Sanierer der Marienhäuser räumt Posten
Der umstrittene Sanierer der Marienhauskliniken, Thomas Wolfram, hat seinen Posten geräumt. An ihm rieben sich Beschäftigte und Landespolitiker gleichermaßen
Thomas Wolfram, der mit harten Einschnitten für Sanierung der Marienhauskliniken verantwortlich war, hat seinen Posten geräumt. Viele Beschäftigte des katholischen Trägers und Politiker im Land sahen in ihm eine „Reizfigur“.
Am Ende dankte Marienhaus-Chef Heinz-Jürgen Scheid seinem Generalbevollmächtigten noch einmal für die „exzellente Arbeit“. Thomas Wolfram, der umstrittene Sanierer des katholischen Trägers, hat das Unternehmen zum 31. Oktober verlassen. Nur einen Tag zuvor hatte Marienhaus die Personalie publik gemacht.
Die Gewerkschaft Verdi bezweifelt daher, dass Wolfram aus freien Stücken ging. „Dafür ging es jetzt zu schnell und unerwartet“, sagte der Verdi-Pflegebeauftragte Michael Quetting. Bei Marienhaus hingegen klingt das deutlich unspektakulärer: Die Arbeit des Beraters (Wolfram war nicht bei Marienhaus
angestellt) sei von Beginn an auf zwei Jahre angelegt gewesen, das von ihm durchgesetzte „Restrukturierungsprogramm“erfolgreich abgeschlossen. Nun sei das Unternehmen „wirtschaftlich stabilisiert und damit für die Zukunft wieder investitionsfähig“, lobte Scheid.
Wolfram war Anfang 2019 ins Unternehmen geholt worden, um mit harten Einschnitten den Träger wirtschaftlich zu sanieren. Dazu gehörten auch Standort-Schließungen und -Zusammenlegungen. So soll von der Klinik Ottweiler, deren Betten nach St. Wendel verlagert wurden, nur noch ein Zentrum für ambulante Operationen übrig bleiben, der Standort Losheim zu einem Geriatrie-Zentrum werden. Bereits vor Wolframs Amtsantritt hatte Marienhaus die Standorte Wadern und Dillingen geschlossen. Ähnlich ging Marienhaus auch in Rheinland-Pfalz vor.
In Teilen der Belegschaft galt Chirurg und Gesundheitsökonom Wolfram als Reizfigur. Quetting bezeichnete ihn als „knallharten Manager“, der „verbrannte Erde“hinterlasse. Als Wolfram noch den privaten Krankenhauskonzern Asklepios leitete (2013-2018), soll er im Unternehmen laut „Spiegel“die Spitznamen „General“und „Putin“gehabt haben. Als im Frühjahr zahlreiche Pflegekräfte der Krankenhäuser St. Wendel, Ottweiler und Kohlhof gegen einen neuen Personalschlüssel protestierten, richtete sich der Furor in erster Linie gegen Wolfram. Der Landtag beauftragte daraufhin den Pflegebeauftragten Jürgen Bender mit einer Untersuchung, deren Ergebnis noch aussteht.
Andererseits hatte Wolfram auch Anhänger im Unternehmen. Der Vorsitzende der Mitarbeitervertretung des Marienkrankenhauses St.
Wendel meinte in der aufgebrachten Diskussion im Frühjahr in einem Rundbrief, Wolfram sei nicht der „böse Wolf“: Das Restrukturierungsprogramm trage Früchte, Wolframs Handeln habe sich auch in der (Corona-)Krisensituation bewährt.
Der Name Wolfram schaffte es – ungewöhnlich für den Berater eines Klinikträgers – bis in Landtagsdebatten hinein. Als Wolfram im März im Gesundheitsausschuss des Landtags angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weitere Schließungen prognostizierte und sich dabei wohl einer deutlichen Wortwahl befleißigte, waren Abgeordnete aufgebracht. Der CDU-Sozialpolitiker Hermann Scharf bezeichnete Wolframs Sprache als „nicht von einem christlichen Menschenbild und von Nächstenliebe geprägt“. Wolframs Verteidiger hingegen sagten, er habe lediglich die Situation so beschrieben, wie sie sei, und den
Abgeordneten die Augen geöffnet.
CDU-Mann Scharf wollte wegen Wolfram später sogar den Trierer Bischof Stephan Ackermann dazu bewegen, bei Marienhaus zu intervenieren. Doch das tat Ackermann nicht, wie Insider glaubhaft berichten. Er habe auch mit Wolframs Abgang nichts zu tun.