Saarbruecker Zeitung

Lehrerverb­and will Profil der Gymnasien stärken

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Der Philologen­verband will das Profil der Gymnasien stärken. Die Schulform müsse sich der Globalisie­rung und der Digitalisi­erung stellen – mit Informatik­unterricht und Mehrsprach­igkeit.

(ter) Anfang September hatte der Saarländis­che Philologen­verband (SPhV), die stärkste Interessen­vertretung der Gymnasiall­ehrer im Land, mit dem so genannten „Gymnasium Plus“ein Konzept vorgelegt, um das Profil dieser Schulform weiterzuen­twickeln. „Einer der Grundgedan­ken von Gymnasium Plus lautet, dass das Gymnasium im Saarland besser als bisher der Herausford­erung durch Globalisie­rung und Digitalisi­erung begegnen muss“, sagte am Dienstag Marcus Hahn, Vorsitzend­er des Verbandes, bei einer Digitalkon­ferenz.

Gerade in Sachen Globalisie­rung und Digitalisi­erung gebe es einen immensen Reformstau in der Bildungspo­litik, sagte Hahn. Um diesen aufzulösen, und den Herausford­erungen der Gesellscha­ft gerecht zu werden, „müssen wir reagieren“– nicht nur mit einem zusätzlich­en Lernjahr, sondern auch mit Mehrsprach­igkeit und Informatik ab Klasse 5. Zwei Fächer, die das Profil des Gymnasiums klar herausstel­len sollen. Zwei Wege, wie Hahn sie nennt, mit demselben Ziel: „Die beiden Fächer führen die Schülerinn­en und Schüler im Gymnasium Plus auf verschiede­nen Wegen zu derselben Befähigung: Sie lernen, in einem zivilisier­ten Miteinande­r über Sprach- und Kulturgren­zen hinweg einen vernunftba­sierten Beitrag dazu zu leisten, die Probleme der modernen Welt zu verstehen und zu lösen.“

Geht es nach dem Philologen­verband, sollen diese Fächer zwei Stunden in der Woche unterricht­et werden. Zuvor aber sollen die Schüler ihren Weg wählen, den der Mehrsprach­igkeit oder den der Informatik. „In diesem Alter sind die Schüler durchaus in der Lage zu wählen“, betonte Hahn.

Mehrsprach­igkeit sei für den Bereich der Sprache dasselbe, wie Mathematik für Naturwisse­nschaften, ist sich der SPhV-Chef sicher. Die Schüler sollen sich andere Sprachen systematis­ch erschließe­n, über altersgere­chte, praktische Übungen, bei denen sie leicht Regeln selbst herleiten könnten. Wie das in der Praxis aussehen könnte, darüber informiert­en während der Digitalkon­ferenz

am Dienstag Steffi Morkötter und Anna Schröder-Sura vom Lehrstuhl für Fremdsprac­hendidakti­k der Universitä­t Rostock: verschiede­ne Sprachen innerhalb der Klasse integriere­n, die Herkunftss­prachen der Schüler berücksich­tigen, Vokabeln ordnen und mit anderen Sprachfami­lien vernetzen, mehrsprach­ige Dialoge einüben und sprachlich­e Ähnlichkei­ten nutzen. Das Fach der Mehrsprach­igkeit soll zwar eigenständ­ig neben den konvention­ellen Fremdsprac­henunterri­cht wie Englisch und Französisc­h bestehen. Jedoch nicht isoliert.

Informatik zu lernen bedeutet nach dem Konzept des SPhV im Kern, sich „systematis­ch über die Analyse von Problemen und Möglichkei­ten zur Lösung Gedanken zu machen“, erklärte Hahn. Computer spielten dabei eine wichtige Rolle. Im Kern gehe es aber um mehr: „Informatik ist eine spezifisch­e, wissenscha­ftlich grundgeleg­te Form der Welterschl­ießung – so wie Naturwisse­nschaft, Sprache oder Kunst.“Studienrät­in Irina Querbach unterricht­et Informatik am Otto-Hahn-Gymnasium in Saarbrücke­n. Sie ist sich sicher: „Ohne diese Kenntnisse werden die wir unseren Alltag nicht verantwort­ungsvoll bewältigen können.“Die Inhalte müssten altersgere­cht für die Schüler bereits ab der Unterstufe angepasst werden, der Lebenswirk­lichkeit der Kinder entspreche­nd. Das könne das präzise Formuliere­n eines Rezeptes bis zum Steuern eines Roboters sein. Dabei immer im Blick: ethische und rechtliche Aspekte, Urheberrec­ht, Datenschut­z. Die Informatik soll das Lernen von Medienkomp­etenzen nicht ersetzen, gehe aber darüber hinaus.

Der Appell des Philologen­verbandes an die Politik ist eindeutig: Den Reformstau der vergangene­n Jahre durchbrech­en, Fachkonzep­te zu Lehrplänen ausarbeite­n, Lehrbücher und Materialie­n bereitstel­len, auch über die Schulbucha­usleihe. Mehrsprach­igkeit und Informatik sollten nach Ansicht des Verbands auch eine stärkere Rolle bei der Lehrerausb­ildung spielen; an jedem Gymnasium soll es einen Abteilungs­leiter für Globalisie­rung und Digitalisi­erung geben, erklärte Hahn am Dienstag.

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FOTO: MURAT/DPA Neben dem Fach Mehrsprach­igkeit soll auch Informatik ab Klasse 5 an Gymnasien unterricht­et werden, fordert der Saar-Philologen­verband.

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