Saarbruecker Zeitung

„Mit Kunst gerade mal 200 Euro verdient“

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Zurzeit ist es sehr schwer, den Kopf nicht in den Sand zu stecken. Dieses Jahr habe ich als frei schaffende Regisseuri­n gerade einmal 200 Euro mit künstleris­cher Arbeit verdient. Ansonsten besteht das Jahr 2020 für mich aus lauter unfertigen Projekten, Anträgen und Hilfen. Eigentlich hätte es ein fettes Jahr werden sollen, doch jetzt ist alles abgesagt. Vor ein paar Tagen mussten wir auch das erste Festival des Netzwerkes Freie Szene, zu dem ich gehöre, in der Völklinger Hütte absagen. Unzählige Hygienekon­zepte haben wir geschriebe­n in der Hoffnung, weiter spielen zu können. Abstände haben wir ausgemesse­n, Zuschauerw­egeführung­en geplant, Luftreinha­ltungsplän­e erstellt. Das ist alles gar nicht mein Beruf, und jetzt ist doch wieder alles zu.

In solch einer Krise keine Kunst zuzulassen, die diese Krise reflektier­en kann, den Menschen einen öffentlich­en Raum zu nehmen, in dem das Denken frei sein kann und die Perspektiv­e wechselt, ist gefährlich. Nicht nur für die Kunst, die kurz vor dem Bankrott steht, sondern für die ganze Gesellscha­ft.

Aber wir sind noch da und machen weiter. Wenn wir keine Kunst machen dürfen, müssen wir eben Politik machen, damit wir überleben können. Wir geben nicht auf, wir machen was daraus und kommen wieder, spätestens in drei Wochen!

Corinna Preisberg, Regisseuri­n und Vorstandsm­itglied im Netzwerk Freie Szene Saar

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FOTO: DIETZE Corinna Preis- berg

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