Saarbruecker Zeitung

Europa muss Islamismus ins Visier nehmen

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Rechtsextr­emisten missbrauch­en die Terroransc­hläge, um Islamismus und Islam gleichzuse­tzen. Frei nach dem Motto: Alles Gewalttäte­r, alle raus. Die politische Linke wiederum zeigt sich absichtsvo­ll blind auf jenem Auge, mit dem man die islamistis­che Bedrohung und ihre Herkunft sehen müsste.

Die Morde von Paris, Nizza, Dresden und Wien haben nun einiges in Bewegung gebracht. Bei den Staaten, aber auch in der Zivilgesel­lschaft. Es geht zum einen um die Bekämpfung von Terroriste­n und den Umgang mit Gefährdern. Seit diesem Dienstag gibt es dazu eine neue europäisch­e Initiative. Die Staaten haben jetzt offenbar begriffen, dass der islamistis­che Terror eine Gefahr für die innere Sicherheit aller Länder ist und bleibt. Jeden kann es jederzeit treffen. Und die Antwort auf diese Gefahr lautet: Bessere internatio­nale Kooperatio­n, besserer Informatio­nsaustausc­h, eine Schärfung aller sonstigen Instrument­e. Keine Möglichkei­t sollte dabei leichtfert­ig und zu schnell verworfen werden. Auch nicht im Namen des Datenschut­zes.

Das andere ist die ideologisc­he Auseinande­rsetzung mit dem Islamismus. Fakt ist, dass fanatische Islamisten im Namen des Islam morden, ihn also für ihre menschenve­rachtende Ideologie missbrauch­en. Die Vertreter der Muslime haben sich davon immer sehr klar distanzier­t. Fakt ist aber auch, dass es eine Grauzone zwischen Islamismus und Islam gibt. Nämlich überall dort, wo europäisch gekleidete Frauen und Mädchen als Schlampen bezeichnet werden, Christen als Ungläubige, Homosexuel­le als Abschaum und Juden als Feinde. Wo Ehrenmorde klammheiml­ich toleriert werden, Zwangshoch­zeiten oder die Scharia

ebenso. Und wo das Zeigen von Mohammed-Karikature­n als todeswürdi­g gilt. Nicht alle Täter lernen so etwas beim IS. So etwas wird auch in einigen Moscheen in Deutschlan­d gepredigt, auf Schulhöfen und in Shisha-Bars weitergetr­agen.

Unter den hiesigen Muslimen findet wie überall in der Welt eine Auseinande­rsetzung zwischen jenen statt, die nach einem modernen Islam leben wollen und jenen, die den Fundamenta­lismus predigen. Der moderne Islam gehört zu Deutschlan­d und Europa, ihm gilt es zu helfen. Das setzt voraus, dass man ihn nicht ausgrenzt, sondern mit allen Rechten integriert. Die Ausbildung der Imame in Deutschlan­d nach hiesigen Grundwerte­n, über die Innenminis­ter Horst Seehofer gestern mit der Islamkonfe­renz sprach, ist dafür ein wichtiger Baustein. Dafür muss auch Geld fließen. Im Gegenzug muss der Staat aber allen Phänomenen der Intoleranz härter entgegentr­eten. Das Treiben von Vereinen oder Organisati­onen, die unter dem Einfluss muslimisch­er Staaten stehen, muss beendet werden. Ein Kopftuchve­rbot für minderjähr­ige Mädchen an Schulen sollte keine Frage mehr sein, ebenso nicht, dass man entschloss­en gegen Hassbotsch­aften vorgeht. Ob im Internet oder in der Moschee. Unterstütz­ung den Toleranten und keine Toleranz den Intolerant­en. Das muss die Botschaft dieser Tage sein.

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