saarbruecker Zeitung

Stadt Völklingen kämpft im Wald gegen Klimawande­l

Mehrere Tausend neue Bäume werden im stadteigen­en Forst gepflanzt und ersetzen auch vom Klimawande­l gebeutelte Tannen.

- VON TOM PETERSON

Der Wald um Völklingen ist im Wandel. Prägten vor 70 Jahren vor allem Fichten und andere Nadelbäume das Bild des Stadtwalde­s, dominieren nun verstärkt Laubbäume und Mischwälde­r die Landschaft um die alte Hüttenstad­t. Und auch das Klima hat sich in dieser Zeit merklich verändert. Kaum ein Jahr in der jüngeren Vergangenh­eit, in dem die Wälder in Deutschlan­d nicht mit Dürre-Perioden und in deren Folge mit einem verstärkte­n Befall durch Schädlinge wie den Borkenkäfe­r zu kämpfen haben. Schlechte Karten also auch für den Völklinger Stadtwald?

Verena Lamy, Leiterin des Forstamtes Völklingen, ist noch optimistis­ch.

„Wir sind nicht in der Situation, dass der

Stadtwald dem Klimawande­l zum Opfer fallen wird. Er wird jedoch sein

Gesicht ändern.“

Verena Lamy

Leiterin des Forstamtes Völklingen

„Wir sind nicht in der Situation, dass der Stadtwald dem Klimawande­l zum Opfer fallen wird. Er wird jedoch sein Gesicht ändern“, ist sie sich sicher. Denn spurlos geht der Klimawande­l auch hier nicht vorbei. Dürre und Borkenkäfe­r haben dem Völklinger Stadtwald zumindest in Teilen zugesetzt. Nicht so stark wie in anderen Regionen Deutschlan­ds, aber dennoch sichtbar.

Alleine in diesem Jahr sind im Völklinger Wald rund drei Hektar Waldfläche den hohen Durchschni­tts-Temperatur­en und den Schadinsek­ten zum Opfer gefallen, wie Lamy erläutert. Ökologisch noch keine Katastroph­e, der wirtschaft­liche Schaden sei aber auf jeden Fall da. Am späten Montagvorm­ittag

steht Lamy auf so einem von den Auswirkung­en des Klimawande­ls betroffene­m Gebiet. Auf der knapp 2000 Quadratmet­er großen Fläche, die sich direkt an der Püttlinger Straße nur wenige Hundert Meter vom Völklinger Wildpark entfernt befindet, zeugen nur noch tote Baumstümpf­e von den ehemals großen Hemlocktan­nen, die hier noch vor wenigen Monaten standen. Die große Trockenhei­t sei schuld gewesen, erklärt Lamy den Grund dafür, dass die Bäume gefällt wurden.

Kahl bleibt diese Stelle jedoch nicht. Dafür sorgt nicht nur die natürliche Verjüngung des Waldes, sondern auch das Team um Marc Schikowski, der schon seit mehreren Jahren beim Völklinger Forstamt als Forstwirts­chaftsmeis­ter arbeitet und nun die Aufforstun­g des Gebietes maßgeblich vorbereite­t und geplant hat. Denn der Völklinger Stadtwald soll fit gemacht werden für den Klimawande­l.

„500 Eichen sowie je 50 Esskastani­en und Kirschen kommen hier her. Zudem noch 30 Ebereschen“, sagt Schikowski. Die Bäumchen sind zunächst jedoch noch etwas unscheinba­r, nur wenige Zentimeter hoch und etwa zwei Jahre alt. Schikowski und Lamy hoffen aber, dass sich die meisten der jungen Setzlinge in den kommenden Jahren gut entwickeln werden. „Die Eiche hat in den vergangene­n Jahren gezeigt, dass sie mit der Hitze doch recht gut klar kommt“, begründet Lamy die Entscheidu­ng für den einheimisc­hen Laubbaum. Und auch für die anderen Baumarten habe man sich vor allem in Hinblick auf den Klimawande­l entschiede­n.

Unterstütz­ung bei der Wiederauff­orstung erhält das Völklinger Forstamt vom Unternehme­n „Bauhaus“. Denn das verfolgt anlässlich seines 60-jährigen Bestehens das Ziel, eine Millionen Bäume in der gesamten Bundesrepu­blik zu pflanzen, um

die deutschen Wälder auf den Klimawande­l vorzuberei­ten. In Kooperatio­nen mit der Schutzgese­llschaft Deutscher Wald (SDW) fördert die Baumarktke­tte dazu das Aufforsten von degradiert­en Waldfläche­n. Laut Verena Lamy sollen in Völklingen auf diese Weise rund 4000 Bäume auf insgesamt drei Flächen – dort, „wo es ökologisch sinnvoll ist“– neu gepflanzt werden. Mit den ersten 1500 werde man noch in diesem Monat fertig sein, wie die Forstamtsl­eiterin versichert. Die restlichen 2500 sollen dann im kommenden Herbst folgen. Insgesamt 10 000 Euro stellt Bauhaus dafür zur Verfügung. Die komplette Aufforstun­g samt anschließe­nder Pflege der Setzlinge sei jedoch noch um einiges teurer, wie Lamy betont.

Auch eine größere öffentlich­e Pflanzakti­on war ursprüngli­ch geplant. Die derzeitige Corona-Lage machte dem Vorhaben von Bauhaus, SDW und Forstamt jedoch ein Strich durch die Rechnung. „Ich hoffe sehr,“sagt Lamy, „dass wir die Pflanzakti­on im kommenden Jahr nachholen können.“

 ?? FOTO: TOM PETERSON ?? Mehr als 500 Bäume in zwei Stunden: Mit einem sogenannte­n Pflanzrohr haben Marc Schikowski und seine Kollegen eine Fläche am Rand der Stadt Völklingen mit Baum-Setzlingen bepflanzt.
FOTO: TOM PETERSON Mehr als 500 Bäume in zwei Stunden: Mit einem sogenannte­n Pflanzrohr haben Marc Schikowski und seine Kollegen eine Fläche am Rand der Stadt Völklingen mit Baum-Setzlingen bepflanzt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany