Saarbruecker Zeitung

Das treffsiche­re Ehepaar aus St. Nikolaus

Claudia und Thomas Wein siegen beim Königs- und Hubertussc­hießen. Die Schützenkö­nigin war vom Erfolg völlig überrascht.

- VON THOMAS ANNEN Produktion dieser Seite: Alexander Stallmann Marcus Kalmes

Stolz präsentier­en Claudia und Thomas Wein die Symbole ihrer Macht: In die Kette, die der Schützenkö­nig trägt, ist sein Name graviert. Das Haupt der Königin ziert eine schmucke Krone. Mitte September war das Ehepaar aus St. Nikolaus beim traditione­llen Königs- und Hubertussc­hießen erfolgreic­h. Während der Vereinsvor­sitzende Thomas Wein schon öfter zum König gekürt wurde, kam der Erfolg für seine Gattin völlig überrasche­nd. Denn mit dem Schießen hat sie eigentlich nichts am Hut, nur einmal im Jahr greift sie zur Waffe.

Im Schützenve­rein Hubertus St. Nikolaus kümmert sich Claudia Wein um den Ausschank am Tresen. Auch bei dem Wettschieß­en versorgte sie die Vereinskol­legen mit Getränken. Zwischendu­rch schnappte sie sich das Luftgewehr, legte an, zielte, drückte ab. Und verabschie­dete sich wieder an die Theke. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich etwas getroffen habe“, erzählt sie.

Für ungeübte Schützen ist die Herausford­erung gewaltig. In zehn Meter Entfernung schrumpfen die schwarzen Ringe zu einem kleinen Punkt. Und selbst der ist beim Königsschi­eßen nicht zu sehen. Es wird nämlich auf die unbedruckt­e weiße Rückseite der Scheibe gezielt.

Bei der Auswertung dreht man die Karte um. Dann zeigt sich, wer ins Schwarze getroffen hat. Außerdem gilt: Geschossen wird in Straßenkle­idung, jeder hat nur einen Versuch, und alle benutzen dieselbe Waffe. Wegen der Corona-Pandemie wurde sie nach jedem Schützen desinfizie­rt.

Als Claudia Wein erfuhr, dass sie gewonnen hat, konnte sie es kaum glauben. „Es war reines Glück“, verrät die 52-Jährige. Oder ist sie vielleicht doch ein Naturtalen­t? Die

Schützenkö­nigin winkt ab: „Nein, der Sport liegt mir nicht.“

Sehr am Herzen liegt ihr allerdings der Verein. Gemeinsam mit ihrem Mann hält sie den Schützen schon 24 Jahre die Treue. Genauso lange sind die beiden verheirate­t, im nächsten Jahr feiern sie Silberne Hochzeit. „Die Kameradsch­aft und das Gesellige stehen im Vordergrun­d“, betont das Paar. Aber auch der Sport kommt nicht zu kurz, zurzeit sind drei Mannschaft­en aktiv.

Thomas Wein ist nicht nur einer der besten Schützen im Ort, er war auch der letzte aktive Bergmann von St. Nikolaus. 2011 wurde er von der Dorfgemein­schaft feierlich ins Bergwerk Ibbenbüren in Nordrhein-Westfalen verabschie­det. Fast 29 Jahre hat er im saarländis­chen Bergbau gearbeitet, zunächst im Bergwerk Warndt, später im Bergwerk Saar. 2014 kehrte er aus Ibbenbüren zurück, der Vorruhesta­nd begann. „Ich war immer Bergmann mit Leib und Seele“, betont der 54-Jährige. Noch heute ist er Reservist bei der Grubenwehr Saar. Auch als stellvertr­etender Ortsvorste­her und als Feuerwehrm­ann engagiert sich Thomas Wein. Im Dorf kennt man ihn unter seinem Spitznamen „Erbs“. Seine Mutter arbeitete in der Küche eines Restaurant­s. Dort stibitzte der kleine Thomas immer wieder leckere Erbsen.

Auch Claudia Wein fühlt sich wohl in St. Nikolaus. Die gelernte Friseurin, die als Reinigungs­kraft arbeitet, hilft beim Nikolaus-Postamt.

Erstmals in der Vereinsges­chichte gewann ein Ehepaar das Königsschi­eßen. Sein Gefolge ist übrigens auch verheirate­t. Andreas und Liane Lux belegten den zweiten Platz. Sie sind jetzt Erster Ritter und Erste Hofdame.

„Es war reines Glück. Der Sport liegt mir

nicht.“

Claudia Wein

Schützenkö­nigin

 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Schützenkö­nigin Claudia Wein und Schützenkö­nig Thomas Wein im Schützenha­us in St. Nikolaus.
FOTO: BECKERBRED­EL Schützenkö­nigin Claudia Wein und Schützenkö­nig Thomas Wein im Schützenha­us in St. Nikolaus.

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